Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Abschluss des Zeltlagers
Trojanisches Pferd taucht in Ennabeuren auf und führt zu Sieg, aber zu welchem?
HEROLDSTATT - Unter dem Thema „Troja - die Belagerung einer Stadt“ist das traditionelle Zeltlager der Schönstatt-Jugend in Heroldstatt gestanden, das am vergangenen Freitag nach gut einer Woche mit einem Abschlussfest und einem Festgottesdienst zu Ende ging. Dazu waren die Eltern, Geschwister und Freunde der 68 Jugendlichen und rund 20 Betreuern geladen, so dass sich eine große Gruppe auf Hermannsbühl einfand. Das Geheimnis um das Trojanische Pferd wurde dabei gelüftet.
Es tauchte tatsächlich auf, und es war ein „schnell galoppierendes Pferd“, denn die Betreuer verkleideten ein UTV-Fahrzeug mit einer Holzschalung. Sehr mobil und wendig war das Holzpferd, dank des starken Motors und der wuchtigen Räder. Mit diesem setzten die „68 jungen Griechen“zum symbolischen Angriff an, und aus dem Holzfahrzeug schlüpften dann tatsächlich fünf junge Burschen heraus, die „tapfersten Krieger der Griechen“. Damit fand die Belagerung von Troja ein Ende, das die Jugendlichen während der Ferienwoche im Zeltlager nachspielten. Die Idee mit dem verkleideten UTV-Fahrzeug kam von Elija Romer aus Baustetten.
Das Trojanische Pferd war in der griechischen Mythologie ein hölzernes Pferd vor den Toren Trojas, in dessen Bauch griechische Soldaten versteckt waren. Die Soldaten öffneten nachts, nachdem das Pferd in die Stadt hinein gezogenen worden war, die Stadttore Trojas von innen und ließen ihr Heer hinein. Durch diese Kriegslist gewannen die Achaier genannten Griechen den zehn Jahre dauernden Trojanischen Krieg. Der Seher Kalchas hatte der Sage nach den Heerführern geraten, Troja nicht mit Gewalt, sondern mit Hilfe einer List zu erobern. In anderen Quellen werden Odysseus oder dessen Gefangener Helenos als Urheber der List genannt.
Die gemeinsame Besteigung des nahe gelegenen Aussichtsturms des Albvereins am Rande des früheren Truppenübungsplatzes bedeute für die Jugendlichen den Sieg über die Trojaner. Doch die jungen Leute und ihre Betreuer mit Schönstatt-Pfarrer Klaus Rennemann stellten sich nach ihrem „Erfolg auf dem Schlachtfeld“kritischen Fragen: Gibt es in einem Krieg einen Sieg? Gibt es Sieger? Ist ein Krieg gerechtfertigt? Wer hilft den Besiegten und Opfern? Diese Fragen übertrugen die Jugendlichen auf die heutige Zeit mit Kriegen und vielen Konfliktherden und vielen Flüchtlingen, die infolge der Kriegswirren ihre Heimat verlassen müssen. Ihr Fazit: Bei einem Krieg gibt es nur Verlierer, und diese sind die unschuldigen Opfer der Machtinteressen von Diktatoren.
Das Nachspielen der Belagerung und Schlacht von Troja hatte für die Jugendlichen einen Mehrwert: Krieg löst keine Konflikte, da kann es keine Sieger geben: Wichtiger sind Freundschaft, Zuversicht, Gemeinschaft, Stärke, ein gesundes Selbstbewusstsein, Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Die anfängliche „Kriegsbegeisterung“wich der Er- kenntnis über die Sinnlosigkeit einer Kriegsführung. Diese Erfahrungen zogen sich wie ein roter Faden durch das einwöchige Zeltlager. Die Erkenntnis kam auch symbolisch beim Abschlussfest zum Ausdruck: Ein Grieche entschuldigt sich bei einem Trojaner für das sinnlose Gemetzel und bietet ihm seine Freundschaft und Hilfe an. Es kommt zum Friedensschluss und zum Versprechen, nie wieder zu den Waffen greifen zu wollen und eine neue Welt ohne Krieg aufzubauen.
Dies kam auch vor der Messfeier zum Ausdruck, als Geschichtsschreiber Herodot in der Person von Raphael Schlecht aus Öpfingen die Geschehnisse der Woche Revue passieren ließ und die Betreuer Szenen der Belagerung nochmals nachspielten und auf die neu gewonnenen Werte verwiesen: Ehre und Ruhm seien gut und recht, entscheidend seien aber Freundschaft und Liebe. Auf das Miteinander komme es an. Dies unterstrich auch Pfarrer Klaus Rennemann bei der Abschlussfeier: Die Liebe schenke letztendlich Gott über seinen Sohn Jesus Christus und über die Gottesmutter Maria. Sie erfülle die Herzen der Menschen mit wahrer Liebe. Ein sinnerfülltes Leben müsse auf Gott ausgerichtet sein und da könne die Gottesmutter Maria die Vermittlerin bilden.
Von Hitze bis Donner und Blitz
Zum Abschluss des Zeltlagers stellten sich die etwa 20 Helfer den Gästen auf humorvolle Art vor und zogen ein positives Fazit für das zu Ende gegangene Lagerleben, bei dem sie dieses Mal ein Wetter in vielen Facetten erlebt haben: Donner, Blitz und Regen, aber vor allem viel Hitze. Schade war, dass es just während des großen Fußballturniers am vergangenen Mittwoch donnerte und blitzte und der Wettbewerb nicht zu Ende gespielt werden konnte. „Wir hatten schöne, spannende und erlebnisreiche Tage mit vielen Aktionen und neuen Erfahrungen“, fasste Manuel Arbeiter aus Dellmensingen zusammen, der das Zeltlager auf Hermannsbühl zum fünften Mal in Folge leitete. Wichtig sei das hervorragende Team an Betreuern, das hinter ihm stehe, betonte er.