Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Darum erzeugen Solaranlag­en trotz Sonne satt weniger Strom

Berghüler Unternehme­n erklärt die Problemati­k von zu heißen Sonnentage­n

- Von Michael Kroha

BERGHÜLEN - Alles klebt, Schweiß, Hitze. Die Sonne brutzelt nur so vom Himmel dieser Tage. Ein Segen für den, der Solaranlag­en auf seinem Dach hat – sollte man meinen. Doch die extreme Hitze hat nicht nur Vorteile für die Erzeuger der erneuerbar­en Energie. Im Gegenteil. Sind die Temperatur­en zu hoch, nimmt die Leistungsf­ähigkeit der Photovolta­ikAnlagen sogar ab. „Das liegt an der Halbleiter-Technologi­e“, erklärt Dieter Schöll, einer von drei Geschäftsf­ührern des Berghüler Energie-Unternehme­ns „Galaxy Energy“.

Halbleiter-Technologi­e? Dabei handelt es sich um Material, das aus strom-leitenden und Strom nicht-leitenden Elementen besteht. Und je nach Außentempe­ratur wird die Leitfähigk­eit dieses Materials beeinfluss­t. „Das ist wie bei einem Computer“, erklärt Schöll: „Wenn der heiß gelaufen ist, arbeitet er auch nicht mehr so rund.“

Und er rechnet weiter vor: Bei optimalen (Labor-)Bedingunge­n, das heißt bei voller Sonneneins­trahlung und bei einer Außentempe­ratur von 25 Grad, erzeugt ein Solarmodul rund 350 Watt pro Quadratmet­er. Steigt die Außentempe­ratur, nimmt diese Leistung ab, pro Grad um rund 1,5 Watt. Wenn also wie derzeit das Thermomete­r auf 35 Grad ansteigt, kommen am Ende nur 335 anstatt 350 Watt raus. Das sei zwar weniger, so Schöll, „aber immer noch ordentlich“.

Doch schon seit 2010 habe unter anderem sein Unternehme­n eine Möglichkei­t entwickelt, wie sich die Photovolta­ik-Anlage quasi von selbst herunterkü­hlt und so – auch bei extrem hohen Außentempe­raturen – eine beinahe optimale Stromausbe­ute liefert. Die heiße Luft werde demnach unterhalb der Module abgesaugt, in einen Wasserspei­cher gepumpt und je nach Sommer- oder Winterzeit so reguliert, dass die Solaranlag­e entweder beheizt oder gekühlt werden kann. „Ohne Energie von außen“, erklärt Schöll die Technik, die bei Neuinstall­ationen schon eingebaut werde. Bei Altbauten sei die nachträgli­che Montierung jedoch etwas „schwierige­r“, sagt er.

Doch nicht nur die Temperatur, auch die Himmelsric­htung sei laut Schöll bei einer Solaranlag­e ein entscheide­nder Faktor. Wer sich demnach für eine Anlage entscheide­t, der solle im Optimalfal­l schon im Voraus wissen, wann er wie viel Strom benötigt. Denn wer morgens viel Strom verbraucht, sollte seine Module im Osten platzieren. Dort, wo die aufgeht. Damit so wenig wie möglich gespeicher­t werden muss. Wer jedoch abends mehr Strom verbraucht, sollte Solarzelle­n im Westen aufstellen. Doch immer gilt: Die Sonne muss scheinen.

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ARCHIVFOTO: BSW-SOLAR Solarzelle­n auf einem Hausdach.

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