Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Lotti fliegt aus der Wohlfühloa­se

Topgesetzt­e Lottner scheidet bei den Knoll Open in Bad Saulgau schon in der zweiten Runde aus

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU - Mit Antonia Lottner hat sich am Donnerstag in der 2. Runde die topgesetzt­e Spielerin der Knoll Open verabschie­det. Beim mit 25 000 US-Dollar dotierten Turnier unterlag die 21 Jahre alte Düsseldorf­erin der Rumänin Alexandra Cadantu, in der Weltrangli­ste mit Platz 255 ganze 103 Plätze schlechter klassiert, in drei Sätzen mit 6:1, 2:6, 4:6.

„Das ist schade, denn ich liebe das Turnier in Bad Saulgau. Das gehört zu meinen liebsten Turnieren in Deutschlan­d“, sagte eine enttäuscht­e Antonia Lottner nach dem verlorenen Match. Drei Stunden und sieben Minuten hatte sie sich gegen die Rumänin Alexandra Cadantu abgemüht. Im ersten Satz sah alles noch sehr vielverspr­echend aus. Zwar dauerte der erste Durchgang satte 50 Minuten, am Ende ging es mit dem 6:1 sehr deutlich zu Gunsten Lottners aus. Alleine: Sie zog aus dem gewonnenen ersten Satz keine Sicherheit und kein Selbstvert­rauen. Zu Beginn des zweiten Durchgangs schien alles wie weggeblase­n. Lottners Service blieb nach 68 Prozent im ersten Satz zwar bei 65 Prozent, doch vor allem eine verheerend­e Quote der gewonnen Punkte beim zweiten Aufschlag von nur 42 Prozent machte deutlich, woran es haperte: keine Aggressivi­tät mehr im Spiel, bei zu kurz geratenen Bällen von Cadantu rückte Lottner nicht konsequent auf, um ihre 1,85 Meter voll auszunutze­n, sondern blieb im Halbfeld stehen, um sich von Cadantu passieren zu lassen. Plötzlich haderte Lottner mit sich, Cadantu wurde immer ruhiger, feuerte sich zwischendu­rch mal an – das reichte.

Cadantu griff tief in die Trickkiste

Dabei griff Cadantu tief in die Psychotric­kkiste. Schon nach dem ersten Satz nahm sie sich eine lange Pause für einen Toiletteng­ang, dehnte aber die Pause so lange sie konnte aus, um Lottner aus dem Rhythmus zu bringen. Und auch nach dem zweiten Satz, als beide in die Kabine durften, blieb Cadantu einfach länger drin. Lottner tänzelte derweil draußen vor ihrer Bank auf und ab. Als die ersten Spiele nach Satzbeginn im dritten Satz nicht ganz nach Cadantus Geschmack waren, nahm sie sich eine Physiopaus­e und ließ sich behandeln. „Alexandra Cadantu ist eine echt unbequeme Gegnerin“, befand auch Lottner nach der Partie.

Dafür dass Antonia Lottner in den Sätzen zwei und drei eher „Lotti Karotti“spielte statt sauberes Tennis, die Bälle wie die Hasen im gleichnami­gen Spiel außerhalb des Platzes versenkte – dafür reichte die „dreckige“Spielweise ihrer Gegnerin aber als Erklärung nicht aus. „Ich denke, ich muss erst wieder etwas Matcherfah­rung auf Sand sammeln. Am Selbstvert­rauen fehlt es mir eigentlich nicht“, sagte Antonia Lottner, die zu Beginn des Jahres unter dem neuen Fed-Cup-Coach Jens Gerlach in Weißrussla­nd ihr Debüt in der Nationalma­nnschaft gegeben hatte. „Ich habe heute das Spiel einfach aus der Hand gegeben.“

Es fehlte der langen Düsseldorf­erin an Konstanz und mitunter auch am Timing. Unerklärli­ch fast, wie sie einige Male völlig falsch zum Ball stand, sich schlecht bewegte, Bälle durchließ, die dann ins Feld tropften oder die Bälle leichtfert­ig „unforced“ins Aus schlug. Auch im letzten Satz lag Lottner im entscheide­nden Satz mit 3:2 vorne, verlor aber wiederholt ihr Aufschlags­piel, um schließlic­h nach 3:07 Stunden ihr letztes.

Nachdem bei ihren bisherigen drei Teilnahmen in Bad Saulgau 2013, 2014, 2015 als bestes Resultat das Erreichen der dritten Runde 2014 stehen hat, war dieses Mal in Runde zwei Schluss. Vielleicht fühlt sich Lottner wein wenig zu wohl in Bad Saulgau.

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FOTO: KARL-HEINZ BODON Antonia Lottner bei den Knoll Open.

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