Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kommt der nächste Formel-1-Fahrer aus dem Allgäu?
Maximilian Günther ist in der Formel 2 erfolgreich, hat aber ein Problem – Umweg über die Formel E?
SPA-FRANCORCHAMPS (dpa) - Im sommerlichen Wechseltheater der Formel 1 ist für Deutschlands nächste PS-Generation kein Platz auf der Besetzungsliste. Wenn es um die Cockpits für 2019 in der Königsklasse des Motorsports geht, ist auch das derzeit vielleicht stärkste deutsche Talent ziemlich chancenlos. Der Allgäuer Maximimilian Günther hat es zwar auf einem ähnlichen Karriereweg wie Sebastian Vettel bis in die höchste Nachwuchsklasse Formel 2 geschafft, doch für den letzten Schritt fehlt ihm aktuell noch die Lobby. „Der Weg ist extrem steinig und knallhart“, sagt der 21-Jährige aus Rettenberg. Und doch ist er Deutschlands größte Rennhoffnung.
Nur wenige Meter werden auch am Wochenende beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps die Fahrerlager von Formel 1 und Formel 2 trennen. Günther will dann erneut Werbung in eigener Sache betreiben. „Ich werde alles tun, um in die Formel 1 zu kommen, das ist mein absoluter Traum“, versicherte er jüngst im Interview von meinsportradio.de.
Helfen könnte ihm dabei Autobauer Mercedes, für den Günther im Vorjahr noch DTM-Testfahrer war. Aber der Mercedes Hersteller setzt derzeit eher auf den Briten George Russell. Der 20-Jährige wurde anstelle von Günther ins Mercedes-Förderprogramm aufgenommen und durfte zuletzt in Ungarn auch die Formel-1-Tests für Nachwuchspiloten im Silberpfeil absolvieren. Auf die Nachfrage, ob Günther demnächst ein Formel-1-Freitagstraining für Mercedes oder die Tests in Abu Dhabi am Saisonende bestreiten dürfe, antwortete Teamchef Toto Wolff schlicht mit „Nein“.
In der Formel 2 kam Günther in seiner Premierensaison nicht beim Mercedes nahestehenden Team ART unter, sondern muss vorerst im unterlegenen Auto des Arden-Rennstalls fahren. Dabei gab es im Konzern wohl durchaus Stimmen dafür, nach dem plötzlichen Abschied von Nico Rosberg bei Mercedes wieder einen deutschen Fahrer zu fördern. „Wir evaluieren jedes Jahr eine Vielzahl an jungen Fahrern. Dabei werden Rennergebnisse und viele andere Faktoren berücksichtigt“, ließ Wolff wissen.
Günther wird weiter kämpfen müssen – um Aufmerksamkeit, um Geldgeber, um Anschlussverträge. In der Formel 2 hat er eines der bislang 16 Rennen gewinnen können, ist in der Gesamtwertung Zwölfter. „Mein Saisonziel ist es, Highlights zu setzen. Vorn in der Meisterschaft mitzufahren, dazu haben wir keine Möglichkeit“, sagt Günther.
Mit fünf Jahren hatte er am TV die Liebe zur Formel 1 entdeckt. Nach Erfolgen im Kartslalom und auf der Rundstrecke konnte er sein Talent auch im Formelsport beweisen. Dabei ließ er in der Formel 3 auch Mick Schumacher hinter sich. Von Neid auf den 19 Jahre alten Sohn des Rekordweltmeisters Michael Schumacher will Günther nichts wissen. „Dass es einen Hype auslöst, wenn M. Schumacher auf dem Auto steht, das muss man akzeptieren“, sagt Günther.
„Eine Garantie wird es im Motorsport nie geben“
Auf seiner Fahrt Richtung Formel 1 könnte er im kommenden Jahr einen kleinen Umweg nehmen. Zuletzt hat Günther bereits Tests in der vollelektrischen Rennserie Formel E absolviert, es winkt ein Vertrag im USTeam von Jay Penske. Denkbar ist sogar, dass Günther parallel weiter in der Formel 2 fährt, um sich möglichst bei einem stärkeren Team für höhere Aufgaben zu empfehlen. Günther aber weiß: „Eine Garantie wird es im Motorsport nie geben.“