Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mit einem blauen Auge davongekom­men

Kreisbauer­nverband Ulm-Ehingen legt Ernteberic­ht für dieses Jahr vor

- Von Dominik Prandl

REGION - „Die Landwirte hier in der Region sind mit einem blauen Auge davongekom­men“, sagt Ernst Buck, Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Ulm-Ehingen. Der Verband hat seinen Ernteberic­ht für dieses Jahr vorgelegt, die Ernte im Alb-Donau-Kreis ist breits so gut wie abgeschlos­sen. Laut Kreisbauer­nverband haben die Landwirte im Kreis trotz aller Wetterkapr­iolen eine gute Ernte eingefahre­n. Doch sieht die Situation auf jedem Hof, auf jedem Feld anders aus.

„In Rißtissen haben wir am Mittwoch schon mit der Silomais-Ernte begonnen“, sagt zum Beispiel Kreisgesch­äftsführer Andreas Braig. Weil es dort eine Kiesunterl­age gebe, seien die Pflanzen besonders stark von der Trockenhei­t betroffen. „Der Mais verdorrt regelrecht“, erklärt er.

Dass die Maisernte jetzt schon beginne, sei erstaunlic­h früh, erklärt Ernst Buck. An einigen Standorten hätten einfach die Wasserrese­rven gefehlt, daher rechne man bei der Maisernte teilweise mit erhebliche­n Einbußen. Auf sehr trockenen Standorten hätten sich keine Kolben gebildet. Sei die Versorgung der Frucht zu gering, gehe am Kolben zudem die Körnerbild­ung von oben her zurück. Doch noch gebe es Hoffnung, es müsse nur regnen. „Wir müssen schauen, was rauskommt.“

Die Entwicklun­g des Weizens sei durch die Trockenhei­t im Frühjahr beeinträch­tigt worden. „Doch zum Glück kam etwas Regen zum richtigen Zeitpunkt der Kornfüllun­g“, sagt Buck. Daher könnte der Großteil der Landwirte mit der Qualität zufrieden sein.

Keine Abnehmer für Urgetreide

„Auch bei der Wintergers­te müssen wir nicht jammern“, sagt Buck. Der Ertrag sei „vielleicht leicht unterdurch­schnittlic­h“. Zwiewuchs, das heißt die verspätete Neubildung von Halmen an den Pflanzen wegen der Wetterkapr­iolen, hätten die Sommergers­te- und Haferernte etwas beeinträch­tigt. Von einer durchschni­ttlichen Ernte spricht Buck in Bezug auf Dinkel. Keine guten Erträge gebe es beim Raps, sie seien „leicht unterdurch­schnittlic­h“.

Die alten Sorten Emmer und Einkorn würden in der Region an Anbaufläch­e hinzugewin­nen. „Der Markt ist die letzten fünf, sechs Jahre gewachsen, es gab einen Hype“, erklärt der stellvertr­etende Vorsitzend­e Hanns Roggenkamp. Doch nun gebe es keine Verträge mehr mit Mühlen für das Erntejahr 2019, weil die Lager voll seien. Deshalb würden die Landwirte wahrschein­lich den Anbau stoppen. „Es wird keiner anbauen, wenn es keine Sicherheit gibt, dass es auch abgenommen wird.“

Mit erhebliche­n Ertragsein­bußen rechnen die Landwirte in der Region beim Grünland. Die Wiesen seien verdorrt, weshalb man davon ausgehe, dass der dritte und vierte Schnitt so gut wie ausfällt. Auch hier hänge noch alles davon ab, wie viel Regen in nächster Zeit fällt. Beim Holz hätten wegen des Borkenkäfe­rs viele Bäume gefällt werden müssen.

Insgesamt hat die Ernte in diesem Jahr sehr früh begonnen – in großen Teilen des Alb-Donau-Kreises bereits ab dem 15. Juni, fast vier Wochen früher als üblich. Durch die trockene Witterung kam sie sehr schnell voran. „Die anhaltende Trockenhei­t bringt aber auch Mensch, Tier und Maschine an ihre Grenzen“, erklärt Ernst Buck. Mittlerwei­le sei die Ernte im Kreis so gut wie abgeschlos­sen. In durchschni­ttlichen Jahren würden die Erntearbei­ten eigentlich bis Anfang September andauern.

Schlechtes­te Ernte seit 1994

„Wir sind eine der glückliche­n Regionen“, resümiert Buck, denn im nördlichen Teil Deutschlan­ds sei die Ernte wirklich katastroph­al, dort würden Kühe zum Teil schon geschlacht­et, die Kälberprei­se seien im freien Fall, Betriebe stünden mit dem Rücken zur Wand. „Erstmals seit 1994 sind wir deutschlan­dweit gesehen in der Situation, dass wir nicht mehr das Getreide produziere­n, das wir selbst verbrauche­n“, sagt Buck. Auch die Nachfrage nach Stroh und Heu ziehe an, weshalb Landwirte mit normaler Ernte profitiere­n würden. Doch bräuchten die meisten Landwirte ohnehin ihre Erträge für die Futtervers­orgung des eigenen Betriebs, schränkt Hanns Roggenkamp ein. Auch der Weizenprei­s gehe steil nach oben.

Bei den staatliche­n Hilfen wünscht sich Ernst Buck eine unbürokrat­ische Vorgehensw­eise. Wegen niedriger Milch- und Schweinepr­eise hätten Betriebe in den vergangene­n Jahren nicht die Möglichkei­t gehabt, Reserven zu bilden, erklärt Hanns Roggenkamp.

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FOTO: WARNACK Ein Mähdresche­r bei Obermarcht­al ist in einem Wintergers­tenfeld unterwegs. Die Ernte in der Region ist so gut wie abgeschlos­sen.

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