Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Weberhaus droht Verfall
Haus in Laichingen denkmalgeschützt. Renoviert wird es aber nicht.
LAICHINGEN - Eigentum verpflichtet – in diesem Fall zum Erhalt eines Gebäudes in der Feldstetter Straße in Laichingen, welches der Eigentümer gerne abreißen würde. Dies aber nicht darf, aus denkmalschutzrechtlichen Gründen. Die Rede ist von einem alten Weberhaus, dessen Grundstück eigentlich für Erweiterungsflächen des Zentrums für Medizin, Pflege und Soziales gedacht war. Der Besitzer, die ADK GmbH für Gesundheit und Soziales, zeigt sich nun offen für einen Verkauf.
Für manche mag der markante Giebel des Gebäudes in der Feldstetter Straße 44 einfach ein ganz normaler Giebel sein. Wenngleich ein schöner: In sattem Rot schimmern die gut erhaltenen Holzbalken der Fassade.
So dachte wohl auch die ADK GmbH für Gesundheit und Soziales, als sie sich das Grundstück vor Jahren sicherte. Dem ist aber nicht so. Eine Zwickmühle für die kreiseigene Krankenhausgesellschaft, die in Laichingen unter anderem das benachbarte Pflegeheim betreibt.
Ihr Plan nämlich war es, das Haus abzureißen, für Erweiterungsflächen des Zentrums für Medizin, Pflege und Soziales. Doch der Plan darf nicht in die Tat umgesetzt werden.
Das Haus – es thront in der Kurve hinauf zum Schulzentrum – steht leer. In die angeschlossene Garage hat sich ein Künstler eingemietet.
Wie aus einem Buch kann das Landesamt für Denkmalpflege nicht nur aus dem Giebel, sondern aus dem ganzen Haus lesen. Die Rede ist von „originalem Zierfachwerk“, „genasten Andreaskreuzen“und „dekorativen Winkelhölzern“, und von einem Sparrendach, von dem im Originalzustand die Kehlbalken und Teile der Mittelpfetten erhalten sind. Das Kulturdenkmal habe „Seltenheitswert“und muss deshalb stehen bleiben, teilen die Historiker der SZ auf Anfrage mit.
Eine nachhaltige Zukunft dürfte dem Haus dennoch nicht beschieden sein, denn: Die ADK GmbH hat nicht vor, das Haus denkmalkonform zu renovieren. Dies wäre, teilt sie mit, mit einem „unverhältnismäßig großen Aufwand“verbunden. Darüber hinaus dürfte es der Gesundheitsdienstleister nicht zu seinen Kernaufgaben zählen, historische Gebäude zu sanieren. Und selbst wenn das Gebäude saniert würde: Eine spätere Veräußerung oder Vermietung „zu marktüblichen Preisen“wäre, so die ADK GmbH, „dann nahezu ausgeschlossen“. Fällt das Haus nun dem Verfall anheim?
Eingebrockt hat sich die ADK GmbH die Zwickmühle zunächst einmal selbst. Weil sie sich erst nach der Übernahme des Grundstücks über mögliche denkmalschutzrechtliche Vorgaben im Detail informierte. „Der geplante Abriss des Gebäudes und eine Neunutzung der Fläche scheiterten am Widerspruch des Landesdenkmalamts“, teilt eine Sprecherin der ADK GmbH der SZ auf Anfrage mit.
Zwei Mal ins Denkmalbuch
Was aber zu Missverständnissen geführt haben könnte: Eingetragen in das Verzeichnis der Baudenkmale wurde das Haus zwar schon 1926, allerdings 2007 wieder aus dem Denkmalbuch herausgenommen. Wegen des Abbruchs des rückwärtigen Gebäudeteils (Feldstetter Straße 46) sowie „zahlreicher gravierender Umbauten (ohne denkmalrechtliche Genehmigung)“, so das Landesdenkmalamt. Allerdings: Noch im selben Jahr wurde das Haus dann doch wieder in das Denkmalbuch aufgenommen: „Vor allem wegen seines im Äußeren gut überlieferten Erscheinungsbildes sowie aufgrund der Überlieferung des ursprünglichen Funktionszusammenhangs (Weberwerkstatt)“, so das Denkmalamt weiter.
Sein Widerspruch gegen den Abriss klingt weiter wohlbegründet, und hängt nicht nur mit dem Giebel zusammen: Das Gebäude, Baujahr 1617, weist im Untergeschoss noch eine Dunk (Webkeller) und einen Gewölbekeller auf. Der Fachwerkbau habe einen traditionellen Grundriss mit Stube in südöstlicher Ecklage sowie Kammern im Dachgeschoss. Weiter heißt es: „Von den beiden erhaltenen Weberhäusern in Laichingen, wo die Hausweberei seit dem Mittelalter einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellte, hat dieses Haus aus der frühen Neuzeit wegen seines Zierfachwerkgiebels auch einen ortsbildprägenden Wert.“
Offen für Verkauf
Ihren ursprünglichen Abriss-Plan scheint die ADK GmbH mittlerweile aufgegeben zu haben. Ohne jedoch über eine nachhaltige Lösung zu verfügen. Die ADK-Sprecherin teilt mit, man sei „generell offen“für eine Anmietung, aber auch für einen Verkauf.
Gesucht wird also ein Retter, der ein Herz für Historisches und ein paar Groschen zu viel hat. Weswegen die Stadt Laichingen ausscheiden dürfte. Obwohl laut Denkmalamt „ein öffentliches Interesse“am Erhalt „dieses vorletzten Laichinger Weberhauses“bestehe. Aus „wissenschaftlicher, heimatgeschichtlicher und künstlerischer“Sicht.