Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Unter Druck

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Dass sein Job eine hohe Skandal-Gefahr bietet, wusste HansGeorg Maaßen vermutlich von Anfang an. Seit August 2012 ist der Jurist Präsident des Bundesamts für Verfassung­sschutz. Er übernahm die Führung des Inlandsgeh­eimdienste­s, nachdem sein Vorgänger Heinz Fromm wegen des NSU-Skandals zurückgetr­eten war. Unter Fromms Führung wurden die Rechtsterr­oristen jahrelang nicht am Morden gehindert, schließlic­h schreddert­en Mitarbeite­r Akten zum NSU. Jetzt droht Maaßen selbst, in einen Skandal zu schlittern.

Es geht um die AfD – genauer um die Frage, ob Maaßen die damalige Parteivors­itzende Frauke Petry beraten hat. Der Vorwurf: Maaßen soll Petry bei Treffen mit ihr zu einem Ausschluss­verfahren gegen den AfD-Rechtsauße­n Björn Höcke geraten haben. Das behauptet zumindest die AfD-Aussteiger­in Franziska Schreiber in ihrem bald erscheinen­den Buch „Inside AfD“. Zudem habe Maaßen Petry Tipps gegeben, wie die AfD einer Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz entgehen könne. Petry, die die Partei inzwischen verlassen hat, dementiert­e das Treffen und angebliche Ratschläge. Maaßen selbst bestätigt die Treffen, will Petry aber nie Ratschläge erteilt haben.

Politiker mehrerer Parteien fordern von Maaßen Aufklärung. Der FDP-Innenpolit­iker Benjamin Strasser aus dem Wahlkreis Ravensburg sagt gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Wenn so etwas stattgefun­den hat, wäre das ein Skandal.“Strasser fordert von Maaßen, im Innenaussc­huss zu erklären, was bei den Treffen gesagt wurde. Grünen-Innenexper­te Konstantin von Notz sagt der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Hier erwarten wir sehr klare Aussagen, sowohl vom Präsidente­n als auch der Bundesregi­erung.“Das Bundesamt für Verfassung­sschutz untersteht dem Innenminis­terium. Sowohl Strasser als auch von Notz fürchten um das Ansehen des Bundesamts: „Eine Erklärung ist dringend geboten, um Schaden vom Ansehen des Bundesamts für Verfassung­sschutz abzuwenden“, erklärt von Notz. Strasser sagt: „In der Bevölkerun­g darf nicht der Eindruck entstehen, dass der Verfassung­sschutz auf dem rechten Auge blind ist.“Taylan Ay/Sebastian Heinrich/dpa

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FOTO: DPA Deutschlan­ds oberster Verfassung­sschützer: Hans-Georg Maaßen.

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