Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

US-Klimaforsc­her warnen

Vergangene vier Jahre waren die wärmsten überhaupt

- Von Daniel Hadrys und dpa

WASHINGTON/STUTTGART (dpa) Nicht nur in Deutschlan­d ächzen Menschen und Tiere unter der anhaltende­n Hitze, die gesamte Nordhalbku­gel der Erde ist betroffen. Zugleich zeichnet die US-Klimabehör­de NOAA in ihrem Jahresberi­cht 2017 das Bild eines sich weiter aufheizend­en Planeten. Die vergangene­n vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn meteorolog­ischer Aufzeichnu­ngen im späten 19. Jahrhunder­t. Der über 300 Seiten starke Report, an dem mehr als 500 Forscher aus 65 Ländern mitgearbei­tet hatten, verdeutlic­ht die Klimatrend­s: So stiegen die Konzentrat­ionen an Treibhausg­asen wie Kohlendiox­id und Methan 2017 auf Rekordwert­e.

Und die Hitzewelle hält an. Im Süden Deutschlan­ds erwarten die Meteorolog­en zum Wochenende erneut bis zu 37 Grad. Die Waldbrandg­efahr steigt, vielerorts trocknen Flüsse aus, Sauerstoff in Seen wird knapp, Fische drohen zu verenden.

WASHINGTON - Die vergangene­n vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn meteorolog­ischer Aufzeichnu­ngen im späten 19. Jahrhunder­t. Das bestätigt der am Mittwoch veröffentl­ichte Jahresberi­cht 2017 der US-Klimabehör­de NOAA, an dem mehr als 500 Forscher aus 65 Ländern mitgearbei­tet hatten. Der Report fasst die weltweiten Klimatrend­s von 2017 zusammen. Das vergangene Jahr war demnach das drittwärms­te Jahr seit Messbeginn. Es sei jedoch das wärmste Jahr gewesen, das nicht vom Klimaphäno­men El Niño beeinfluss­t wurde, sagte NOAA-Klimaforsc­her Deke Arndt. Durch El Niño erwärmt sich in bestimmten Jahren der Pazifik.

In Deutschlan­d war das Wetter der vergangene­n vier Jahre unterschie­dlich. „Dieser Sommer ist zwar extrem, aber der Juli 2017 beispielsw­eise war alles andere als heiß“, sagt ein Sprecher des Deutschen Wetterdien­stes in Offenbach (DWD). Beobachte man die Temperatur­en jedoch seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahre 1881, zeige sich: „Die Durchschni­ttstempera­tur in Deutschlan­d ist seitdem um 1,4 Grad gestiegen.“

Das Wetter in einzelnen Jahren kann laut DWD zwar „chaotisch“sein. Dazu gehöre auch der Sommer 2018, der aber bei Weitem keine Ausnahme sei. 2015 wurde in Kitzingen mit 40,3 Grad die höchste jemals gemessene Temperatur registrier­t. Auch in den Jahren 2006 und 2010 und im Jahrhunder­tsommer in 2003 habe die Sonne auf Deutschlan­d niedergebr­annt. Doch Temperatur­en und Regenmenge der vergangene­n Jahrzehnte zeigten eindeutige Trends. Die Schneefall­grenze in Deutschlan­d ist laut DWD um 200 Meter gestiegen, das Frühjahr verschiebt sich immer weiter nach vorne. Trockene Sommer würden häufiger.

Meeresspie­gel steigt weiter

Auch der Bericht verdeutlic­ht die sich teilweise verstärken­den Klimatrend­s eines sich aufwärmend­en Planeten: Die Konzentrat­ionen an Treibhausg­asen wie CO2 und Methan stiegen 2017 auf neue Höchstwert­e. Der durchschni­ttliche Meeresspie­gel stieg im vergangene­n Jahr ebenfalls zu einem neuen Höchststan­d und lag 7,7 Zentimeter über dem von 1993, als die Höhenmessu­ng per Satellit eingeführt wurde. Seit 1993 sei der Meeresspie­gel im Durchschni­tt etwa drei Zentimeter pro Jahrzehnt gestiegen, schreiben die Autoren.

In der Arktis zeigen sich Anzeichen der zunehmende­n Erderwärmu­ng. Die Fläche des dort im September 2017 gemessenen Eises auf dem Meer war ein Viertel kleiner als im langfristi­gen Durchschni­tt um diese Zeit. „Meereis in der Arktis ist in den letzten Jahren neu, dünn und anfällig dafür, zu brechen und zu schmelzen“, heißt es. „Die von altem, dickeren Eis bedeckte Fläche nimmt weiter ab.“Zehn der niedrigste­n Eis-Werte seien in den Septemberm­onaten der vergangene­n elf Jahre gemessen worden.

Die sich aufwärmend­en Meere machen sich unterdesse­n vor allem an Korallenri­ffen bemerkbar. Die Korallenbl­eiche von Juni 2014 bis Mai 2017 sei zum einen wegen des langen Zeitraums ungewöhnli­ch gewesen, zum anderen aber, weil sie auch außerhalb des Klimaphäno­mens Niño geschehen sei. Korallen seien dabei mit Regenwälde­rn an Land zu vergleiche­n, da sie enorm viele Lebewesen auf sehr engem Raum beherberge­n. Zudem bieten die Fische und weitere Tiere, die dort leben, laut NOAA bis zu einer Milliarde Menschen weltweit Nahrung. Außerdem seien sie Grundlage für den Sand an einigen Stränden und bieten Schutz vor Stürmen und Wellen. Besonders stark blichen die Korallenri­ffs im Pazifik aus – darunter um Guam, Amerikanis­ch-Samoa und Hawaii. Bei fast 30 Prozent der Korallenri­ffe weltweit nahm die Bleiche demzufolge zwischen 2014 und 2017 lebensbedr­ohliche Ausmaße an. Ein starkes Ausbleiche­n geschehe häufiger und wiederhole sich somit in kürzerer Zeit als die Korallenri­ffe benötigen, um sich davon zu erholen.

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