Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Anständiges“Programm
VHS stellt soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt.
LAICHINGEN - Die Volkshochschule Laichingen-Blaubeuren-Schelklingen ist die zweitgrößte im Raum Ulm/AlbDonau (nach der VHS Ulm). Umfangreich auch das Programm des neuen Semesters, welches sich bis ins Frühjahr erstreckt. Mit einem neuen Schwerpunktthema will die VHS-Leitung Zeichen setzen, es dreht sich um „Soziale Gerechtigkeit – und den Anstand in schwierigen Zeiten“. Eingeladen wurden prominente Hochkaräter.
„Kluge und bereichernde Impulse“– diese wünscht Ilse Fischer-Giovante allen Teilnehmern und Besuchern von Kursen und Veranstaltungen im neuen VHS-Herbst/Winter-Programm. Für interessante „Impulsgeber“hat die Leiterin der VHS LaichingenBlaubeuren-Schelklingen auf jeden Fall gesorgt. Bei einem von ihnen hat Fischer-Giovante, die im VHS-Büro in Laichingen am Marktplatz sitzt, sich sogar für das neue VHS-Semesterthema inspirieren lassen, bei Schriftsteller Axel Hacke. Der 62Jährige wird im Dezember im „Cube“des Laichinger Gymnasiums sein Buch vorstellen mit dem Titel: „Über den Anstand in schwierigen Zeiten – und die Frage, wie wir miteinander umgehen.“
Ergänzt hat Fischer-Giovante diesen Slogan für das neue VHSMotto noch um den Aspekt der
„sozialen Gerechtigkeit“. Nicht ohne Grund, es gibt Zusammenhänge zwischen Anstand und Gerechtigkeit. Ein weiterer prominenter Gast wird dazu die passenden Fragen stellen. Christian
Nürnberger beschäftigt sich am 7. Februar mit „rücksichtsloser Interessenspolitik“, die dem sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft schadet.
Die gespaltene Gesellschaft – die VHS nimmt sich des Themas an. In Chemnitz geht ein Mob auf die Straße. Gesellschaftliche Verwerfungen innerhalb der deutschen Gesellschaft treten aber schon länger offen zu Tage.
Ilse Fischer-Giovante zeigt sich überzeugt davon, dass Deutschland ein offenes, vielfältiges Land ist. Doch Toleranz müsse geübt werden. Die VHS soll eine Plattform sein, auf der sich fremde Menschen begegnen. Auch Kultautor Wladimir Kaminer
wird dazu beitragen. Er liest am 20. Februar in Blaubeuren aus seinem Buch „Ausgerechnet Deutschland“.
Yoga geht immer
Ilse Fischer-Giovante und ihre pädagogische Mitarbeiterin Petra Rösch (Diplomsozialpädagogin), die am Mittwoch gemeinsam das Programm vorstellen, machen angesichts des vielen Neuen (Ulrich Rößler hat Gerhard Scheible als VHS-Präsident beerbt) aber klar, dass die VHS nicht jeden neuen Quatsch mitmacht. Im Gegenteil. Was sich bewährt hat, soll sich auch künftig bewähren. Nach wie vor stark nachgefragt würden beispielsweise Koch- oder Yogakurse.
Und da das Programm „nachfrage-orientiert“konzipiert werde, wachsen diese Bereiche sogar noch. Allein die Gesundheitsangebote machten 40 Prozent des Gesamtprogramms aus.
Die VHS muss natürlich aufs Geld
schauen. Zu den Finanzen sagt Ilse Fischer-Giovante: „Uns geht es gut.“Eingenommen hat die VHS im vergangenen Jahr fast 1,45 Millionen Euro – aus Gebühren, Projektmitteln, Zuschüssen. Stolz sei sie, dass 86 Prozent der Einnahmen eigene Einnahmen seien. Ebenfalls positiv: Die hohe und noch immer wachsende Resonanz der Bevölkerung. Im gesamten letzten Geschäftsjahr fanden 684 Veranstaltungen statt, gezählt wurden 14 610 Teilnehmer (in Kursen und in Einzelveranstaltungen). Das neue Semester umfasst 439 Veranstaltungen. 272 Dozenten hat die VHS auf ihrer Seite, die in Laichingen seit übrigens genau 60 Jahren existiert. Und sich stets gewandelt hat, wie die Gesellschaft. Das ist Ilse Fischer-Giovante wichtig.
Trends und Moden kommen und gehen. Neu unter anderem: Die VHS bietet ein Waldseminar an, das Vorstufe sein soll für einen Ausbildungskurs zum Waldpädagogen. Ebenso neu: das Angebot, sich nebenberuflich zur Kinderpflegerin ausbilden zu lassen. „Wir wollen nicht nur Freizeiteinrichtung sein“, sagt Fischer-Giovante; sondern gesellschaftlich relevant. Der Spaß kommt aber trotzdem nicht zu kurz. Erstmals soll ein Trampolin-Fitness-Kurs stattfinden. Und es darf wieder gelacht werden. Entweder in einem Humor-Seminar („Stress lass nach“) oder bei der Lesung von TV-Kommissar Miroslav Nemec
(„Tatort“). Er liest aus „Kroatisches Roulette“. „Er hat mittlerweile eine kleine Fangemeinde hier“, so FischerGiovante.