Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Viel Einsatz und Liebe für Vögel in Not
Elvira Schick sorgt liebevoll für die Tiere, derzeit leben auch drei Jungstörche bei ihr
VOLKERSHEIM - Drei Störche fliegen derzeit Tag für Tag über Volkersheim. Sie werden von Elvira Schick aufgepäppelt und versorgt. Seit dem Tod des Ehinger Storchenexperten Rudolf Kohlruss vor eineinhalb Jahren hat sie die Aufgaben der Vogelpflegestation des Nabu Ehingen übernommen. Mit viel Liebe kümmert sie sich ehrenamtlich um die Vögel, die zu ihr gebracht werden. Über Unterstützung würde sie sich freuen.
Derzeit kümmert sich Elvira Schick um einen Stieglitz, der als einziger in einem Nest übrig geblieben war, das eine Katze ausfindig gemacht hatte. Außerdem hat sie eine Wildente aufgenommen, die den Anschluss an die Familie verloren hatte. Auch ein geschwächter Mauersegler lebt derzeit beim Erlebnisgasthof „Hasen“. Und drei Störche versorgt Elvira Schick zurzeit, einer von ihnen sei in die Riß gefallen. Um Spechte, Schwalben, Turmfalken, Pfauen, Bussarde habe sie sich auch schon gekümmert. Langsam gehe der Platz aus. Acht Gehege gebe es am Hof, ein bis zwei brauche sie noch, sagt Elvira Schick, die aus Liebe handelt: „Entweder du machst so etwas mit Herz und Seele oder gar nicht.“
Im vergangenen Jahr habe sie den ersten Storch am Hof gehabt – dieser sei bei einem Sturm in Rottenacker hinuntergestürzt. Auch andere Tiere hat sie am Hof, versorgt Notfälle und hilft auch mal aus, wenn Leute nicht wissen, wohin sie ihre Tiere während des Urlaubs bringen sollen oder wenn sie plötzlich Allergien entwickeln. Platz gibt es beim „Hasen“auch für bis zu 80 Schwalben – unter dem Dach und im Schwalbenhaus auf der Wiese. Abends sei oft der ganze Himmel schwarz, wenn Mehl- und Rauchschwalben unterwegs sind, erzählt Elvira Schick.
Meistens versorge sie junge Vögel, die aus dem Nest gefallen sind. Das passiere bei den Störchen etwa, wenn der Nachwuchs seine Flugübungen macht. Wenn ein Flügel gebrochen sei, würden es die Wenigsten schaffen, erklärt sie. Bei manchen Verletzungen müssten die Tiere auch eingeschläfert werden. „Man kann nicht die ganze Welt retten“, sagt die Volkersheimerin. „Aber schön ist es natürlich nicht, wenn man alles tut – und dann stirbt das Tier.“
Vielleicht wollen sie bleiben?
Das Schönste an ihrer Arbeit sei, wenn sie die Tiere wieder freilassen darf, sagt sie. Doch sei das Schwierigste die Gratwanderung zwischen der liebevollen Pflege und dem Erreichen dieses Ziels. Denn wenn die drei Störche zum Beispiel immer gefüttert werden, würden sie vielleicht auch bleiben wollen. Doch mittlerweile klappern schon fremde Störche um den Hof herum. Kürzlich seien zwölf über den Hof gekreist, weshalb Elvira Schick zuversichtlich ist, dass ihre Störche den Weg in die Freiheit finden.
Bevor sie nach Volkersheim gekommen ist, hatte sie schon sieben Jahre lang den Tiernotruf Munderkingen angeboten. Ins Leben gerufen hatte sie ihn, weil ihr selbst ein Turmfalke ins Auto geflogen war und niemand sich kümmern wollte. „Die Leute haben dann gewusst, sie können mich anrufen.“30 000 Kilometer sei sie damals schon ehrenamtlich mit dem Auto durch die Gegend gefahren. Auch jetzt sei sie die Ansprechpartnerin und telefonisch erreichbar, wenn Menschen auf Vögel in Not stoßen. Ihre Nummer sei über den Nabu erfahrbar. Beobachten sei das Wichtigste, wenn man einen Vogel in Not entdeckt. „Vielleicht versorgen die Eltern den Vogel noch immer, auch wenn er aus dem Nest gefallen ist“, erklärt die Tierliebhaberin. Deshalb solle man sie nicht sofort mitnehmen, sondern erst einmal die Situation beobachten.
„Das könntest du auch machen“, habe der Ehinger Storchenexperte Rudolf Kohlruss ein Jahr vor seinem Tod zu ihr gesagt und sie gefragt, ob sie seine Aufgabe einmal übernehmen könnte. „Es ist mehr Arbeit, als ich gedacht habe“, sagt Elvira Schick heute. „Es wäre schön, wenn es noch mehr Leute gäbe, die das machen würden.“Doch häufig fehle es an Wissen. Schade, dass Rudolf Kohlruss und Wolfgang Biegert ihr Wissen mit ins Grab genommen haben“, sagt die 47-Jährige, der auch klar sei, dass viele Menschen gar nicht helfen können, selbst wenn sie wollten: weil sie berufstätig sind oder nicht den Platz haben. Sie selbst habe viel gelesen, um sich das nötige Wissen anzueignen. Und mit der Arbeit wachse auch die Erfahrung, erklärt sie.
Ein Problem bei der Versorgung der Vögel sei: „Niemand fühlt sich für sie verantwortlich. Es sind ja Wildtiere.“Das Tierheim nehme sie nicht auf, erklärt Elvira Schick, und auch Gemeinden würden sich nicht verantwortlich fühlen. „Da niemand zuständig ist, gibt es auch von niemandem Geld.“Der Nabu unterstütze sie mit Küken für die Greifvögel und habe ihr eine Gefriertruhe organisiert. Sie würde sich auch eine Unterstützung durch die Gemeinden wünschen, sagt sie, genauso wie über Spenden von Privatleuten.
Auch würde sie sich über Leute freuen, die sie mal kurz vertreten, wenn sie zum Beispiel Einkaufen gehe, sagt die 47-Jährige. In den Urlaub fahren, sei für sie nicht möglich. „Manche Vögel müssen jede Stunde gefüttert werden.“Wenn sie etwas erledigen muss, nehme sie die Vögel teilweise in der Box mit. Was bei der derzeitigen Hitze aber schwierig sei. Auch müsse sie immer gucken, dass die Vögel Wasser haben. Trotz aller Mühen: „Man kann mit Geld gar nicht bezahlen, was man zurückbekommt“, sagt Elvira Schick. Die Tiere seien sehr dankbar.