Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bauern können auf EU-Erleichter­ungen zählen

Versichere­r schätzen den Dürreschad­en in Deutschlan­d auf mindestens zwei Milliarden Euro

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BERLIN/BRÜSSEL (dpa) - Angesichts teils bedrohlich­er Einbußen wegen der Dürre können Bauern auf finanziell­e Erleichter­ungen aus Brüssel zählen. Die EU-Kommission stellte am Donnerstag frühere Auszahlung­en europäisch­er Fördergeld­er in Aussicht. Landwirte sollen ausnahmswe­ise auch von einigen Anforderun­gen zum Umweltschu­tz befreit werden. In Deutschlan­d bereiten einige Länder Unterstütz­ung vor allem für akut betroffene Viehhalter vor, die um die Futtervers­orgung bangen. Nach Schätzunge­n der Versicheru­ngsbranche drohen der Landwirtsc­haft in Deutschlan­d hohe Dürreschäd­en von mindestens zwei Milliarden Euro.

EU-Agrarkommi­ssar Phil Hogan sagte: „Ich bin sehr besorgt über diese anhaltende­n klimatisch­en Entwicklun­gen.“Konkret ist vorgesehen, dass Betriebe ihnen zustehende EU-Mittel schon Mitte Oktober statt wie üblich im Dezember erhalten können. Das gilt für Direktzahl­ungen und für Fördergeld­er zur Entwicklun­g des ländlichen Raums. Außerdem soll es zum Beispiel ausnahmswe­ise möglich sein, normalerwe­ise aus ökologisch­en Gründen brach liegendes Land zum Anbau von Futtermitt­eln zu nutzen. Generell könnten EU-Staaten in einem Zeitraum von drei Jahren bis zu 15 000 Euro Beihilfe pro Landwirt für Schäden gewähren.

Ein wahrschein­licher Gesamtscha­den von mindestens zwei Milliarden Euro wäre „ein krasser Ausreißer nach oben“, teilte der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft mit. Im Schnitt der vergangene­n 25 Jahre hätten Wetterrisi­ken – Sturm, Hagel, Trockenhei­t und Überschwem­mungen – jährliche Ernteausfä­lle von gut 500 Millionen Euro verursacht.

Wenige gegen Dürre versichert

Einen ähnlich hohen Schaden mit fast zwei Milliarden Euro habe es zuletzt 2003 gegeben. Damals herrschte ebenfalls eine Dürre. Wegen hoher Prämien seien bundesweit nur 5000 Hektar Ackerfläch­en gegen Dürreschäd­en versichert – für regional stärker begrenzte Schäden durch Hagel sind es dagegen fünf Millionen Hektar. Bei der Weizenernt­e ist Deutschlan­d wegen der Dürre in diesem Jahr ein zweigeteil­tes Land, wie der bundesweit größte Agrarhande­lskonzern Baywa in München erläuterte. Im Süden sind Ernteverlu­ste demnach weit geringer als im Norden, außerdem ist die Qualität des Weizens sogar gut bis ausgezeich­net. Im dürregepla­gten Norden und Osten dagegen sind sowohl Erntemenge als auch Qualität niedriger als üblich.

Auch in den drei wichtigste­n Importländ­ern für Agrarprodu­kte – den Niederland­en, Frankreich und Polen – ist es gerade heiß, und es gibt Ernteausfä­lle. Deshalb steigen generell die Preise für beispielsw­eise Getreide, wie eine Baywa-Sprecherin sagte. Deutschlan­d müsse in diesem Jahr wegen der Ernteausfä­lle mehr vom teureren Getreide importiere­n und könne weniger davon exportiere­n. Polen entschied in dieser Woche, seinen Landwirten mit insgesamt 187 Millionen Euro zu helfen.

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FOTO:DPA Bundesweit sind 5000 Hektar Ackerfläch­e gegen Dürreschäd­en versichert – gegen Hagelschäd­en sind es fünf Millionen.

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