Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

IG Metall: Firma SAM wird wohl verkauft

Trotz Insolvenz stünden Chancen auf Erhalt aber gut – Standort Feldstette­n wackelt nicht

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Die Nachricht von der Insolvenz dürfte in der vergangene­n Woche vor allem die Angestellt­en des Automobilz­ulieferers SAM automotive schwer getroffen haben. Allein am Standort Feldstette­n sind 400 von ihnen beschäftig­t (1800 insgesamt). Die IG Metall geht derzeit davon aus, dass die Hoffnung auf Rettung der Firma berechtigt ist. Nicht mehr an Bord dürfte in Zukunft allerdings die Bregal-Gruppe sein. Dem Noch-Eigentümer wirft die IG Metall vor, zu wenig in das Unternehme­n investiert zu haben.

Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“geht Manuel Schäfer, Gewerkscha­ftssekretä­r bei der zuständige­n IG Metall GöppingenG­eislingen, davon aus, dass die Firma SAM automotive gerettet werden kann. Nicht zuletzt, weil das Produkt – Zierleiste­n für vor allem hochpreisi­ge Autos, die auch in Feldstette­n gefertigt werden – am Markt gefragt sei. Außer SAM gebe es in Deutschlan­d nur weniger als eine Handvoll weiterer Firmen, die im selben Segment wie SAM unterwegs seien. Schäfer zitiert einen Abnehmer von SAM-Produkten, dieser habe gesagt: „Wir können nicht ohne SAM“. Diverse SAM-Kunden, so Schäfer weiter, hätten dem Insolvenzv­erwalter Holger Leichtle bereits ihr langfristi­ges Interesse an SAM-Zierleiste­n zugesagt. Das gebe Sicherheit. Einer der größten Kunden sei der VW Konzern.

Ein neuer „Erwerber“

Der Firma Bregal, die bis zuletzt das Sagen hatte bei SAM, traut Schäfer die Neuausrich­tung und Sanierung des Automobilz­ulieferers nicht zu. Er gehe nicht davon aus, dass Bregal nach einem erfolgreic­hen Insolvenzv­erfahren noch an Bord sein werde. Schäfer vermutet, dass sich ein neuer „Erwerber“finden werde. Es sei ihm aber nicht bekannt, dass mit einem solchen derzeit schon konkrete Gespräche geführt werden. Die IG Metall ist ebenfalls Mitglied des Gläubigera­usschusses. Vor rund zwei Jahren hatte Bregal – hinter der die holländisc­he C&A-Gründerfam­ilie Brenninkme­ijer steckt – die damalige Binder-Gruppe übernommen.

Und was bedeutet dies für den Standort Feldstette­n? Dieser könne, so Manuel Schäfer, aus der Insolvenz sogar gestärkt hervorgehe­n. Es sei geplant gewesen, diesen auszubauen. Wie sich die Firma – vorausgese­tzt, sie übersteht die Insolvenz – dann mittel- und langfristi­g strukturie­re, könne er aber nicht sagen. Auch nicht, wie sich der geplante Aufbau eines SAM-Standortes in der Slowakei, an dem festgehalt­en werde, auf die Standorte in Deutschlan­d auswirke.

Ein neuer Eigentümer – oder auch Bregal, wenn sie an Bord bleiben – hätte laut Manuel Schäfer allerdings einiges an Arbeit vor sich. Bislang habe die Devise bei SAM gelautet: Möglichst einfach und billig zu produziere­n. Die Kosten allerdings seien trotzdem aus dem Ruder gelaufen. Beispielsw­eise, weil einzelne Produkte innerhalb des Produktion­szyklus’ oft mehrfach zwischen verschiede­nen Werken hätten hin und her gefahren werden müssen. „Da ging Geld verloren“, so Schäfer. Auch habe es bis zuletzt an klaren Standards und Vorgaben für die Vorarbeite­r der einzelnen Werke gemangelt. Außerdem sei zu wenig investiert worden. All diese Punkte sowie ein Brand in einem Werk in diesem Frühjahr (Folge: teilweiser Produktion­sstopp) hätten dazu geführt, dass Gläubiger nicht weiter Geld in die Firma pumpen wollten. Allen voran die Kreisspark­asse Heidenheim. Die Anmeldung der Insolvenz folgte.

Luft für Insolvenzv­erwalter

Keinen Einfluss auf die Pleite hätten die vor Kurzem erst beschlosse­nen Lohnerhöhu­ngen gehabt, so Schäfer. Für diese hatten die Arbeiter, auch am Standort Feldstette­n, demonstrie­rt. Diese Mehr-Ausgaben seien für Bregal „sehr überschaub­ar“gewesen.

In den kommenden zweieinhal­b Monaten ist die Firma nun vom Zugriff von außen geschützt. Außerdem werden die Löhne von der Agentur für Arbeit übernommen. Diese verschaffe dem Insolvenzv­erwalter Luft, der nun prüfen muss, ob genug Masse und Klasse in der Firma steckt, um diese retten zu können. Und um seine eigenen Kosten zu decken. Denn nur dann macht das Fortführen einer Insolvenz Sinn. Laut Schäfer sei dies der Fall.

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FOTO: PR Manuel Schäfer von der IG Metall Göppingen-Geislingen.

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