Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Was passiert, wenn es im Tunnel brennt
SZ öffnet(e) Türen: Landkreis zeigt das Betriebsgebäude – Teilnehmer interessiert vor allem die Technik
BLAUBEUREN (sz) - „SZ öffnet Türen“heißt die Sommeraktion der SZ. 14 Betriebe und Einrichtungen geben Lesern einen exklusiven Einblick in Abläufe. So auch der Landkreis. Sebastian Kramosch von der Straßenmeisterei Merklingen öffnet die fünf Türen zum Betriebsgebäude des Tunnels in Blaubeuren.
BLAUBEUREN - „SZ öffnet Türen“heißt die Sommeraktion der „Schwäbischen Zeitung“. 14 Betriebe und Einrichtungen geben Lesern einen ganz exklusiven Einblick in Abläufe und Strukturen. So auch der Landkreis. Sebastian Kramosch von der Straßenmeisterei Merklingen öffnet die fünf grünen Türen zum Betriebsgebäude des Tunnels in Blaubeuren.
„Zwei Mal in der Woche schauen wir nach, ob alles in Ordnung ist. Zusätzlich gibt es zwei Wartungen – einmal im Frühling und einmal im Herbst“, erklärt Kramosch. Torsten Schäfer, der Inhaber der gleichnamigen Firma in Westerheim, sowie sein Mitarbeiter Manuel Füller hören den Ausführungen gespannt zu. „Wir sollen in der Schweiz eine Tunnellüftung einbauen. Da ist es interessant, solche Sachen zu hören“, sagt Schäfer. Deswegen habe sich der 50-Jährige gemeinsam mit seinem 24-jährigen Mitarbeiter für diesen kostenlosen Einblick angemeldet.
Zunächst muss eine Straße überquert werden, um zum Betriebshaus zu gelangen. „Die Ampelanlage ist mit dem Tunnel gekoppelt“, zeigt Kramosch auf. Das sei wichtig, wenn der Tunnel gesperrt sei. Dann müssten für die Verkehrsteilnehmer die entsprechenden Warnsignale und Umleitungsmöglichkeiten aufgezeigt werden – beispielsweise über die alte Bundesstraße 28, die durch das Zentrum Blaubeurens führt.
337 Meter Länge
Der Tunnel ist insgesamt 337 Meter lang. Die Arbeiten für diesen und Bauwerke wie die Brücke begannen im Jahr 1978. Ein Jahr später stand der Tunneldurchbruch an. 1983 erfolgte die Verkehrsfreigabe. Seither funktioniere der Tunnel reibungslos. „Er ist fast ein Selbstläufer“, so Kramosch.
Das erste, was ins Auge sticht, ist das große Regenrückhaltebecken. Dieses fasst eine Million Liter – beispielsweise für die Tunnelentwässerung. Monatlich findet eine Kontrolle statt. „Dann schaut mein Kollege Roland Häberle, ob sich auf dem Wasser beispielsweise ein Ölfilm gebildet hat“, erklärt Kramosch. Häberle nickt und fügt an: „Alle fünf Jahre gibt es dann noch eine Reinigung.“
Der Tunnel wurde 2012 nochmalig saniert – für 3,5 Millionen Euro seitens des Bundes. Die erste grüne Tür wird geöffnet. Der Leiter der Straßenmeisterei Merklingen zeigt das Grundschemata des Bauwerks auf. Dann geht es eine Etage tiefer. Dort ist es ruhig und im Vergleich zu den derzeitigen Außentemperaturen recht kühl. Zu sehen sind insgesamt vier Pumpen. Diese arbeiten für das Regenrückhaltebecken. Bei Starkregen kann reagiert werden. Zur Absicherung gibt es die vierte Pumpe. „Alles ist auf Sicherheit bedacht“, meint Kramosch.
Schäfer möchte wissen, was bei Stromausfall passiert. „Dann können die Pumpen auch per Hand eingestellt werden“, so der Straßenmeistereileiter. 24 Stunden am Tag seien die Mitarbeiter der Straßenmeisterei zu erreichen, um im Ernstfall sofort tätig zu werden – ebenso sei eine Wartungsfirma im System aufgeschaltet.
In einem weiteren Raum sind viele graue Schränke zu sehen. Beim Öffnen zeigt sich, was alles an Technik für einen Tunnel benötigt wird. Kramosch erklärt den Ernstfall. Als Beispiel nimmt er einen ausgebrochenen Brand im Tunnel. Im Lagezentrum Ulm, der Integrierten Leitstelle, läuft der Alarm der Brandmeldeanlage ein. Dann rückt die Feuerwehr aus. Die Blaubeurer Einsatzkräfte absolvieren regelmäßig Übungen, um sich auf dem Terrain bestens auszukennen. Eine Lüftungsanlage gibt es im Tunnel nicht. Die ist erst bei Bauwerken ab 400 Metern nötig und Vorschrift. Auch sind keine Kameras im Tunnel zu finden. Signalfarben geben allerdings die Hinweise, wo es zu den Fluchtausgängen geht. Kramosch appelliert: „Wenn Fahrer im Tunnel sind und es brennt, dann gilt es, eine Rettungsgasse zu bilden, fünf Meter Abstand zum Vordermann einzuhalten, Ruhe zu bewahren, sich selbst mit einer Warnweste auszustatten, den Motor abzustellen und den Schlüssel im Wagen stecken zu lassen und den kürzesten Weg nach draußen zu suchen. Auf gar keinen Fall sollte man den Rückwärtsgang einlegen und versuchen, aus dem Tunnel zu fahren.“Wenn möglich, könne noch der Notruf abgesetzt werden.
Abgase und Stau
Im Tunnel gibt es KohlenmonoxidDetektoren. Die lösen beispielsweise auch aus, wenn die Abgase durch Fahrzeuge zu hoch sind – beispielsweise bei einem Stau. Die Ampel vor dem Süd- und dem Nord-Portal springt auf Rot und signalisiert, dass die Einfahrt in den Tunnel nun verboten ist. So auch im Fall eines Feuers. Per Hand müssen dann noch Schranken heruntergelassen werden. Bisher habe es noch keinen solchen Vorfall im Blaubeurer Tunnel gegeben. Damit das auch so bleibe, gebe es Vorsichtsmaßnahmen. Dabei denke Kramosch nicht nur an die regelmäßigen Kontrollen, sondern vor allem auch an Reinigungsarbeiten. Die nächsten sind im Oktober geplant. Dann werde beispielsweise der Ruß von den Wänden gewaschen. „Das ist wichtig mit Blick auf den Brandschutz“, erklärt Kramosch und öffnet für die Teilnehmer der SZAktion eine weitere grüne Tür. Dahinter verbirgt sich Material, das für die unterschiedlichsten Arbeiten benötigt wird.
Die Teilnehmer staunen über einen großen Batterie-Stand. „Im Notfall kann dieser Komplex die Funktionen des Tunnels für mindestens eine Stunde aufrecht erhalten“, so der Leiter der Straßenmeisterei Merklingen. Warnhinweis sei außerdem der Tunnelfunk.
Alles in allem sei der Tunnel sicher. Damit auch das Betriebsgebäude gesichert ist, gibt es eine Einbruchmeldeanlage. Der letzte Schritt nach der Führung durch das Wartungshaus: Sebastian Kramosch dreht den Schlüssel um. „Nun ist alles wieder sicher“, sagt er.
„Alles ist auf Sicherheit bedacht.“Sebastian Kramosch, der Leiter der Straßenmeisterei Merklingen, zum Betrieb des Tunnels in Blaubeuren