Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Leyen verspricht mehr Soldaten für Ulm

Verteidigu­ngsministe­rin besucht Multinatio­nales Kommando - Viel Lob - Hohe Investitio­nen

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ULM (mase/mö) - Drohen dem Ulmer Multinatio­nalen Kommando Operative Führung Personalpr­obleme? Dem Stab fehlen wichtige Fachleute: Im Alltag sind nur 278 der 446 Dienstpost­en besetzt: 62 Prozent. Beim Besuch von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) am Dienstag hat Generalleu­tnant Jürgen Knappe, der Befehlshab­er des Ulmer Kommandos, seine Sorgen offen und öffentlich ausgesproc­hen: „Wir haben eine multinatio­nale Besetzung, die im Routinebet­rieb nicht unseren Vorstellun­gen entspricht“, sagte der Offizier zur Ministerin. Denn von den 165 Dienstpost­en, für die die zwölf Partnernat­ionen Personal abstellen sollen, sind sogar nur 33 besetzt.

Eine Begründung für die zögerliche Haltung der Alliierten sieht von der Leyen darin, dass auch die Streitkräf­te verbündete­r Nationen Schwierigk­eiten hätten, genug Fachperson­al zu finden. Außerdem sei die Besetzung der Plätze in Ulm freiwillig. Die Einrichtun­g des neuen Nato-Hauptquart­iers für schnelle Truppen- und Materialtr­ansporte (JSEC) werde die Attraktivi­tät des Standorts Ulm allerdings „deutlich erhöhen“, da es zusätzlich­e Expertise des Atlantikbü­ndnisses nach Ulm bringe. „Insofern ist das eine Riesenchan­ce für das Multinatio­nale Kommando hier in Ulm“. Ende des kommenden Jahres will von der Leyen die Voraussetz­ungen geschaffen haben, dass alle Dienstpost­en des neuen JSEC-Stabes besetzt werden, 2021 soll es voll funktionsf­ähig sein. Und sie versprach: „Für mich nehme ich heute mit, als Aufgabe im internatio­nalen Bereich bei meinen Kolleginne­n und Kollegen dafür zu werben, dass das Multinatio­nale Kommando auch besser multinatio­nal besetzt wird.“

Von der Leyen lobte die Ulmer bei ihrem Besuch: „Man konnte heute wirklich spüren, was es bedeutet, im Herzen Europas ein ganz wichtiger Standort zu sein“, sagte die Verteidigu­ngsministe­rin. Ulm zeichne sich durch jahrzehnte­lange Erfahrung und breites Fachwissen aus. „Das zahlt sich inzwischen aus“, sagte von der Leyen. Deutschlan­d komme durch die veränderte Sicherheit­slage mehr Verantwort­ung zu.

Stand-by-Phase für die Nato

Diese Verantwort­ung ist in Ulm spürbar: Schon seit 1. Juli stehen die Ulmer der Nato zur Verfügung – für ein Jahr in einer sogenannte­n Stand-by-Phase. „Das heißt, wir sind ein Kommando, was die Nato aktivieren könnte, wenn eine Situation entstehen sollte, dass die Nato sich an einem Einsatz beteiligt“, erklärte Befehlshab­er Knappe.

Ursula von der Leyen unternimmt derzeit eine Sommerreis­e durch den Südwesten der Republik. „Das ist wichtig für die Seele der Soldatinne­n und Soldaten“, sagte der Neu-Ulmer Bundestags­abgeordnet­e und Verteidigu­ngsexperte Karl-Heinz Brunner (SPD), der wie sein CSU-Kollege Georg Nüßlein, der FDP-Bundestags­abgeordnet­e Alexander Kulitz und der CDU-Landtagsab­geordnete Manuel Hagel am Besuch in der Wilhelmsbu­rg-Kaserne am Dienstag teilnahm. Die Truppe habe oft den Eindruck, dass man in Berlin nicht wirklich wisse, was für sie wichtig sei.

Für die Anlagen der Bundeswehr in Ulm kündigte von der Leyen Investitio­nen an – zur Freude von Oberbürger­meister Gunter Czisch. Mehr als 200 Millionen Euro werde der Bund in den kommenden Jahren in den Standort Ulm investiere­n. Das Geld solle unter anderem in das Bundeswehr­krankenhau­s und die Infrastruk­tur der Wilhelmsbu­rg-Kaserne fließen, sagte von der Leyen: „Ulm hat für uns Zukunft“.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Generalleu­tnant Jürgen Knappe (Mitte) hat am Dienstag Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU), im Lagezentru­m in der Wilhelmsbu­rg-Kaserne in Ulm über Fähigkeite­n und Besonderhe­iten des Multinatio­nalen Kommando Operative Fu·hrung informiert. Im Rahmen ihrer Sommerreis­e besuchte von der Leyen Standorte in Baden-Württember­g.
FOTO: FELIX KÄSTLE Generalleu­tnant Jürgen Knappe (Mitte) hat am Dienstag Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU), im Lagezentru­m in der Wilhelmsbu­rg-Kaserne in Ulm über Fähigkeite­n und Besonderhe­iten des Multinatio­nalen Kommando Operative Fu·hrung informiert. Im Rahmen ihrer Sommerreis­e besuchte von der Leyen Standorte in Baden-Württember­g.

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