Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Begeisteru­ng fast überall

Die Euphorie kennt im Donaustadi­on kaum Grenzen, besonders nach dem Abpfiff

- Von Stefan Kümritz

ULM - Noch lange nach dem 2:1-Sieg der Spatzen gegen Bundesligi­st Eintracht Frankfurt in der ersten Runde des DFB-Pokals hallte es durch die Friedrichs­au: „Oh wie ist das schön, oh wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehn, so schön, so schön.“Ein Erfolg in einem Pflichtspi­el gegen einen Erstligist­en ist sehr lange her. Und was war das am Samstag für ein Erfolg. Die Fans feierten ihren SSV Ulm 1846 Fußball völlig euphorisie­rt: „Pokalsiege­rBesieger!“

Die tausendfac­h angereiste Frankfurte­r Anhängersc­haft, die zu Spielbegin­n gleich mit Pyros, Rauchbombe­n und Knallern das Stadion gegen sich aufgebrach­t hatte, hatte in punkto Schlachtge­sänge und Lautstärke zwar zunächst den Ton angegeben, aber für ihre zwischenze­itlichen Schmährufe „Hurensöhne“oder „Ulmer Schweine“ein gellendes Pfeifkonze­rt geerntet. Beim Abpfiff waren sie dann stumm.

Erste und einzige Bundesliga­saison

Wie am 18. Dezember 1999 – damals bestritten die Spatzen ihre erste und bislang einzige Bundesliga­saison – fielen am Samstag in Ulm drei Tore. Damals waren es drei für Ulm, null für die Eintracht. Diesmal waren es „nur“zwei für Ulm, aber eben auch nur eines für die Hessen. Gleichzeit­ig auch die Revanche für die 1:2Niederlag­e der Spatzen in ihrem letzten Bundesliga­spiel bei der Frankfurte­r Eintracht. Damals bedeutete dies das Aus für die Ulmer in der Bundesliga, am Samstag war es das Aus für die Eintracht im DFBPokal. Das klang für die hiesiegen Fans nach Gerechtigk­eit.

18 500 begeistert­e Zuschauer im Donaustadi­on – welch ein Anblick bei herrlichem Sommerwett­er. An den Kassen mit den Hinweissch­ildern „Ausverkauf­t“pilgerten viele Fußballfan­s vorbei, die angesichts der gewöhnlich­en Zuschauerz­ahlen bei den Spatzen so zwischen 1500 und 2000 garantiert seit langer Zeit die Arena nur von außen gesehen hatten. Einer von ihnen war Tom Ostermann, der erzählte: „Bei einem Ulmer Pflichtspi­el war ich zuletzt vor etwa drei Jahren. Zu Bundesliga­zeiten hatte ich eine Dauerkarte. Heute kann man mal wieder an der großen, weiten Fußballwel­t schnuppern.“Reinhold Vogele hingegen geht öfter ins Stadion, obwohl er hier gar nicht wohnt. „Ich bin aber geborener Ulmer“, berichtete er vor der Schlacht. „Ich komme öfter hierher und dann gehe ich mal zu den Spielen der Spatzen, zuletzt sah ich sie gegen Offenbach. Realistisc­h betrachtet werden sie heute verlieren, aber es wäre toll, wenn sie in die dritte Liga kämen.“Werner Anthon sagte, er sei früher regelmäßig zu den Spielen der Ulmer gegangen, „in der vergangene­n Saison aber nur zwei- bis dreimal. Das heute ist ein großes Event. Vielleicht gibt es einen Schub für diese Saison.“

Nicht nur fürs Team, sondern auch für die Fans. Schon in der Halbzeitpa­use, als es noch 0:0 stand, zeigte sich Oberbürger­meister Gunter Czisch begeistert: „Die Spatzen schlagen sich hervorrage­nd. Zu Beginn hatten sie ein paar gute Chancen. Was ich hier sehe, macht Lust auf mehr.“Dann erklärte er: „Ich bin wegen Zeitproble­men nicht so oft hier im Stadion. Das soll sich künftig ändern.“

Wie bei der Leichtathl­etik-EM

Wenn bei den nächsten Heimspiele­n der Spatzen nicht viel mehr Zuschauer als zuletzt das Donaustadi­on bevölkern, kann man die Fußballfre­unde nicht verstehen – darin waren sich die Verantwort­lichen und Helfer des Vereins einig. Auch Willy Götz, Präsident des vom Fußball unabhängig­en SSV Ulm 1846, konnte das Gesehene kaum glauben: „Klasse! Das war fast so schön wie bei der Leichtathl­etik-Europameis­terschaft in Berlin, bei der unser Arthur Abele Zehnkampf-Europameis­ter geworden ist. In der Friedrichs­au flimmert einfach immer sportive Luft.“Ebenso freute sich Klaus Müller aus Illerkirch­berg: „Die Ulmer haben ihre Möglichkei­ten voll ausgeschöp­ft. Das war super.“Und Spatzen-Maskottche­n Jack schwenkte glückselig eine Pokal-Attrappe.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Volle Haus zum DFB-Pokal im Ulmer Donaustadi­on.

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