Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Es ist absolut großartig, wie schlüssig und praktisch unser Theaterhaus geplant wurde.“
Für neun SZ-Leser öffnet das Kulturhaus seine sonst nicht zugänglichen Türen
Robert Mauch, stellvertretender Verwaltungsdirektor des Ulmer Theaters bei der Führung mit neun SZ-Lesern.
ULM/LAICHINGEN - Einmal einen Blick in die Maske des Ulmer Theaters werfen – oder in die mit Klamotten in allen Farben und Schnitten gefüllte Requisite. Einmal über die große Bühne laufen – oder in etwa zwälf Meter Höhe über die sonst nicht zugängliche Galerie über der Bühne. All das konnten neun Leser der „Schwäbischen Zeitung“dank der Aktion „SZ öffnet Türen“erleben.
Robert Mauch, der stellvertretende Verwaltungsdirektor des Theaters, führte die Besucher durch die heiligen Hallen des Theaters. Während man als normaler Theaterbesucher nur die Zuschauerränge und davon ausgehend den Blick auf die Bühne erlebt, konnten die Besucher der Führung am Donnerstagnachmittag weitaus mehr erleben. Denn im Ulmer Theater ist so gut wie immer was los: „Im Vergleich zu einem Musicalhaus, wo immer nur eine Produktion läuft, laufen hier bei uns mehrere Produktionen gleichzeitig“, erläuterte Mauch. Dies könne an einem Tag beispielsweise „Aida“sein, am darauffolgenden „Die Räuber“und dann am nächsten Tag eine Ballettaufführung.
Ruhig ist es im Theater somit fast nie. Wenn keine Vorstellungen im rund 800 Personen fassenden großen Haus oder im Podium, das bis zu 130 Plätze bietet, stattfinden, dann wird geprobt – so auch an diesem Tag der Führung: Beim Gang durch das Theater hört man mal eine Tuba, hört Sänger proben oder kann einen Blick in den Ballettsaal werfen, in dem gerade fleißig geübt wird. Und natürlich gibt es für die neun SZ-Leser noch weit mehr zu entdecken: Im großen Malsaal liegen mehrere Quadratmeter große Tücher aus, auf denen für eine der kommenden Produktion etwas gezeichnet wird. Auch in der Schreinerei wird gearbeitet und natürlich auch in der Schneiderei. Eine Schneiderei arbeitet gerade an einem auffällig gelben, mit Blüten verzierten Kleid.
Und ein Blick in die zur Schneiderei benachbarte Requisite verrät: Das Ulmer Theater hat sehr viele Kostüme – der Raum ist voll an Hosen, Kleidern, Oberteilen. Und wer dachte, dass das alles ist, der hat sich getäuscht: „Das ist wirklich nur ein Teil unserer Sammlung. Weil wir keinen Lagerplatz mehr im Theater haben, haben wir einen Lagerort in der ehemaligen Pakethalle der Post“, erklärt Mauch. Und damit ist auch das Hauptproblem des Ulmer Theaters benannt: fehlender Platz. „Wir haben hier im Haus Lagerprobleme und hoffen sehr, dass wir in zwei bis drei Jahren ein neues Gebäude für mehr Lagerkapazitäten bekommen“, sagt Robert Mauch. Darüber wird schlussendlich der Ulmer Gemeinderat entscheiden, denn das Theater Ulm – das älteste städtische Theater Deutschlands – ist eine Abteilung der Stadt Ulm mit zirka 270 Mitarbeitern – Schauspieler, Musiker, Balletttänzer eingeschlossen.
Im Jahre 1969 bezog das Theater sein heutiges Theaterhaus, das von Fritz Schäfer entworfen wurde. Zzuvor war es unter anderem in der Wagnerschule untergebracht. „Es ist absolut großartig, wie schlüssig und praktisch unser Theaterhaus geplant wurde“, schwärmt Mauch. Die Aufzüge seien an den richtigen Stellen – vor allem die für die großen Bühnenteile. Es gibt kurze Wege zwischen den einzelnen Abteilungen im Theater, sodass ein reibungsloser Ablauf gewährleistet ist. Und eines findet man im Ulmer Theater immer wieder: Sechsecke. „Das war der rote Faden des Architekten“, so Mauch. Die Betonsäulen im Foyer haben eine sechseckige Form, sogar das Geländer hat sechseckigen Charakter. SZ-Leser Hartmut Schröder aus Westerheim ist begeistert vom Gebäude: „Es ist absolut faszinierend, wie dieses Gebäude bis ins letzte Detail geplant ist und wie es bis heute scheinbar nichts von seiner Funktionalität verloren hat.“