Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Nicht Freibrief der Ämter sollte entscheiden, sondern die innere Stimme“
Diesen Leserbrief haben wir zum Laichinger „Rock dein Leben“-Festival Ende Juli auf dem Flugplatzgelände bekommen.
Das „Rock dein Leben“-Festival ist ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne gegangen. Veranstalter und Flugsportverein zeigen sich höchst zufrieden und es wird bereits über den Termin der Folgeveranstaltung berichtet. Die Kassen haben auf beiden Seiten geklingelt und sämtliche Bedenken, die es im Vorfeld gab, wurden ausgeräumt.
Das allgemeine Interesse der Bevölkerung über Pro und Contra scheint gering. Es geht um Dinge die man nicht sieht. Ein überregionales Rockfestival, das für die meisten Laichinger völlig belanglos ist. Ein Bild über einen schweren Unfall auf der A8 würde deutlich mehr Aufmerksamkeit erregen.
Der abgedruckte Text vom Frei.Wild-Song „Ich bin nicht heilig“, könnte eventuell auch manchen ins Grübeln bringen. Es ist einer dieser sogenannten „harmlosen“Titel. Für mich hasserfüllt, frauenfeindlich und menschenverachtend.
Für die wenigen Menschen, die sich öffentlich gegen dieses Rockfestival ausgesprochen haben, stand sicher nicht im Vordergrund, dass es dort eventuell zu Krawallen oder Ausschreitungen kommen könnte. Vielmehr hat sich eine Minderheit mit den Botschaften der Songtexte, die auf Rockfestivals dieser Art publiziert werden, auseinandergesetzt.
Diese Inhalte wurden in den Medien zwar teilweise mit den Begriffen „Grauzone“oder „grenzwertig“bedacht, doch nachdem dem Flugsportverein von Verfassungs- und Jugendschutz Unbedenklichkeit bescheinigt wurde (Zitat: SZ 07.12.2017), waren alle Zweifel ausgeräumt.
Dass Behörden nötig sind, um Liedtexte zu überprüfen, finde ich persönlich schon höchst merkwürdig. Warum kommt man überhaupt auf so eine Idee? Weil man sich selber unwohl fühlt, wenn man die Inhalte liest? Ein Persilschein der Obrigkeiten wirkt da natürlich erleichternd und es ist schnell vergessen, dass diesem Verfassungsschutz vor nicht allzu langer Zeit eklatantes Versagen bei den Ermittlungen in den NSU-Morden vorgeworfen wurde.Nun leben wir glücklicherweise in einer Demokratie und deshalb werde auch ich mich den weiteren Entscheidungen zum „Rock dein Leben“-Festival schweren Herzens beugen müssen.
Ich würde mir allerdings wünschen, dass sich Vorstandschaft und Mitglieder des Flugsportvereins nochmal intensiv mit den inhaltlichen Themen und Haltungen der Bands beschäftigen. Nicht der Freibrief der Ämter sollte entscheiden, sondern die innere Stimme jedes Einzelnen.
Zeigt den vielen Besuchern eures Flugtags und dem Drachenfest, darunter Familien, Kinder und Jugendliche, für welche Werte der Flugsportverein steht!
Übrigens gibt es auch Veranstalter, die große Rockkonzerte „ohne G’schmäckle“ausrichten, und einen Veranstaltungsort wie das Flugplatzgelände schätzen würden.