Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Locker aus der Hüfte
Alexander Windisch hat früher für Neu-Ulm gespielt und will Weltmeister werden
ULM - Nach zwei Operationen hat Tennisspieler Alexander Windisch wieder Freude am Sport. Er hat lange in Neu-Ulm Tennis gespielt und möchte Weltmeister der Senioren in Neu Ulm werden. Die Tennis-Weltmeisterschaften der Senioren finden zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder in Deutschland statt. Vom 12. bis zum 25. August werden geschätzte 1500 Spieler aus 50 Ländern in Ulm und Neu-Ulm um die begehrten Titel kämpfen. Der 50-jährige Tennisspieler Windisch gehörte in der zweiten Bundesliga zur Mannschaft des damaligen TC Blau-Weiß Neu-Ulm. Mit Iphitos München wurde er deutscher Mannschaftsmeister. Zudem war er 1992 deutscher Vizemeister im Einzel. Pit Meier unterhielt sich mit dem dreifachen Europameister.
Hallo Herr Windisch, wir erreichen Sie in Helsinki. Was machen Sie denn in Finnland?
Ich spiele hier noch ein Turnier, um ein paar Punkte zu holen. Ich würde gerne meinen zweiten Weltranglistenplatz in der Altersklasse Herren 50 bis zur Senioren-Weltmeisterschaft in Ulm und Neu-Ulm verteidigen. Ich freue mich auf das Turnier.
Mit welchem Ziel starten Sie bei der Weltmeisterschaft?
Na ja, ich war drei Mal Europameister bei den Herren 45 und vor ein paar Wochen bin ich in der Türkei zum ersten Mal Europameister bei den Herren 50 geworden. Ich bin wie gesagt die Nummer zwei der Weltrangliste. In meiner alten Heimat würde ich natürlich gerne Weltmeister werden.
Das ist ein ehrgeiziges Ziel. In Ihrer Altersklasse spielt unter anderem auch der Schwede Anders Jarryd und der war mal unter den TopFünf in der Welt.
Na und? Den habe ich in meiner aktiven Zeit trotzdem mal geschlagen. Ich habe auch gegen Karsten Braasch und Jewgeni Kafelnikow gewonnen und der war immerhin mal die Nummer vier in der Welt.
Was ist mit den anderen Weltstars in Ihrer Altersklasse wie Andre Agassi, Boris Becker und Michael Stich.
Mit Michael Stich habe ich für Iphitos München in der Bundesliga gespielt, Boris Becker hat damals in München gewohnt und wir haben ein paar mal zusammen trainiert. Agassi ist ein wenig jünger, aber der spielt nicht mehr und der Boris hat auch aufgehört.
Sie selbst haben auch eine lange Pause eingelegt. Was war der Grund dafür?
Windisch: So etwa zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr habe ich in der Tat höchstens mit meinen Töchtern Emily und Zoe ein bisschen gespielt. Ich hatte damals große gesundheitliche Probleme. Ein befreundeter Arzt hat mir dann vor sechs Jahren das erste künstliche Hüftgelenk eingesetzt und vor vier Jahren das zweite. Seitdem habe ich keinerlei Beschwerden mehr. Dass ich wieder zum Tennis gefunden habe, das habe ich auch meinem alten Ulmer Kumpel Florian Ebner zu verdanken. Der spielt ja schon seit vielen Jahren auf Weltklasseniveau bei den Senioren und hat mich mehr oder weniger dazu überredet, wieder einzusteigen.
Wissen Ihre Gegner, dass sie mit zwei künstlichen Hüftgelenken spielen?
Das spricht sich schon rum in der Szene. Und wenn es ein Spieler tatsächlich nicht weiß und gegen mich verloren hat, dann sage ich es ihm hinterher. Das verstärkt dann den Frust noch ein bisschen.
Ein aktiver Weltklassespieler kann sehr gut von seinem Sport leben. Wie ist das bei den Senioren?
Die besten Seniorenspieler kriegen manchmal ihre Spesen ersetzt und auch mal ein kleines Preisgeld. Aber davon kann man nicht leben. Tennis ist meine Passion und ich investiere eine Menge, um mein Niveau zu halten. Ich verbringe jeden Tag ein paar Stunden auf dem Platz oder im Fitnessstudio. Mein Geld verdiene ich aber als Chef der Werbeagentur Capeeshee, meine Frau Gabi hat mit ihrer Freundin Nadine Lux das Label Sportkind gegründet und produziert Sportkleidung. Wir sind also beide selbstständig und deswegen zum Glück zeitlich flexibel.
Teilt Ihre Familie eigentlich Ihre Begeisterung und Ihre Freude für den Tennissport?
Windisch: Meine Frau ist Hobbyspielerin, meine Töchter spielen auch Tennis und das ist gut so. Ich bin schließlich viel unterwegs bei Turnieren. Wenn meine Familie sich für diesen Sport nicht interessieren würde, dann müsste ich wahrscheinlich froh sein, wenn mir die Haustür noch aufgemacht wird.