Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Linke in Laichingen
Eva-Maria Glathe-Braun (Die Linke) macht Station in Laichingen
Was ist sozial, was gerecht? Eva-Maria Glathe-Braun will ins Gespräch kommen.
LAICHINGEN - Bundesweit erfährt die neue linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“der Initiatoren Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine (beide: Die Linke) durchaus Zuspruch. Rund 50 000 Unterstützer soll es bereits geben. Deutlich schwerer tut sich die Linkspartei im Alb-Donau-Kreis. Bei der Bundestagswahl bekam Kandidatin Eva-Maria Glathe-Braun gerade einmal 4,6 Prozent. Doch aufgeben will sie nicht. Auf ihrer Sommertour hat Glathe-Braun auch Laichingen bereist.
Sommer, Sonne und ein Weinschorle auf dem Tisch. So lassen sich die heißen Tage derzeit gut aushalten. Doch Eva-Maria Glathe-Braun ist nicht zum Spaß gekommen an diesem lauen Abend ins Café déli nach Laichingen. Die Linken-Politikerin aus Ulm bereist derzeit ihren Wahlkreis, um mit Menschen und natürlich, so hofft sie, auch potenziellen Wählern ins Gespräch zu kommen. GlatheBraun sagt, sie blicke schon auf die nächsten Wahlen. Das sind im kommenden Jahr vor allem die Europawahl sowie die Kommunalwahl.
Der Kreis an Interessierten in Laichingen an diesem Informationsaustausch mit Plaudercharakter ist an diesem Abend allerdings überschaubar. Mit gerade einmal einer Hand voll Menschen sitzt die Politikerin an einem Tisch auf dem bestuhlten Freiluft-Bereich des déli. Doch die Forderungen, mit denen Glathe-Braun Wähler mobilisieren will, haben es nichtsdestotrotz in sich.
„Verkehrswende“im Kreis
Ihre wichtigste Forderung, welche nicht nur Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine unterschreiben dürften, laute: „Wir wollen Politik für alle Menschen machen – sozial und ökologisch.“Sozial, das bedeutet für Glathe-Braun unter anderem, dass im AlbDonau-Kreis die „Verkehrswende“geschafft werde. Sie schlägt ein „Sozialticket“vor („möglichst im gesamten DING-Gebiet“). Dieses würde sozial Schwächere entlasten; genauso, wie bezahlbarer Wohnraum Bürger und Familien mit kleinem Geldbeutel entlasten würde. „Wir brauchen im AlbDonau-Kreis mehr Wohnungen, vor allen Dingen bezahlbare Wohnungen“, sagt Glathe-Braun, die, um dieses Ziel zu erreichen, auch in (neuen) Baugebieten eine Quote für geförderten sozialen Wohnungsbau fordert.
Gleichzeitig müsse aber so wenig neue Fläche versiegelt werden wie möglich. „Dem Bodenfraß muss auch hier Einhalt geboten werden.“Stichwort: Nachverdichtung. Gerade in Laichingen dürfte sie mit dieser Forderung aber offene Türen einrennen, wo sich gefühlt an fast jeder Ecke derzeit Baulücken schließen. Als „Warnsignal“bezeichnet sie den angeblichen Trend, dass sich im Alb-DonauKreis der Wohnungsbau rückläufig entwickele.
Um Familien finanziell zu entlasten, macht sich Eva-Maria GlatheBraun weiter stark „für kostenlose Bildung – von der Kita bis zur Uni“. Das bedeute aber, „dass wir mehr Erzieherinnen brauchen“. Und um diese zu bekommen, müsste man ihnen bessere Gehälter zahlen. Was in Laichingen (noch nicht) Realität ist, Glathe-Braun aber ebenfalls fordert: ein kostenloses Mittagessen auch für alle Schüler.
Dem Nachwuchs schenkt GlatheBraun besondere Beachtung: „Kein Kind im Alb-Donau-Kreis darf in Armut leben.“Deshalb strebe Die Linke ein „Sofortprogramm“gegen Kinderarmut an. Womöglich könnte hier auch eine „Lobby- und Kinderbonuscard“, helfen, wie es sie in Ulm schon gebe.
Stolz könne der Alb-Donau-Kreis auf seine reiche Flora und Fauna sein. Diese aber müsse geschützt werden – „deshalb lehnen wir den Einsatz von Glyphosat und anderen giftigen Pflanzenschutzmitteln ab“, so GlatheBraun. Was den Alb-Donau-Kreis auszeichne, sei aber auch ein Problem: seine ländliche Struktur mit vielen kleinen Dörfern. Dann nämlich, wenn Ärzte fehlen oder die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs auf dem Land nicht mehr gelinge. Hier wolle Die Linke gegensteuern. Wie genau, sagt sie allerdings nicht. Aber auch die neue Sammlungsbewegung von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine präsentiert (noch) keine Lösungen. Starten soll die Bewegung „Aufstehen“offiziell am 4. September.