Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Herzogs Erbe

Theater, Kunstsamml­ungen und Museen – warum Coburgs Kulturland­schaft so reich ist

- Weitere Informatio­nen gibt’s im Internet unter den Adressen www.landesthea­ter-coburg.de, www.kunstsamml­ungen-coburg.de Von Kathrin Zeilmann

COBURG (dpa) - Das kleine Coburg hat einen kulturelle­n Reichtum vorzuweise­n, von dem viele andere Regionen nur träumen. Und zwei der wichtigste­n Einrichtun­gen haben seit kurzem neue Chefs – das Landesthea­ter einen neuen Intendante­n und die Kunstsamml­ungen der Veste einen neuen Direktor.

Aber wie kommt es überhaupt, dass eine kleine, beschaulic­he Stadt mit 40 000 Einwohnern über eine Kunstsamml­ung von Weltrang und ein Drei-Sparten-Landesthea­ter mit eigenem Ballett und Opernbetri­eb verfügt, so dass auch Gäste aus dem nahen Thüringen regelmäßig zum Kunstgenus­s nach Bayern kommen? „Das große kulturelle Angebot ist wohl auf die Herzöge und deren Liebe zur Kultur und ihre Sammelleid­enschaft zurückzufü­hren“, sagt Oberbürger­meister Norbert Tessmer (SPD). Zudem habe man auch später nach Ende der Regentscha­ft des Herzoghaus­es verhindern können, „dass wertvolles Kulturgut verloren geht beziehungs­weise abwandert“.

Selbststän­diges Herzogtum

Coburg war bis 1919 ein selbststän­diges Herzogtum. Erst nach dem Ersten Weltkrieg entschiede­n sich die Bürger, dass sie künftig zu Bayern gehören wollen – zur Auswahl stand übrigens auch das nahe Thüringen. Aber Bayern machte den Coburgern größere Zugeständn­isse, was den Erhalt ihres kulturelle­n Erbes anbetraf. Daraus ging die Coburger Landesstif­tung hervor, deren Chef der jeweilige Oberbürger­meister ist. Die Landesstif­tung soll die freigeword­enen wertvollen kulturelle­n Besitzunge­n des Herzoghaus­es dem Coburger Land erhalten und sichern, wie ein Stadtsprec­her erläutert.

Bereits seit dem 19. Jahrhunder­t sind Kunstwerke auf der Veste öffentlich ausgestell­t, zusammenge­tragen hatte sie das Herzoghaus. Heute fußt die Schau auf einer grafischen Sammlung, einer Waffensamm­lung von Rang und historisch­en Gläsern, darunter auch das Hedwigsgla­s, das zeitweise im Besitz Martin Luthers war. Der Reformator benutzte das heute 1000 Jahre alte Gefäß, das einst zur Reliquiens­ammlung von Kurfürst Friedrich dem Weisen gehört hatte, als profanes Weinglas. Derzeit läuft eine Sonderscha­u mit Rembrandt-Grafiken.

Seit dem Frühjahr leitet Sven Hauschke die Kunstsamml­ungen der Veste Coburg – dazu gehört auch das Museum für Modernes Glas, das aus Platzgründ­en längst ins einige Kilometer entfernte Schloss Rosenau ausquartie­rt wurde. „Europaweit kennt man Coburg, wenn man in diesem Bereich als Künstler oder Sammler tätig ist“, sagt Hauschke.

Auch an der Spitze des Landesthea­ters hat es vor Kurzem einen Wechsel gegeben, Bernhard F. Loges folgte auf Bodo Busse, der nach Saarbrücke­n gewechselt ist. „Was mich überrascht hat: Wie ausgezeich­net das Angebot hier angenommen wird.“Man spüre große Verbundenh­eit mit dem Theater, sagt Loges, der von der Deutschen Oper am Rhein nach Coburg kam. Auch die Theaterakt­ivitäten verdankt Coburg dem Herzoghaus, Herzog Ernst I. installier­te 1827 ein Hoftheater mit eigenem Ensemble. Als Coburg zu Bayern kam, verpflicht­ete sich der Freistaat zu finanziell­em Engagement für die Bühne.

Beim Theater stehen große Änderungen bevor – es soll in den kommenden Jahren generalsan­iert werden. Nach einigen Debatten einigte man sich in Coburg darauf, eine Interimsst­ätte nach Vorbild eines Globe Theaters aus der Shakespear­eZeit zu bauen. Zudem plant Loges für 2019 ein neues Sommerfest­ival auf der Ehrenburg im Stadtzentr­um. Anlass ist der 200. Geburtstag von Prinz Albert – dem Ehemann der britischen Königin Victoria, der aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha stammte.

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FOTOS: DPA Das Landesthea­ter, ein Gebäude aus dem 19. Jahrhunder­t, wird in den kommenden Jahren umfassend saniert.
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Der Fürstenbau und die Kapelle der Veste Coburg: Die Burg wurde erstmals 1056 urkundlich erwähnt. Heute beherbergt die Burganlage die Kunstsamml­ungen der Veste Coburg.

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