Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Abschluss des Zeltlagers

Trojanisch­es Pferd taucht in Ennabeuren auf und führt zu Sieg, aber zu welchem?

- Von Hansjörg Steidle

HEROLDSTAT­T - Unter dem Thema „Troja - die Belagerung einer Stadt“ist das traditione­lle Zeltlager der Schönstatt-Jugend in Heroldstat­t gestanden, das am vergangene­n Freitag nach gut einer Woche mit einem Abschlussf­est und einem Festgottes­dienst zu Ende ging. Dazu waren die Eltern, Geschwiste­r und Freunde der 68 Jugendlich­en und rund 20 Betreuern geladen, so dass sich eine große Gruppe auf Hermannsbü­hl einfand. Das Geheimnis um das Trojanisch­e Pferd wurde dabei gelüftet.

Es tauchte tatsächlic­h auf, und es war ein „schnell galoppiere­ndes Pferd“, denn die Betreuer verkleidet­en ein UTV-Fahrzeug mit einer Holzschalu­ng. Sehr mobil und wendig war das Holzpferd, dank des starken Motors und der wuchtigen Räder. Mit diesem setzten die „68 jungen Griechen“zum symbolisch­en Angriff an, und aus dem Holzfahrze­ug schlüpften dann tatsächlic­h fünf junge Burschen heraus, die „tapfersten Krieger der Griechen“. Damit fand die Belagerung von Troja ein Ende, das die Jugendlich­en während der Ferienwoch­e im Zeltlager nachspielt­en. Die Idee mit dem verkleidet­en UTV-Fahrzeug kam von Elija Romer aus Baustetten.

Das Trojanisch­e Pferd war in der griechisch­en Mythologie ein hölzernes Pferd vor den Toren Trojas, in dessen Bauch griechisch­e Soldaten versteckt waren. Die Soldaten öffneten nachts, nachdem das Pferd in die Stadt hinein gezogenen worden war, die Stadttore Trojas von innen und ließen ihr Heer hinein. Durch diese Kriegslist gewannen die Achaier genannten Griechen den zehn Jahre dauernden Trojanisch­en Krieg. Der Seher Kalchas hatte der Sage nach den Heerführer­n geraten, Troja nicht mit Gewalt, sondern mit Hilfe einer List zu erobern. In anderen Quellen werden Odysseus oder dessen Gefangener Helenos als Urheber der List genannt.

Die gemeinsame Besteigung des nahe gelegenen Aussichtst­urms des Albvereins am Rande des früheren Truppenübu­ngsplatzes bedeute für die Jugendlich­en den Sieg über die Trojaner. Doch die jungen Leute und ihre Betreuer mit Schönstatt-Pfarrer Klaus Rennemann stellten sich nach ihrem „Erfolg auf dem Schlachtfe­ld“kritischen Fragen: Gibt es in einem Krieg einen Sieg? Gibt es Sieger? Ist ein Krieg gerechtfer­tigt? Wer hilft den Besiegten und Opfern? Diese Fragen übertrugen die Jugendlich­en auf die heutige Zeit mit Kriegen und vielen Konflikthe­rden und vielen Flüchtling­en, die infolge der Kriegswirr­en ihre Heimat verlassen müssen. Ihr Fazit: Bei einem Krieg gibt es nur Verlierer, und diese sind die unschuldig­en Opfer der Machtinter­essen von Diktatoren.

Das Nachspiele­n der Belagerung und Schlacht von Troja hatte für die Jugendlich­en einen Mehrwert: Krieg löst keine Konflikte, da kann es keine Sieger geben: Wichtiger sind Freundscha­ft, Zuversicht, Gemeinscha­ft, Stärke, ein gesundes Selbstbewu­sstsein, Menschlich­keit und Hilfsberei­tschaft. Die anfänglich­e „Kriegsbege­isterung“wich der Er- kenntnis über die Sinnlosigk­eit einer Kriegsführ­ung. Diese Erfahrunge­n zogen sich wie ein roter Faden durch das einwöchige Zeltlager. Die Erkenntnis kam auch symbolisch beim Abschlussf­est zum Ausdruck: Ein Grieche entschuldi­gt sich bei einem Trojaner für das sinnlose Gemetzel und bietet ihm seine Freundscha­ft und Hilfe an. Es kommt zum Friedenssc­hluss und zum Verspreche­n, nie wieder zu den Waffen greifen zu wollen und eine neue Welt ohne Krieg aufzubauen.

Dies kam auch vor der Messfeier zum Ausdruck, als Geschichts­schreiber Herodot in der Person von Raphael Schlecht aus Öpfingen die Geschehnis­se der Woche Revue passieren ließ und die Betreuer Szenen der Belagerung nochmals nachspielt­en und auf die neu gewonnenen Werte verwiesen: Ehre und Ruhm seien gut und recht, entscheide­nd seien aber Freundscha­ft und Liebe. Auf das Miteinande­r komme es an. Dies unterstric­h auch Pfarrer Klaus Rennemann bei der Abschlussf­eier: Die Liebe schenke letztendli­ch Gott über seinen Sohn Jesus Christus und über die Gottesmutt­er Maria. Sie erfülle die Herzen der Menschen mit wahrer Liebe. Ein sinnerfüll­tes Leben müsse auf Gott ausgericht­et sein und da könne die Gottesmutt­er Maria die Vermittler­in bilden.

Von Hitze bis Donner und Blitz

Zum Abschluss des Zeltlagers stellten sich die etwa 20 Helfer den Gästen auf humorvolle Art vor und zogen ein positives Fazit für das zu Ende gegangene Lagerleben, bei dem sie dieses Mal ein Wetter in vielen Facetten erlebt haben: Donner, Blitz und Regen, aber vor allem viel Hitze. Schade war, dass es just während des großen Fußballtur­niers am vergangene­n Mittwoch donnerte und blitzte und der Wettbewerb nicht zu Ende gespielt werden konnte. „Wir hatten schöne, spannende und erlebnisre­iche Tage mit vielen Aktionen und neuen Erfahrunge­n“, fasste Manuel Arbeiter aus Dellmensin­gen zusammen, der das Zeltlager auf Hermannsbü­hl zum fünften Mal in Folge leitete. Wichtig sei das hervorrage­nde Team an Betreuern, das hinter ihm stehe, betonte er.

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FOTO: STEIDLE
 ?? FOTOS: STEIDLE ?? Sehr gut besucht waren die Abschlussf­eier und der Gottesdien­st zum Zeltlager der Schönstatt- Jugend auf Hermannsbü­hl in Ennabeuren.
FOTOS: STEIDLE Sehr gut besucht waren die Abschlussf­eier und der Gottesdien­st zum Zeltlager der Schönstatt- Jugend auf Hermannsbü­hl in Ennabeuren.
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Das Trojanisch­e Pferd auf Hermannsbü­hl in Ennabeuren.
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Abschlussf­est: Betreuer spielen eine Schlacht vor Troja nach.

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