Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Laichingen feiert zwei Tage
Nicht nur Sonnenschein, Musik und gutes Essen gehörten zum Stadtfest.
LAICHINGEN - Seine größten kommunalpolitischen Errungenschaften als Bürgermeister der Stadt Laichingen seien vier Unterschriften gewesen, die er unter Verträge in Ducey, Neswisch und zwei Mal in Laichingen gesetzt habe. Dies seien die Unterzeichnungen der Partnerschaftsbeziehungsweise Freundschaftsverträge mit den Städten Ducey in Frankreich und Neswisch in Weißrussland gewesen. Dies erklärte Andreas Raab, der frühere Bürgermeister der Stadt Laichingen, beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der freundschaftlichen Beziehungen zur Stadt Neswisch. Bei der Feierstunde im Alten Rathaus würdigten mehrere Festredner die Freundschaft zwischen den beiden Kommunen und die fruchtbaren Begegnungen während der zurückliegenden 25 Jahre.
„Freundschaft ist ein wertvolles Geschenk, das gepflegt werden muss“, unterstrich Bürgermeister Klaus Kaufmann, der am Samstagnachmittag nochmals die zwölfköpfige Delegation aus der befreundeten weißrussischen Stadt Neswisch begrüßte, die Alexander Baltenkow, stellvertretender Vorsitzender des Exekutivkomitees der Stadt Neswisch, anführte. Damit die Freundschaft am Leben bleibt, müsse sie gelebt und ständig erneuert werden, und das über Staatsgrenzen hinweg, erklärte Kaufmann. Auf Laichinger Seite sei es vor allem die Regionalgruppe der West-Ost-Gesellschaft um ihren Vorsitzenden Joachim Claus, die die freundschaftlichen Kontakte gepflegt habe und pflege. Ihr gebühre Anerkennung und Dank.
Klaus Kaufmann sprach von einer mutigen Entscheidung vor 25 Jahren, als der damalige Bürgermeister Andreas Raab mit einer „vollkommen unbekannten Stadt“die Freundschaft und das Miteinander suchte. Skepsis und Unkenntnis seien allerdings bald gewichen, gegenseitige Besuche und persönliche Kontakte hätten zu einer schönen 25-jährigen Freundschaft geführt. Die von Laichingen getätigte humanitäre Hilfe sei angekommen und trage bis heute Früchte, erklärte der Laichinger Bürgermeister in seiner Festrede. Davon hätte er sich jüngst bei seinem zweiten Besuch überzeugen können.
Schüleraustausch geplant
Gerne unterstütze die Stadt Laichingen in Zukunft den Austausch auf Schulebene und wirtschaftlicher Ebene, was auch von Genadij Salasjai, Bürgermeister der Stadt Neswisch, unterstützt werde. Er freue sich auf eine vertiefte Zusammenarbeit mit den Freunden aus Weißrussland. Der Stadt Neswisch und dem Staat Weißrussland wünschte Kaufmann alle Gute, viel Erfolg und eine positive Weiterentwicklung.
Andreas Raab als früherer Bürgermeister Laichingens erinnerte – zum Teil auf humorvolle Art – an die Anfänge der partnerschaftlichen Bande, die bis 1980 zurückreichen, als Gewerkschaftsvertreter aus Neswisch in Ulm und Laichingen weilten und er mit ihnen im Rössle einen feucht-fröhlichen Abend mit einigen Schnäpsen verbrachte. Er sei mit den Gästen in Verbindung geblieben und 1991 sei es zum ersten Besuch in Weißrussland gekommen, als er zusammen mit Andrea Moll-Hascher als „erste Pioniere“aus Laichingen in Minsk und dann in Neswisch herzlich empfangen wurde. Da sei es zunächst in einem Militärfahrzeug „in den Wald zu Bären gegangen“, was sich als „Picknick bei Schnaps, Speck und allerlei Beeren“entpuppte, so Raab in seiner netten Anekdote.
Ihm sei rasch klargeworden, dass dem Land geholfen werden müsse, auch angesichts der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986. Entgegen der Ansicht und Kritik des damaligen Außenministeriums habe er sich für die partnerschaftlichen Beziehungen auf kommunaler Ebene engagiert, da Friede, Freundschaft und Völkerverständigung an der Basis geschehen müsse. Kommunalpolitik sei weit mehr als die Schaffung einer Infrastruktur, sie müsse auch Brückenbauer zwischen Menschen über Grenzen hinweg sein, unterstrich Raab. Für die partnerschaftlichen Bande zu Ducey und Neswisch sei er heute noch dankbar, sie seien „eine Gnade und ein Segen“für die Städte und Menschen.
„Schön mit Freunden zu feiern“
Es sei schön mit Freunden aus Neswisch die 25-jährige Freundschaft feiern zu dürfen, erklärte Joachim Claus, Vorsitzender der Regionalgruppe der West-Ost-Gesellschaft. Diese habe als Interessengemeinschaft gerne die Menschen in „einer jungen Republik mit Schwierigkeiten“unterstützt und Hilfsprojekte gestartet. Humanitäre Hilfe sei zunächst angesagt gewesen, der dann ein gegenseitiges Kennenlernen, eine Freundschaft, Versöhnung und ein gutes Miteinander folgte. Überwältigend in all den 25 Jahren sei die Gastfreundschaft in Neswisch gewesen, die manche Strapazen der Hinfahrt schnell vergessen ließ. „Wir wollen unsere Friedensarbeit fortsetzen, denn Freundschaft trägt zum Frieden bei“, betonte er.
Auch Dr. Igor Schukov, Urologe an einem Krankenhaus in Neswisch und Mitglied der zwölfköpfigen Delegation aus Neswisch, erinnerte an die Anfänge der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Städten. Er dankte für die umfangreiche humanitäre Hilfe aus Laichingen und würdigte die Arbeit der Laichinger Regionalgruppe der West-OstGesellschaft mit ihren bisherigen Vorsitzenden Gabriele Reulen-Surek, Wally Groß, Rolf Riek und Joachim Claus sowie all den Ausschussmitgliedern. Schulen sowie Kinder-, Behinderten- und Seniorenheime seien unterstützt und Erholungen für gesundheitlich angeschlagene Kinder ermöglicht worden. Doch auch ein kultureller Austausch habe in den vergangenen 25 Jahren stattgefunden. In Anlehnung an das Zitat „Schöpfung ist niemals vollendet“des deutschen Philosophen Immanuel Kant meinte Igor Schukov: Die Freundschaft zwischen Laichingen und Neswisch habe angefangen und lebe, aber sie dürfe niemals aufhören.