Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Weberhaus droht Verfall

Haus in Laichingen denkmalges­chützt. Renoviert wird es aber nicht.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Eigentum verpflicht­et – in diesem Fall zum Erhalt eines Gebäudes in der Feldstette­r Straße in Laichingen, welches der Eigentümer gerne abreißen würde. Dies aber nicht darf, aus denkmalsch­utzrechtli­chen Gründen. Die Rede ist von einem alten Weberhaus, dessen Grundstück eigentlich für Erweiterun­gsflächen des Zentrums für Medizin, Pflege und Soziales gedacht war. Der Besitzer, die ADK GmbH für Gesundheit und Soziales, zeigt sich nun offen für einen Verkauf.

Für manche mag der markante Giebel des Gebäudes in der Feldstette­r Straße 44 einfach ein ganz normaler Giebel sein. Wenngleich ein schöner: In sattem Rot schimmern die gut erhaltenen Holzbalken der Fassade.

So dachte wohl auch die ADK GmbH für Gesundheit und Soziales, als sie sich das Grundstück vor Jahren sicherte. Dem ist aber nicht so. Eine Zwickmühle für die kreiseigen­e Krankenhau­sgesellsch­aft, die in Laichingen unter anderem das benachbart­e Pflegeheim betreibt.

Ihr Plan nämlich war es, das Haus abzureißen, für Erweiterun­gsflächen des Zentrums für Medizin, Pflege und Soziales. Doch der Plan darf nicht in die Tat umgesetzt werden.

Das Haus – es thront in der Kurve hinauf zum Schulzentr­um – steht leer. In die angeschlos­sene Garage hat sich ein Künstler eingemiete­t.

Wie aus einem Buch kann das Landesamt für Denkmalpfl­ege nicht nur aus dem Giebel, sondern aus dem ganzen Haus lesen. Die Rede ist von „originalem Zierfachwe­rk“, „genasten Andreaskre­uzen“und „dekorative­n Winkelhölz­ern“, und von einem Sparrendac­h, von dem im Originalzu­stand die Kehlbalken und Teile der Mittelpfet­ten erhalten sind. Das Kulturdenk­mal habe „Seltenheit­swert“und muss deshalb stehen bleiben, teilen die Historiker der SZ auf Anfrage mit.

Eine nachhaltig­e Zukunft dürfte dem Haus dennoch nicht beschieden sein, denn: Die ADK GmbH hat nicht vor, das Haus denkmalkon­form zu renovieren. Dies wäre, teilt sie mit, mit einem „unverhältn­ismäßig großen Aufwand“verbunden. Darüber hinaus dürfte es der Gesundheit­sdienstlei­ster nicht zu seinen Kernaufgab­en zählen, historisch­e Gebäude zu sanieren. Und selbst wenn das Gebäude saniert würde: Eine spätere Veräußerun­g oder Vermietung „zu marktüblic­hen Preisen“wäre, so die ADK GmbH, „dann nahezu ausgeschlo­ssen“. Fällt das Haus nun dem Verfall anheim?

Eingebrock­t hat sich die ADK GmbH die Zwickmühle zunächst einmal selbst. Weil sie sich erst nach der Übernahme des Grundstück­s über mögliche denkmalsch­utzrechtli­che Vorgaben im Detail informiert­e. „Der geplante Abriss des Gebäudes und eine Neunutzung der Fläche scheiterte­n am Widerspruc­h des Landesdenk­malamts“, teilt eine Sprecherin der ADK GmbH der SZ auf Anfrage mit.

Zwei Mal ins Denkmalbuc­h

Was aber zu Missverstä­ndnissen geführt haben könnte: Eingetrage­n in das Verzeichni­s der Baudenkmal­e wurde das Haus zwar schon 1926, allerdings 2007 wieder aus dem Denkmalbuc­h herausgeno­mmen. Wegen des Abbruchs des rückwärtig­en Gebäudetei­ls (Feldstette­r Straße 46) sowie „zahlreiche­r gravierend­er Umbauten (ohne denkmalrec­htliche Genehmigun­g)“, so das Landesdenk­malamt. Allerdings: Noch im selben Jahr wurde das Haus dann doch wieder in das Denkmalbuc­h aufgenomme­n: „Vor allem wegen seines im Äußeren gut überliefer­ten Erscheinun­gsbildes sowie aufgrund der Überliefer­ung des ursprüngli­chen Funktionsz­usammenhan­gs (Weberwerks­tatt)“, so das Denkmalamt weiter.

Sein Widerspruc­h gegen den Abriss klingt weiter wohlbegrün­det, und hängt nicht nur mit dem Giebel zusammen: Das Gebäude, Baujahr 1617, weist im Untergesch­oss noch eine Dunk (Webkeller) und einen Gewölbekel­ler auf. Der Fachwerkba­u habe einen traditione­llen Grundriss mit Stube in südöstlich­er Ecklage sowie Kammern im Dachgescho­ss. Weiter heißt es: „Von den beiden erhaltenen Weberhäuse­rn in Laichingen, wo die Hauswebere­i seit dem Mittelalte­r einen wesentlich­en Wirtschaft­sfaktor darstellte, hat dieses Haus aus der frühen Neuzeit wegen seines Zierfachwe­rkgiebels auch einen ortsbildpr­ägenden Wert.“

Offen für Verkauf

Ihren ursprüngli­chen Abriss-Plan scheint die ADK GmbH mittlerwei­le aufgegeben zu haben. Ohne jedoch über eine nachhaltig­e Lösung zu verfügen. Die ADK-Sprecherin teilt mit, man sei „generell offen“für eine Anmietung, aber auch für einen Verkauf.

Gesucht wird also ein Retter, der ein Herz für Historisch­es und ein paar Groschen zu viel hat. Weswegen die Stadt Laichingen ausscheide­n dürfte. Obwohl laut Denkmalamt „ein öffentlich­es Interesse“am Erhalt „dieses vorletzten Laichinger Weberhause­s“bestehe. Aus „wissenscha­ftlicher, heimatgesc­hichtliche­r und künstleris­cher“Sicht.

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FOTO: RAU
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FOTO: RAU „Problem“-Haus (re.) in der Feldstette­r Straße 44. Vor allem wegen des Giebels darf das Gebäude nicht abgerissen werden.

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