Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Darum erzeugen Solaranlagen trotz Sonne satt weniger Strom
Berghüler Unternehmen erklärt die Problematik von zu heißen Sonnentagen
BERGHÜLEN - Alles klebt, Schweiß, Hitze. Die Sonne brutzelt nur so vom Himmel dieser Tage. Ein Segen für den, der Solaranlagen auf seinem Dach hat – sollte man meinen. Doch die extreme Hitze hat nicht nur Vorteile für die Erzeuger der erneuerbaren Energie. Im Gegenteil. Sind die Temperaturen zu hoch, nimmt die Leistungsfähigkeit der PhotovoltaikAnlagen sogar ab. „Das liegt an der Halbleiter-Technologie“, erklärt Dieter Schöll, einer von drei Geschäftsführern des Berghüler Energie-Unternehmens „Galaxy Energy“.
Halbleiter-Technologie? Dabei handelt es sich um Material, das aus strom-leitenden und Strom nicht-leitenden Elementen besteht. Und je nach Außentemperatur wird die Leitfähigkeit dieses Materials beeinflusst. „Das ist wie bei einem Computer“, erklärt Schöll: „Wenn der heiß gelaufen ist, arbeitet er auch nicht mehr so rund.“
Und er rechnet weiter vor: Bei optimalen (Labor-)Bedingungen, das heißt bei voller Sonneneinstrahlung und bei einer Außentemperatur von 25 Grad, erzeugt ein Solarmodul rund 350 Watt pro Quadratmeter. Steigt die Außentemperatur, nimmt diese Leistung ab, pro Grad um rund 1,5 Watt. Wenn also wie derzeit das Thermometer auf 35 Grad ansteigt, kommen am Ende nur 335 anstatt 350 Watt raus. Das sei zwar weniger, so Schöll, „aber immer noch ordentlich“.
Doch schon seit 2010 habe unter anderem sein Unternehmen eine Möglichkeit entwickelt, wie sich die Photovoltaik-Anlage quasi von selbst herunterkühlt und so – auch bei extrem hohen Außentemperaturen – eine beinahe optimale Stromausbeute liefert. Die heiße Luft werde demnach unterhalb der Module abgesaugt, in einen Wasserspeicher gepumpt und je nach Sommer- oder Winterzeit so reguliert, dass die Solaranlage entweder beheizt oder gekühlt werden kann. „Ohne Energie von außen“, erklärt Schöll die Technik, die bei Neuinstallationen schon eingebaut werde. Bei Altbauten sei die nachträgliche Montierung jedoch etwas „schwieriger“, sagt er.
Doch nicht nur die Temperatur, auch die Himmelsrichtung sei laut Schöll bei einer Solaranlage ein entscheidender Faktor. Wer sich demnach für eine Anlage entscheidet, der solle im Optimalfall schon im Voraus wissen, wann er wie viel Strom benötigt. Denn wer morgens viel Strom verbraucht, sollte seine Module im Osten platzieren. Dort, wo die aufgeht. Damit so wenig wie möglich gespeichert werden muss. Wer jedoch abends mehr Strom verbraucht, sollte Solarzellen im Westen aufstellen. Doch immer gilt: Die Sonne muss scheinen.