Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
IG Metall: Firma SAM wird wohl verkauft
Trotz Insolvenz stünden Chancen auf Erhalt aber gut – Standort Feldstetten wackelt nicht
LAICHINGEN - Die Nachricht von der Insolvenz dürfte in der vergangenen Woche vor allem die Angestellten des Automobilzulieferers SAM automotive schwer getroffen haben. Allein am Standort Feldstetten sind 400 von ihnen beschäftigt (1800 insgesamt). Die IG Metall geht derzeit davon aus, dass die Hoffnung auf Rettung der Firma berechtigt ist. Nicht mehr an Bord dürfte in Zukunft allerdings die Bregal-Gruppe sein. Dem Noch-Eigentümer wirft die IG Metall vor, zu wenig in das Unternehmen investiert zu haben.
Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“geht Manuel Schäfer, Gewerkschaftssekretär bei der zuständigen IG Metall GöppingenGeislingen, davon aus, dass die Firma SAM automotive gerettet werden kann. Nicht zuletzt, weil das Produkt – Zierleisten für vor allem hochpreisige Autos, die auch in Feldstetten gefertigt werden – am Markt gefragt sei. Außer SAM gebe es in Deutschland nur weniger als eine Handvoll weiterer Firmen, die im selben Segment wie SAM unterwegs seien. Schäfer zitiert einen Abnehmer von SAM-Produkten, dieser habe gesagt: „Wir können nicht ohne SAM“. Diverse SAM-Kunden, so Schäfer weiter, hätten dem Insolvenzverwalter Holger Leichtle bereits ihr langfristiges Interesse an SAM-Zierleisten zugesagt. Das gebe Sicherheit. Einer der größten Kunden sei der VW Konzern.
Ein neuer „Erwerber“
Der Firma Bregal, die bis zuletzt das Sagen hatte bei SAM, traut Schäfer die Neuausrichtung und Sanierung des Automobilzulieferers nicht zu. Er gehe nicht davon aus, dass Bregal nach einem erfolgreichen Insolvenzverfahren noch an Bord sein werde. Schäfer vermutet, dass sich ein neuer „Erwerber“finden werde. Es sei ihm aber nicht bekannt, dass mit einem solchen derzeit schon konkrete Gespräche geführt werden. Die IG Metall ist ebenfalls Mitglied des Gläubigerausschusses. Vor rund zwei Jahren hatte Bregal – hinter der die holländische C&A-Gründerfamilie Brenninkmeijer steckt – die damalige Binder-Gruppe übernommen.
Und was bedeutet dies für den Standort Feldstetten? Dieser könne, so Manuel Schäfer, aus der Insolvenz sogar gestärkt hervorgehen. Es sei geplant gewesen, diesen auszubauen. Wie sich die Firma – vorausgesetzt, sie übersteht die Insolvenz – dann mittel- und langfristig strukturiere, könne er aber nicht sagen. Auch nicht, wie sich der geplante Aufbau eines SAM-Standortes in der Slowakei, an dem festgehalten werde, auf die Standorte in Deutschland auswirke.
Ein neuer Eigentümer – oder auch Bregal, wenn sie an Bord bleiben – hätte laut Manuel Schäfer allerdings einiges an Arbeit vor sich. Bislang habe die Devise bei SAM gelautet: Möglichst einfach und billig zu produzieren. Die Kosten allerdings seien trotzdem aus dem Ruder gelaufen. Beispielsweise, weil einzelne Produkte innerhalb des Produktionszyklus’ oft mehrfach zwischen verschiedenen Werken hätten hin und her gefahren werden müssen. „Da ging Geld verloren“, so Schäfer. Auch habe es bis zuletzt an klaren Standards und Vorgaben für die Vorarbeiter der einzelnen Werke gemangelt. Außerdem sei zu wenig investiert worden. All diese Punkte sowie ein Brand in einem Werk in diesem Frühjahr (Folge: teilweiser Produktionsstopp) hätten dazu geführt, dass Gläubiger nicht weiter Geld in die Firma pumpen wollten. Allen voran die Kreissparkasse Heidenheim. Die Anmeldung der Insolvenz folgte.
Luft für Insolvenzverwalter
Keinen Einfluss auf die Pleite hätten die vor Kurzem erst beschlossenen Lohnerhöhungen gehabt, so Schäfer. Für diese hatten die Arbeiter, auch am Standort Feldstetten, demonstriert. Diese Mehr-Ausgaben seien für Bregal „sehr überschaubar“gewesen.
In den kommenden zweieinhalb Monaten ist die Firma nun vom Zugriff von außen geschützt. Außerdem werden die Löhne von der Agentur für Arbeit übernommen. Diese verschaffe dem Insolvenzverwalter Luft, der nun prüfen muss, ob genug Masse und Klasse in der Firma steckt, um diese retten zu können. Und um seine eigenen Kosten zu decken. Denn nur dann macht das Fortführen einer Insolvenz Sinn. Laut Schäfer sei dies der Fall.