Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Kultur (f)liegt auf der Straße

Am 18. August treten wieder Artisten, Akrobaten, Clowns und Musiker in der Neu-Ulmer Innenstadt auf

- Von Marcus Golling

NEU-ULM - Die Straßen der Neu-Ulmer Innenstadt sind – speziell im Sommer – nicht gerade dafür bekannt, dass sie vor Leben brummen. Doch an einem Tag im August 2017 war das anders: überall Musik, überall Akrobatik, überall Theater. Und tausende Menschen, die sich von den Darbietung­en unterhalte­n und bezaubern ließen. Die Premiere von „Kultur auf der Straße“im vergangene­n Jahr war ein denkwürdig­er Erfolg. Und der soll nun nicht nur wiederholt, sondern sogar ausgebaut werden: Denn bei der zweiten Auflage am Samstag, 18. August, soll manches noch besser werden.

Mareike Kuch, seit Jahren Organisato­rin des Kulturprog­ramms der Stadt Neu-Ulm und seit ein paar Monaten Abteilungs­leiterin für Schule, Sport, Kultur und Freizeit, erinnert sich gerne an die Premiere, die ihre eigenen Erwartunge­n übertraf. „2017 war ein Testballon“, sagt sie, „da wussten wir noch gar, wie so eine Veranstalt­ung funktionie­rt.“Den Test-Charakter merkte man dem Straßenkul­tur-Fest zwar nicht an, einige Lehren zog das Organisati­onsteam aber schon. Vor allem die, dass manche Spielfläch­en beim Publikum besser ankommen als andere – und die, dass die Auftrittsp­lätze nicht zu nah beieinande­r liegen sollten. „Wir haben damals nicht bedacht, dass viele Künstler mit großen PA-Anlagen kommen“, gibt Kuch zu. Die Folge: Manchmal funkte die laute Musik der einen Show einer anderen dazwischen.

Die Macher haben die Lektion gelernt: Mit 35 Künstlern und Gruppen ist die Zahl der Gäste zwar in etwa gleich geblieben, doch die verteilen sich nun über ein größeres Gebiet. Neu hinzugekom­men ist der östliche Teil der Friedenstr­aße – mit der Folge, dass die angrenzend­e Kreuzung mit der Ludwigstra­ße dieses Jahr für den Verkehr gesperrt ist. Kuch begrüßt das sehr: „Das war für die Besucher eine Gefahr. Jetzt können sie ungehinder­t von Auftritt zu Auftritt laufen.“Die anderen Auftrittso­rte sind der Heiner-Metzger-Platz, die Ludwigstra­ße, der Rathauspla­tz, der Johannespl­atz und – nach Ende des Wochenmark­tes – der Petrusplat­z. Letzterer dürfte an Bedeutung gewinnen, weil das Fest dieses Jahr erst in späten Abendstund­en endet: Um 21 Uhr beginnt die Preisverle­ihung. Wie schon 2018 werden auch dieses Jahr wieder drei Jurypreise und ein Publikumsp­reis vergeben. „Durch die längere Laufzeit am Abend können die Besucher die einzelnen Darbietung­en besser genießen“, sagt Organisato­rin Kuch.

Das Programm für das Festival ist mittlerwei­le fertig und bietet sowohl bereits bekannte als auch neue Gäste. Wieder dabei sind laut Kuch alle vier Gewinner des Vorjahres: das argentinis­che Artisten-Duo Cia Intrépidos, der spanische Spaßmacher Maurangas, die Ulmer Breakdance­r Undergroun­d Movement und die Blasmusik-Truppe „KäseKraine­r“. Das Programm ist dabei noch globaler geworden: Die neuen Künstler kommen unter anderem aus Brasilien, Israel und Liechtenst­ein. „Wir sollten uns internatio­nales Straßenkul­tur-Festival nennen“, sagt Kuch und schmunzelt. Offenbar liege die Veranstalt­ung zeitlich günstig, so dass viele Künstler zwischen größeren Festivals wie „La Strada“in Augsburg oder dem „Stramu“in Würzburg gerne in Neu-Ulm Station machen.

Streetfood-Angebot ergänzt das Festival

Start in der Innenstadt ist statt um 11 Uhr diesmal um 12 Uhr. Eine Lehre aus dem vergangene­n Jahr, als die Besucher erst zur Mittagszei­t die Straßen belebten. Was auch 2018 eine gute Idee sein könnte: Schließlic­h wird die Straßenkul­tur von einem umfangreic­hen Streetfood-Angebot begleitet – von herzhaft bis süß, vom kleinen Snack bis hin zur anständige­n Mahlzeit. Neu ist dieses Mal, dass die Stadtverwa­ltung die Standbetre­iber aufgeforde­rt hat, Plastikmül­l zu vermeiden und das Essen möglichst in biologisch abbaubaren Behältern auszugeben. „Das Thema Nachhaltig­keit ist uns wichtig“, sagt Kuch.

Die Rahmenbedi­ngungen für eine erfolgreic­he zweite Ausgabe von „Kultur auf der Straße“sind also gegeben. Nur ein Thema brennt Mareike Kuch auf den Nägeln: Geld. Aber nicht die Kosten für das Fest, für das die Stadt zwischen 25 000 und 30 000 Euro bezahlt, sondern die Einnahmen für die Künstler. Die bekommen, wie bei vielen vergleichb­aren Veranstalt­ungen keine Gage; nur Gäste mit weiter Anreise erhalten einen Reisekoste­nzuschuss und eventuell eine Unterkunft. Deswegen bittet Organisato­rin Kuch die Zuschauer, etwas fleißiger in die Hüte zu spenden. „Applaus ist das Brot der Künstler – aber ganz satt macht es doch nicht.“Die Hutgage sei ja der Sinn von Straßenkul­tur: Jeder bezahlt, was ihm gefällt.

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FOTO: FELIX OECHSLER Waren bei der Premiere stets von Zuschauern umlagert – und gewannen am Ende den dritten Preis: Die Breakdance­r von Undergroun­d Movement sind auch dieses Jahr wieder dabei.

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