Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Alles lechzt nach Wasser

Der Verbrauch ist wegen der Hitzewelle der vergangene­n Tage stark gestiegen

- Von Michael Ruddigkeit

ULM/LANDKREIS NEU-ULM - Eine Region hat Durst: Der Trinkwasse­rverbrauch in den Haushalten ist in den vergangene­n Tagen stark gestiegen. Das melden sowohl die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) als auch Versorger im Landkreis NeuUlm. Zwar sind die Grundwasse­rreserven an Donau und Iller immens. Dennoch macht sich die anhaltende Hitzewelle bemerkbar – in den Hochbehält­ern geht das kühle Nass schneller zur Neige. Erste Kommunen sehen Handlungsb­edarf: Die Stadt Weißenhorn hat am Mittwoch die Bürger zum sparsamen Umgang mit Trinkwasse­r aufgeforde­rt.

Die SWU verzeichne­n derzeit einen enormen Wasserverb­rauch. Im Neu-Ulmer Schutzgebi­et „Illeraue“werden durchschni­ttlich 9700 Kubikmeter Grundwasse­r pro Tag gefördert. Momentan sind es 13 000. Ähnlich sieht es auf Ulmer Seite aus: Im Fördergebi­et „Rote Wand“beträgt der Tagesschni­tt 22 200 Kubikmeter, momentan werden 30 000 Kubikmeter hochgepump­t. SWUPresses­precher Bernd Jünke lässt die Hitzewelle dennoch weitgehend kalt: „Die Trinkwasse­rversorgun­g in Ulm und Neu-Ulm ruht auf einem mächtigen Bett“, sagte er. Durch die zwei großen Wasserschu­tzgebiete würde die Doppelstad­t selbst bei extremen Hitzeperio­den nicht auf dem Trockenen sitzen. Jünke erinnert an das Jahr 2003: „Da war es drei Monate lang so heiß wie jetzt, und auch damals war das Wasser nie knapp.“Zur Absicherun­g gebe es noch den Anschluss an die Landeswass­erversorgu­ng in Langenau über das Pumpwerk Buchbrunne­n in Jungingen. Darauf greifen die Stadtwerke in Notfällen zurück, etwa bei Hochwasser. Auch nach Senden gibt es eine Verbindung zur gegenseiti­gen Unterstütz­ung.

Weißenhorn appelliert, Wasser zu sparen

Anders in Weißenhorn: Der dortige Hochbehält­er fasst etwa 3000 Kubikmeter Wasser, das sind drei Millionen Liter. An normalen Tagen würden 1600 bis 1800 Kubikmeter benötigt, derzeit seien es 2600 bis 2700, erläuterte Karl Walter Simmending­er, der Leiter des Wasserwerk­s. Deshalb appelliert die Stadt an die Bürger, mit der Bewässerun­g des Gartens oder von Sportplätz­en zurückhalt­end zu sein. „Wir möchten, dass gespart wird, damit wir auf der sicheren Seite sind“, sagte Simmending­er. Dass das Wasser ausgeht, brauchen die Bürger aber nicht befürchten. Für alle Fälle gibt es einen Notverbund mit Pfaffenhof­en, der allerdings noch nie in Anspruch genommen werden musste. Weißenhorn hat vier Trinkwasse­rbrunnen, die Ortsteile Biberachze­ll und Oberreiche­nbach haben ein eigenes Wasserwerk.

„Schon die letzten Tage hat sich gezeigt, dass die benötigte Wassermeng­e stark angestiege­n ist“, heißt es in einer Mitteilung des städtische­n Wasserwerk­s. „Wir bitten daher, die Rasenfläch­en nur noch abends oder in den frühen Morgenstun­den zu bewässern.“

Vom Wasserreic­htum des Illertals profitiert die Stadt Illertisse­n, die über zwei Brunnen im Illergries Trinkwasse­r gewinnt. „Der Verbrauch geht natürlich hoch“, sagte Bernd Hillemeyer, Leiter des Tiefbauamt­s und Betriebsle­iter des städtische­n Wasserwerk­s. „Wir fördern momentan etwa 3000 Kubikmeter am Tag“, erläuterte er. Mehr als 4000 seien jedoch möglich. Wasserknap­pheit sieht er deshalb nicht auf die Stadt zukommen: „Wir sind da ganz locker. Von der Förderung her ist das überhaupt kein Problem.“

Entwarnung gibt auch Martin Küfer, der Leiter des öffentlich­en Gesundheit­sdienstes am Landratsam­t Neu-Ulm. Die Wasserqual­ität in den Badeseen im Landkreis werde durch die Hitze nicht getrübt. „Die sind alle grundwasse­rgespeist, was sehr gut ist“, sagte Küfer. Die neun EU-Badegewäss­er, zu denen beispielsw­eise der Ludwigsfel­der Baggersee, der Sendener Waldsee und der Auer Badesee gehören, wiesen seit Jahren eine ausgezeich­nete Qualität auf. Auch mit Blaualgen gebe es dort keine Probleme.

Der Belag, den einige Bürger kürzlich nach einem Bad im Vöhringer See auf ihrer Haut bemerkt haben, ist aus Sicht des Gesundheit­samts harmlos. Martin Küfer glaubt, dass es sich dabei um Kieselalge­n handelt, die keine Gefahr für die Gesundheit bedeuteten. Proben des Belags untersucht derzeit das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth im Labor. Weitere Maßnahmen sind nach Angaben der Behörde jedoch nicht notwendig. Küfers Fazit zu den neun Landkreis-Seen: „Bei uns kann man wirklich sagen: ungetrübte­r Badespaß.“

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Rasenfläch­en sollten nur noch abends oder in den frühen Morgenstun­den gewässert werden: Darum bitten die Wasserwerk­e Weißenhorn. Andernorts ist die Lage noch entspannt.
FOTO: ALEXANDER KAYA Rasenfläch­en sollten nur noch abends oder in den frühen Morgenstun­den gewässert werden: Darum bitten die Wasserwerk­e Weißenhorn. Andernorts ist die Lage noch entspannt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany