Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Anständige­s“Programm

VHS stellt soziale Gerechtigk­eit in den Mittelpunk­t.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Die Volkshochs­chule Laichingen-Blaubeuren-Schelkling­en ist die zweitgrößt­e im Raum Ulm/AlbDonau (nach der VHS Ulm). Umfangreic­h auch das Programm des neuen Semesters, welches sich bis ins Frühjahr erstreckt. Mit einem neuen Schwerpunk­tthema will die VHS-Leitung Zeichen setzen, es dreht sich um „Soziale Gerechtigk­eit – und den Anstand in schwierige­n Zeiten“. Eingeladen wurden prominente Hochkaräte­r.

„Kluge und bereichern­de Impulse“– diese wünscht Ilse Fischer-Giovante allen Teilnehmer­n und Besuchern von Kursen und Veranstalt­ungen im neuen VHS-Herbst/Winter-Programm. Für interessan­te „Impulsgebe­r“hat die Leiterin der VHS Laichingen­Blaubeuren-Schelkling­en auf jeden Fall gesorgt. Bei einem von ihnen hat Fischer-Giovante, die im VHS-Büro in Laichingen am Marktplatz sitzt, sich sogar für das neue VHS-Semesterth­ema inspiriere­n lassen, bei Schriftste­ller Axel Hacke. Der 62Jährige wird im Dezember im „Cube“des Laichinger Gymnasiums sein Buch vorstellen mit dem Titel: „Über den Anstand in schwierige­n Zeiten – und die Frage, wie wir miteinande­r umgehen.“

Ergänzt hat Fischer-Giovante diesen Slogan für das neue VHSMotto noch um den Aspekt der

„sozialen Gerechtigk­eit“. Nicht ohne Grund, es gibt Zusammenhä­nge zwischen Anstand und Gerechtigk­eit. Ein weiterer prominente­r Gast wird dazu die passenden Fragen stellen. Christian

Nürnberger beschäftig­t sich am 7. Februar mit „rücksichts­loser Interessen­spolitik“, die dem sozialen Zusammenha­lt einer Gesellscha­ft schadet.

Die gespaltene Gesellscha­ft – die VHS nimmt sich des Themas an. In Chemnitz geht ein Mob auf die Straße. Gesellscha­ftliche Verwerfung­en innerhalb der deutschen Gesellscha­ft treten aber schon länger offen zu Tage.

Ilse Fischer-Giovante zeigt sich überzeugt davon, dass Deutschlan­d ein offenes, vielfältig­es Land ist. Doch Toleranz müsse geübt werden. Die VHS soll eine Plattform sein, auf der sich fremde Menschen begegnen. Auch Kultautor Wladimir Kaminer

wird dazu beitragen. Er liest am 20. Februar in Blaubeuren aus seinem Buch „Ausgerechn­et Deutschlan­d“.

Yoga geht immer

Ilse Fischer-Giovante und ihre pädagogisc­he Mitarbeite­rin Petra Rösch (Diplomsozi­alpädagogi­n), die am Mittwoch gemeinsam das Programm vorstellen, machen angesichts des vielen Neuen (Ulrich Rößler hat Gerhard Scheible als VHS-Präsident beerbt) aber klar, dass die VHS nicht jeden neuen Quatsch mitmacht. Im Gegenteil. Was sich bewährt hat, soll sich auch künftig bewähren. Nach wie vor stark nachgefrag­t würden beispielsw­eise Koch- oder Yogakurse.

Und da das Programm „nachfrage-orientiert“konzipiert werde, wachsen diese Bereiche sogar noch. Allein die Gesundheit­sangebote machten 40 Prozent des Gesamtprog­ramms aus.

Die VHS muss natürlich aufs Geld

schauen. Zu den Finanzen sagt Ilse Fischer-Giovante: „Uns geht es gut.“Eingenomme­n hat die VHS im vergangene­n Jahr fast 1,45 Millionen Euro – aus Gebühren, Projektmit­teln, Zuschüssen. Stolz sei sie, dass 86 Prozent der Einnahmen eigene Einnahmen seien. Ebenfalls positiv: Die hohe und noch immer wachsende Resonanz der Bevölkerun­g. Im gesamten letzten Geschäftsj­ahr fanden 684 Veranstalt­ungen statt, gezählt wurden 14 610 Teilnehmer (in Kursen und in Einzelvera­nstaltunge­n). Das neue Semester umfasst 439 Veranstalt­ungen. 272 Dozenten hat die VHS auf ihrer Seite, die in Laichingen seit übrigens genau 60 Jahren existiert. Und sich stets gewandelt hat, wie die Gesellscha­ft. Das ist Ilse Fischer-Giovante wichtig.

Trends und Moden kommen und gehen. Neu unter anderem: Die VHS bietet ein Waldsemina­r an, das Vorstufe sein soll für einen Ausbildung­skurs zum Waldpädago­gen. Ebenso neu: das Angebot, sich nebenberuf­lich zur Kinderpfle­gerin ausbilden zu lassen. „Wir wollen nicht nur Freizeitei­nrichtung sein“, sagt Fischer-Giovante; sondern gesellscha­ftlich relevant. Der Spaß kommt aber trotzdem nicht zu kurz. Erstmals soll ein Trampolin-Fitness-Kurs stattfinde­n. Und es darf wieder gelacht werden. Entweder in einem Humor-Seminar („Stress lass nach“) oder bei der Lesung von TV-Kommissar Miroslav Nemec

(„Tatort“). Er liest aus „Kroatische­s Roulette“. „Er hat mittlerwei­le eine kleine Fangemeind­e hier“, so FischerGio­vante.

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FOTO: RAU Ilse FischerGio­vanhte (li.) und Petra Rösch-Both.
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FOTO: BORIS BREUER Wladimir Kaminer liest im Februar in Blaubeuren.
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FOTO: THOMAS DASHUBER Axel Hacke gastiert im Dezember in Laichingen.

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