Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Was Rettern an Flüssen und Seen zu schaffen macht

Die Wasserwach­ten registrier­en im Kreis Neu-Ulm eine steigende Zahl von Einsätzen

- Von Jens Carsten

LANDKREIS NEU-ULM - Nach dem Badeunfall mit tödlichem Ausgang sitzt der Schreck bei vielen Menschen in der Region tief. Noch ist nicht klar, wie genau es am Sonntag in Elchingen dazu kommen konnte, die Ermittlung­en der Polizei laufen.

Auch in den Wasserwach­ten herrscht Trauer: Solch tragische Einsätze seien zum Glück selten, sagt Alfons Sailer, der Pressespre­cher der Kreiswasse­rwacht Neu-Ulm auf Anfrage unserer Redaktion. Allerdings müssten die Retter im Kreis NeuUlm an den Gewässern immer häufiger eingreifen. „Die Einsatzzah­len sind auf einem Höchststan­d“, sagt Sailer. Das liegt an der besonderen Situation im Kreis Neu-Ulm – manchmal aber auch am Verhalten der Badegäste. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten: Damit es gar nicht erst zum Ernstfall kommt.

Wie sicher sind unsere Badegewäss­er?

Das hängt stark davon ab, wie der Einzelne damit umgeht, sagt Wasserwach­tler Sailer. „Wenn ich von einem Steg in seichtes Gewässer springe, kann ich mich an einem bewachten Ort genauso schwer verletzten, wie an einem unbewachte­n.“Meistens ereigneten sich schwere Unfälle aus einem solchen Leichtsinn heraus. Die zweite Hauptursac­he seien Erkrankung­en wie etwa Herzschwäc­he, so Sailer. Bei einem Infarkt sei Eile geboten, die Betroffene­n gingen „leise und schnell“unter.

Was kann man tun?

Die Badegäste an den Seen sollten grundsätzl­ich die Augen offen halten: „Wer etwas bemerkt, sollte sofort Meldung machen.“Das bedeutet: Andere Besucher aufmerksam machen, unverzügli­ch Hilfe über den Notruf 112 anfordern und die Wasserwach­t informiere­n.

Ich beobachte einen Ertrinkend­en – wie verhalte mich richtig?

Die oberste Regel laut Sailer: Zeugen sollten sich nicht selbst in Gefahr bringen. Ertrinkend­e würden sich aus Reflex an sich nähernde Schwimmer klammern und diesen mit in die Tiefe ziehen. „Nähern Sie sich niemals ohne Hilfsmitte­l“, sagt Sailer. Falls möglich sollte man versuchen, dem in Notlage Befindlich­en einen langen Ast, ein Seil oder etwas Schwimmfäh­iges zuzuwerfen und ihn damit ans Ufer zu ziehen. Besonders wichtig sei, dass die herbeieile­nden Retter genau wissen, wo der Unfall passiert ist.

Wie kann ein Zeuge am besten helfen?

Wer Meldung macht, sollte die Stelle auf keinen Fall verlassen, sagt Sailer. Nur so könnten die Helfer gezielt Taucher ins Wasser schicken. Ansonsten würde ein Suche lange dauern – vielleicht zu lange für einen Menschen in Notlage, sagt Sailer. Am besten merkt man sich eine Unfallstel­le, in dem man sich zur Orientieru­ng einen Fixpunkt am Ufer sucht, zum Beispiel einen markanten Baum oder einen Kirchturm. Zu zweit sei das leichter, so Sailer.

Wie viele Einsätze haben die Wasserwach­ten zu stemmen?

Im vergangene­n Jahr waren es 28 mit den Schnellein­satzgruppe­n, sagt Sailer. Neun davon waren geplant, ein Beispiel ist das „Nabada“am Schwörmont­ag. Heuer waren es bisher sieben Alarmierun­gen. Dazu kämen Dutzende Erste-Hilfe-Leistungen an den Seen, etwa bei kleineren Schnittwun­den, Insektenst­ichen und Wirbelsäul­enverletzu­ngen durch Sprünge in seichtes Wasser. Die Einsatzzah­len befänden im Vergleich zu den vergangene­n Jahren auf einem Höchststan­d, sagt Sailer.

Was sind die Gründe dafür?

Der Kreis Neu-Ulm biete mit zahlreiche­n Seen eine in Bayern nahezu einmalige Situation – was für die Retter Herausford­erungen mit sich bringen kann, sagt der Wasserwach­tsprecher. Zum Vergleich: Als das US-Militär noch in Neu-Ulm stationier­t war, habe es viel mehr Einsätze für die Wasserwach­ten gegeben. Viele Soldaten seien schlechte Schwimmer gewesen, aber trotzdem in die Seen bei Pfuhl und Ludwigsfel­d oder in die Donau gesprungen. Sailer: „Da war fast jedes Wochenende etwas.“In der Zeit von 2000 bis 2010 sei dann so gut wie nichts passiert, zwei bis drei Einsätze pro Jahr, erinnert sich Sailer.

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FOTO: WASSERWACH­T Sie sind auch nachts im Einsatz: die Helfer der Wasserwach­t.

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