Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Indischer Pfarrer geht, ein zweiter kommt
Pfarrer Mathew Prakash kommt aus dem Hochwassergebiet von Kerala nach Westerheim
WESTERHEIM - Verabschiedung und Empfang: Das steht bei der katholischen Kirchengemeinde Westerheim und der Seelsorgeeinheit Laichingen in den nächsten Tagen an. Einem indischen Pfarrer wird Lebewohl gesagt und ein anderer Anfang September willkommen geheißen.
Pfarrer Joseph Mattathil Saji war für vier Wochen zu Gast in der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb, Pfarrer Mathew Prakash wir vom 6. September an für einen Monat die katholischen Kirchengemeinden der Region unterstützen. Wer sich von Pfarrer Saji noch persönlich verabschieden möchte, der hat dazu an diesem Donnerstagabend Gelegenheit, wenn er um 18.30 Uhr in der Westerheimer Christkönigskirche nochmals einen Gottesdienst feiert.
„Es liegt sicherlich etwas Wehmut in der Luft, wenn ich am Donnerstag Abschied nehmen muss. Doch ich freue mich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr“, sagt der 43-Jährige. Der indische Geistliche ist in der Region kein Unbekannter mehr, bereits zum fünften Mal war er während der Sommerferien zu Gast auf der Alb. Und er hat vor, im nächsten Jahr wieder nach Westerheim zu kommen. Dazu ist er bereits am Samstagabend eingeladen worden, als Kirchengemeinderat Martin Müller dem indischen Pfarrer für sein Wirken auf der Alb herzlich dankte. Jetzt ist Joseph Mattathil Saji für einen zweiten Monat zu Gast bei einer Kirchengemeinde in Regensburg, wo er den dortigen Pfarrer unterstützt.
Dankbar für eine schöne Zeit
„Von Jahr zu Jahr lerne ich die Schwäbische Alb und die Region besser kennen. Ich kenne mittlerweile sehr viele Leute hier. Ich hatte wieder eine schöne und erfüllte Zeit hier“, erklärt der Seelsorger aus Indien. Gefreut hat sich der Seelsorger über zahlreiche Begegnungen, Einladungen und Gespräche und über die „erneut herzliche Aufnahme in Westerheim“, wie er betont. Westerheim sei eine sehr lebendige Gemeinde, kirchlich wie bürgerlich gesehen, meint er. Das beeindrucke ihn.
Am Institut „Santa Croce“für Bibelwissenschaften in Rom studiert der indische Geistliche. Über die Bücher Jesajas und die Prophezeiungen Jesajas zur Geburt Jesu Christi im Stall von Bethlehem promoviert Pfarrer Joseph Saji, der im Anschluss an sein Studium der Theologie und Philosophie in Agra in Nordindien vor 16 Jahren zum Priester geweiht wurde. Gebürtig stammt er aus Kerala in Südindien, das vor kurzem von den schlimmsten Überschwemmungen in diesem und im vergangenen Jahrhundert heimgesucht wurde. Von einem Jahrhunderthochwasser ist die Rede, das weit mehr als 400 Todesopfer gefordert hat.
Als Priester hat er bislang in Nordindien in der Mission gearbeitet, wohin er auch im Anschluss an sein Zusatzstudium in Rom zurückkehren möchte. Denn er hat einen besonderen Auftrag: Er wird die Bibel ins Hindi, eine Sprache in Nordindien, übersetzen. „Westerheim ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich bin glücklich und dankbar, dass ich hier sein durfte“, erklärt der sprachbegabte Joseph Saji, der auch Sätze auf Schwäbisch sagen kann.
Bald neu in der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb ist nun sein Freund und Mitbruder Mathew Prakash, der ebenfalls aus dem südindischen Kerala stammt. Mathew Prakash hat in Alwaye und Bangalore in Indien katholische Theologie studiert und ist seit Januar 2011 katholischer Priester.
In den Folgejahren bis 2013 war er Kaplan, ehe er in den folgenden zwei Jahren der Sekretär und Assistent des Bischofs seiner Heimatdiözese war. 2016 setzte er seine Studien in Rom fort und arbeitet an einer Doktorarbeit über das Kirchenrecht. Sein betreuender Professor ist dabei kein Unbekannter in Westerheim, es ist Pater Varghese Koluthara, Professor für orientalisches und römisches Kirchenrecht am Dharmaram College in Bangalore. Er war Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre als Urlaubspfarrer in der Region.
Mathew Prakash kommt aus dem Überschwemmungsgebiet in Kerala über Rom nach Westerheim, wo er am Donnerstagabend, 6. September, erwartet wird. Dann kann er über die dortige Lage und die unglaublichen Fluten in seiner Heimat berichten. Auch seine Diözese Changanacherry sei von den unglaublichen Wassermengen betroffen gewesen. Nach Angaben der Regierung des Bundesstaats Kerala leben noch eine halbe Million Menschen in Notlagern. Mindestens 10 000 Häuser seien vollständig zerstört. Nach Zahlen der indischen Wetterbehörde sei mehr als zweieinhalb Mal so viel Regen in Kerala wie im üblichen Durchschnitt gefallen. Die Not sei immens und die Menschen verzweifelt, berichtet Mathew Prakash.