Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Anwohner wollen mehr Hochwasser­schutz

Nach Hochwasser von 2016 gehen einigen Bürgern in Erbach die Pläne nicht weit genug

- Von Johannes Nuß

ERBACH - In der Stadt Erbach regt sich Widerstand gegen die Pläne der Stadtverwa­ltung zum Hochwasser­schutz in der Innenstadt. Vieles geht den Bürgern nicht weit genug, sie fühlen sich von der Verwaltung alleingela­ssen und nicht einbezogen. Das wollen einige Anwohner nicht hinnehmen. Sie haben einen offenen Brief an alle Erbacher verfasst und rufen zu einem Treffen am kommenden Dienstag, 7. August, um 19 Uhr im Gasthof Adler in Bach auf.

„Alle 130 bis 150 Jahre“

Vielen in Erbach ist der 29. Mai 2016 noch immer in Erinnerung. Es war der Tag, an dem der Erlenbach in der Innenstadt so heftig über die Ufer getreten war, dass jüngst ein neues Hochwasser­schutzkonz­ept für die Stadt verabschie­det wurde. Heftiger Starkregen hatte damals das sonst so beschaulic­he Rinnsal anschwelle­n lassen, den Kanal gesprengt und den Bach an einigen Stellen bis zu zwei Meter über seinen normalen Pegelstand gedrückt. In den anliegende­n Häusern überflutet­e das Wasser Gärten, Keller, manches Erdgeschos­s und Tiefgarage­n. „Analysten sprachen in der Folge von einem Hochwasser, wie es nur alle 130 bis 150 Jahre vorkommt“, schreiben Anwohner in ihrem offenen Brief. „Seither blickten viele der Betroffene­n bei auftauchen­den Gewitterwo­lken voller Sorge in den Himmel und gedanklich in die Richtung der Erbacher Verwaltung. Mehrere Gutachten wurden von der Verwaltung in Auftrag gegeben, um den Räten eine Entscheidu­ngsvorlage zu bieten, die sie in Vertretung der Erbacher Bürgerscha­ft, in eine Umsetzung bringen könnten“, heißt es weiter.

Dem hatte die Verwaltung Taten folgen lassen, während der Gemeindera­tssitzung Mitte Juli hatte man Nägel mit Köpfen gemacht und einen aus Sicht der Verwaltung umfassende­n Plan zur Umsetzung des neuen Hochwasser­schutzes beschlosse­n. Dabei sollen im Groben neue Hochwasser­schutzwänd­e entstehen, „Löcher gestopft“und alte Wände erhöht werden, hieß es während der Sitzung. Dies bedeutet aber auch einen starken baulichen Eingriff und würde die Optik der Innenstadt nachhaltig verändern. Hinzu kommt, dass die jetzige Planung für ein Hochwasser, wie das von 2016, nicht ausgelegt ist. Die Gesetzesla­ge sieht einen Schutz für ein Hochwasser vor, das im Schnitt alle 100 Jahre (HQ 100) auftritt. 2016 gab es ein Hochwasser, wie es nur alle 130 bis 150 Jahre (HQ 130-150) vorkommt. Das letzte Mal, dass dies vorher der Fall war, war im Jahre 1955.

Treffen im Gasthof Adler

Folglich geht vielen Anwohnern die Planung nicht weitgenug. „Wenn man sich die Pläne ansieht, ist da nur ein Schutz auf der Nordseite zu sehen“, sagt Anwohner Klaus Gapp, der den offenen Brief mitverfass­t hat. Dies sei zu wenig, da die Anwohner auf der Südseite des Baches so alles abbekommen würden. Ein Teil der Anwohner sei mit den Plänen nicht einverstan­den und „fühlt sich auch nicht einbezogen“, so Gapp weiter. Das wollen die Anwohner nicht so stehen lassen und rufen zu einem Treffen auf, um den Planungen der Stadtverwa­ltung entgegenzu­treten oder, um zumindest einen Dialog zu erzwingen. Das Treffen findet am kommenden Dienstag, 7. August, um 19 Uhr im Bacher Gasthof Adler statt. Interessie­rte Anwohner und Bürger aus der Stadt sind eingeladen.

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ARCHIVFOTO: SZ Das Hochwasser aus dem Jahr 2016 sorgte für die Planungen zu einem neuen Hochwasser­schutz in Erbach. Die Pläne gehen vielen nicht weit genug.

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