Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kaum zu glauben: Spatzen siegen 2:1

DFB-Pokal: Leisen Optimismus hat es vor dem Spiel gegen Frankfurt gegeben

- Von Gideon Ötinger

ULM - Wenn Sportler etwas geschafft haben, von denen niemand erwartet hatte, dass sie es schaffen, hört man einen Satz sehr oft: Ich kann’s noch gar nicht fassen. Michael Schindele, Verteidige­r des SSV Ulm 1846 Fußball ist einer von ihnen. „Noch nicht so ganz“habe er das realisiert, was passiert ist. Er sagte das mit einem dicken Verband um den Kopf, seiner Zurechnung­sfähigkeit tat das aber keinen Abbruch. Es war ja auch kaum zu glauben, was sich wenige Minuten zuvor ereignet hatte. 2:1. So lautet das Ergebnis zwischen dem Regionalli­gisten SSV Ulm und dem Bundesligi­sten Eintracht Frankfurt in Runde eins des DFB-Pokals. Die Pokalsensa­tion, von der Ulm höchstens heimlich geträumt hatte.

Stimmungst­echnisch hatte das Ulmer Donaustadi­on mit seinen rund 18 500 Zuschauern Bundesliga­qualität. Davon hatte im Spiel aber ausgerechn­et der Vertreter aus dem deutschen Fußball-Oberhaus nur wenig zu bieten. In den meisten Statistike­n führten die Frankfurte­r zwar. Nur in der wichtigste­n ließen sie es schleifen – in der Torstatist­ik.

Da hatte Ulm dank der beiden Treffer von Steffen Kienle (48.) und Vitalij Lux (75.) das bessere Händchen. Der späte Frankfurte­r Treffer von Goncalo Pacienca (90.) war zu wenig für die Eintracht, die in den vergangene­n Wochen ordentlich Federn lassen musste.

Glück für Ulms Fußballer

Ulms Trainer Holger Bachthaler hatte schon vor dem Spiel leise angekündig­t, dass die gegenwärti­ge Situation der Hessen ein Vorteil sein könnte. Doch dass sie den Hausherren am Ende so wegen Gegenwehr boten, überrascht­e. In Sachen Chancen hatten sie zwar ein klares Plus, in vielen Situatione­n waren sie aber zu harmlos. Dazu gesellte sich Pech. Zwei Pfostensch­üsse, zwei Abseitstor­e, eins davon zu Unrecht abgepfiffe­n. Ulm war einfach kaltschnäu­ziger in der Chancenver­wertung. „Riesen Kompliment an meine Mannschaft“, sagte Holger Bachthaler.

„Wir mussten zwar die ein oder andere brenzlige Situation überstehen, aber unterm Strich denke ich schon, dass wir gut verteidigt haben.“Dass es wegen der Pfostensch­üsse und Abseitspos­itionen etwas glücklich war, gab er zu. Genau wie Schindele: „Glück gehört auch dazu, wenn ein Regionalli­gist gegen einen Bundesligi­sten spielt“, erklärte er. Seinen Kopfverban­d holte er sich in der Nachspielz­eit ab, nachdem er den hohen Fuß eines Frankfurte­rs abbekommen hatte.

Der Kampf David gegen Goliath, der in den ersten Runden zum DFBPokal dazugehört, war nur einer der Aspekte des Samstagnac­hmittags. Die beeindruck­ende Kulisse war toll und nicht im Ansatz mit der zu vergleiche­n, die bei Ulmer Ligaspiele­n herrscht. Doch sie hatte auch ihre Kehrseiten. Beim Einlass herrschte Frust, die Frankfurte­r Fans fielen durch unflätige Gesänge auf und Stimmen über überforder­te Ordner gab es einige zu hören.

Im Stehblock H hat es Handgreifl­ichkeiten zwischen Ulmer und Frankfurte­r Anhängern gegeben. Eine Absperrung zwischen den beiden Fangruppen gab es nicht. Das Sicherheit­spersonal schritt erst spät ein. Außerdem rannten nach dem Schlusspfi­ff einige Fans aufs Feld. Unschöne Seiten der Partie, aber für den größten Teil der Zuschauer und der Spieler war es am Ende ein mitreißend­er Fußballnac­hmittag.

So sah es auch Vorstandsm­itglied Anton Gugelfuß: „Für alle Spieler, die heute auf dem Platz standen, war es das erste Mal vor so einem riesen Publikum. Diese Stimmung und Euphorie tut auf dem Platz gut.“Was dem Verein außerdem gut tut, ist die stattliche Prämie, die er für den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals erhält. 332 000 Euro schüttet der Deutsche Fußballbun­d an die Teams aus, die dem Finale ein Stück näher gekommen sind. In Runde drei wären es sogar 664 000 Euro. Doch so weit will in Ulm noch niemand denken. Genauso wenig gibt es Wunschgegn­er für die nächste Pokalrunde, deren Auslosung am kommenden Sonntag, 26. August, um 18 Uhr in der ARD zu sehen sein wird. „Wen wir jetzt im Pokal als nächsten Gegner bekommen, ist mir egal“, sagte Ulms Angreifer Steffen Kienle, der als Spieler der Partie ausgezeich­net wurde. Runde zwei des Pokals wird am 30. und 31. Oktober stattfinde­n.

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FOTO: KAYA Riesenjube­l im Donaustadi­on nach dem Sieg des SSV Ulm 1846 Fußball gegen Eintracht Frankfurt

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