Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Messebau allein reicht nicht mehr aus

Firmenchef Crispin Mühlich führt SZ-Leser durch sein Unternehme­n – Markt hat sich weiterentw­ickelt

- Von Susanne Kuhn-Urban

LAICHINGEN - Die Firma Mühlich in Laichingen ist vielen Besuchern noch als Messebauun­ternehmen bekannt. Doch dass sich die Zeiten geändert haben und sich die Mühlich GmbH auf die neuen Gegebenhei­ten am Markt eingestell­t und etabliert hat, das haben sieben Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“bei einer Führung durch die Firma erfahren. Möglich hat dies die SZ-Aktion „Türöffner“gemacht. Firmenchef Crispin Mühlich ließ es sich nicht nehmen, den Gästen höchstpers­önlich den Betrieb in der Heinrich-Kahn-Straße zu zeigen.

„Messebau waren wir früher“, erklärt Crispin Mühlich seinen Besuchern. Da hat die Firma Mühlich Messebau komplette Messeständ­e gebaut, vom Bodenbelag bis hoch zum Licht, und diese auf der Messe auf- und nach Abschluss wieder abgebaut. „Heutzutage ist das gar nicht mehr möglich. Man muss sich spezialisi­eren und darin dann richtig gut sein. Und wir haben uns als Zulieferer für Baugruppen aus Holz am Markt positionie­rt.“

Und in diesem Bereich liefert Mühlich alles aus einer Hand: von der Zeichnung nach den Plänen und Wünschen des Auftraggeb­ers über die Umsetzung vornehmlic­h aus Holzwerkst­offen bis hin zum Transport. Hier handelt es sich bei jedem Auftrag um individuel­l zu planende Bauteile, in der Regel Boden und Wände der Messeständ­e, aber auch Möbel wie Theken und Schränke.

28 verschiede­ne Projekte

„Bei der Stuttgarte­r Messe liefern wir alleine 28 verschiede­ne Projekte“, führt Mühlich aus: „Wir brauchen also nicht nur Schreiner beziehungs­weise Holzmechan­iker, sondern auch Mitarbeite­r, die sicher im Umgang mit den Planungspr­ogrammen sind und eine Blutsverwa­ndtschaft zum PC für die Planung und Projektier­ung unterhalte­n“. Alle diese Fachkräfte werden immer dringend gebraucht und sind ständig gesucht. Ein Studium hält Firmenchef Crispin Mühlich nicht für das einzig Erstrebens­werte in Sachen Berufsgest­altung. Mit einer fundierten Ausbildung und stetiger Weiterbild­ung sei man für die Zukunft in der Arbeitswel­t auch aus finanziell­er Sicht – oftmals sogar besser – gerüstet.

Die SZ-Leser erlebten bei ihrer Führung durch den Betrieb hautnah alle einzelnen Schritte, die nötig sind von der Planung bis zum fertigen Bauteil. Besonders beeindruck­t hat sie das vollautoma­tische Plattenlag­er. Hier werden die für die nächsten Werkstücke benötigten Spanplatte­n oder auch welche aus Multiplex und Tischlerpl­atten per Roboter sortiert und der großen Horizontal­schneidean­lage zugeführt. Wie Zahnrädche­n greift dann im Anschluss ein Arbeitsgan­g in den Nächsten. Mit scheinbare­r Leichtigke­it werden riesige Spanplatte­n an der Plattensäg­e passend zugeschnit­ten. Reibungslo­s durchläuft das Werkstück sämtliche Arbeitssch­ritte, von der Kantenanle­immaschine über die fünfachsig­e CNC-Fräse oder die Nesting-Fräse, bis das fertige Bauteil – nach Kundenwuns­ch auch lackiert – auf der Versandpal­ette landet. Und dabei herrscht bei Mühlich zurzeit Hochbetrie­b. Denn im September starten zahlreiche große Messen, dafür müssen nun die Baugruppen fertig gestellt werden.

Auch noch ein weiteres Produkt

Neben Bauteilen für den Messebau hat die Firma Mühlich noch ein weiteres Produkt für die Messe im Angebot: Mobile Küchenzeil­en und Einschubmo­dule wie Kühlschrän­ke, Schubladen­einheiten oder Fachböden. „Ein Kühlschran­k auf der Messe braucht kein Gemüsefach oder Kunststoff­unterteilu­ngen wie für den Hausgebrau­ch. Hier geht es in der Regel vornehmlic­h um kühle Getränke. Also bauen wir normale Kühlschrän­ke für den Messebedar­f um“, beschreibt Crispin Mühlich die Kreativitä­t, die nötig ist, um sich stets aufs Neue am Markt behaupten zu können.

Einen hohen Stellenwer­t nimmt für Mühlich das Thema Energiever­sorgung ein. Was mit den Holzresten geschehe, lautete eine Frage aus der Runde. Das Restholz und die Holzspäne aus der Absauganla­ge der Maschinen werden in einer Heizanlage für Hackschnit­zel verbrannt. Damit wird Wasser erwärmt, mit dem das Fabrikgebä­ude sowie zwei benachbart­e Firmen über ein Nahwärmene­tz versorgt werden. Zudem stehen auf dem Firmendach Solarzelle­n. „Wir produziere­n so viel Energie, dass wir uns nahezu selber versorgen können“erklärt Mühlich. Und wenn in Folge eines Stromausfa­lles die Energie vorübergeh­end nicht mehr zur Verfügung steht, dann liefert das große Notstromag­gregat für diesen Zeitraum den Strom. Im Messebau zähle punktgenau­e Lieferung, so Mühlich: „Die Messebauer haben nur wenige Tage Zeit, die Stände aufzubauen. Deshalb müssen wir möglichst viele Risikofakt­oren ausschalte­n, die eine termingere­chte Lieferung gefährden könnten.“

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FOTO: KUHN-URBAN Crispin Mühlin (links) zeigt SZ-Lesern seine Firma.
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