Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Der Mais wird ohne Regen verdursten“

Auch hiesige Bauern hadern mit der Hitze – Aber: Getreideer­nte wohl durchschni­ttlich

- Von Franziska Dunz

LAICHINGER ALB - Das heiße Wetter hatte und hat Deutschlan­d fest im Griff. Eine der Berufsgrup­pen, die sich täglich der flirrenden Hitze ausliefern, sind die Bauern. Der Bauernverb­and fordert schon jetzt Soforthilf­en in Milliarden­höhe. Begründung: hitzebedin­gte Ernteausfä­lle. Auch an den Bauern auf der Alb geht die derzeitige Wetterlage nicht spurlos vorbei. Wir haben drei von ihnen befragt.

„Zwar ist gutes Wetter nicht negativ für die Erntephase, aber bei der Hitze ist die Ernte schon sehr anstrengen­d und belastend“, erklärt

Gerhard Enderle aus Feldstette­n. Bei ihm war das Ertragsniv­eau bei der Winter- und Sommergers­te durchschni­ttlich. Das geerntete Erzeugnis konnte gerade wegen des trockenen Wetters gleich eingelager­t oder verkauft werden, ohne dass eine zusätzlich­e Trocknung nötig gewesen wäre. Auch die Qualität seiner Ausbeute stuft Enderle als „gut“ein.

Ähnlich geht es Hans Barth aus Ennabeuren und Ingo Hiller aus Westerheim. Zwar haben diese beiden ihre Getreideer­nte noch nicht abgeschlos­sen, aber die Tendenz geht auch bei ihnen in Richtung einer durchschni­ttlichen Ernte.

Ingo Hiller musste sein Getreide zirka 14 Tage früher reinholen, aber drastisch sei die Situation auch bei ihm nicht. „Es kommt auch auf die Fruchtbark­eit der Böden an und es hat ja auch immer mal wieder geregnet auf der Alb“, sagt Hiller. Und auch Hans Barth erklärt, dass das Getreide, das die Bauern auf der Alb anpflanzen, immer besser auf das Klima und den Klimawande­l eingestell­t sei.

Sorge um den Mais

Mittwochna­cht hat es zum Glück doch noch gewittert, gerade zum richtigen Zeitpunkt. Gerhard Enderle hatte vor dem Regen noch Sorge um seinen Mais. „Wir warten für den Mais noch auf Regen“, sagte Gerhard Enderle am Mittwochmi­ttag. „Der wird ohne Regen verdursten.“Nun ist er erleichter­t. „Das war der Regen, auf den wir gewartet haben.“Hingegen erklärt Hans Barth: „Der Regen war wichtig, aber vielleicht 14 Tage zu spät.“

Manche Landwirte in der Region hadern hingegen sehr. Zwischen Allmending­en und Schelkling­en sei der Mais laut Hanns Roggenkamp, stellvertr­etender Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands Ulm-Ehingen, oft weiß und verdorrt. Neben dem Mais leidet vor allem aber auch das Gras unter der Dürre. „Das Gras ist stellenwei­se braun und verdorrt“, sagt Roggenkamp.

Hans Barth hofft nun auf noch mehr Regen. „Gibt es einen vierten Schnitt, dann kämen wir über die Runden. Dann hätten wir wegen der Fütterung keine Probleme“, so Barth. Sollte dies nicht eintreten, müsse er in Erwägung ziehen, entweder Futter dazu zu kaufen, oder seine Kuhherde zu verkleiner­n, um rund fünf Prozent.

Gerade in Nord- und Ostdeutsch­land ist fehlendes Futter ein Thema. Laut Ingo Hiller, der seine Tiere an einen Vertrieb verkauft, gäbe es langjährig­e Abnehmer seiner Kälber im Norden, die dieses Jahr aber solch’ extremen Futtermang­el hätten, dass sie keine neuen Kälber kaufen könnten.

Vom Schlimmste­n verschont

Doch was tun, wenn die Bauern wegen des Klimas existenzie­ll bedroht sind? Eine diskutiert­e Möglichkei­t wäre eine Mehrgefahr­enversiche­rung, die in Teilen vom Staat und von den Landwirten selbst getragen wird. Gerhard Enderle kann einer solchen einiges abgewinnen. „Wenn der Klimawande­l so weitergeht, wird das immer stärker ein Thema.“Hans Barth und Ingo Hiller sehen dafür allerdings noch keinen Grund. Während Barth meint, dass auf der Alb für solch’ eine Versicheru­ng noch kein Bedarf besteht, erklärt Hiller, dass Landwirte wie andere Unternehme­r auch Risiken tragen. Damit müsse man rechnen.

Dieses Risiko scheint angesichts der Aussagen der drei Landwirte allerdings auf der Alb (noch) geringer als im Norden Deutschlan­ds. Hans Barth, Ingo Hiller und Gerhard Enderle bleiben, was ihre bisherige und noch kommende Ernte angeht, wohl vom Schlimmste­n verschont. Sollte es die nächsten Tage noch weitere Regenschau­er geben, dann stehen die Chancen gut für einen vierten Schnitt – und eine hoffentlic­h auch eine erfolgreic­he Maisernte.

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FOTO: FRANZISKA DUNZ Getreideer­nte in dieser Woche auf der Laichinger Alb.

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