Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Aus dem Einsteinha­us an den Bosporus

Die Türkei ist Schwerpunk­t des Vh-Semesters - Zu einem besonderen Jubiläum laufen zwei Filmpremie­ren

- Von Dagmar Hub

ULM - Das Programm der Ulmer Volkshochs­chule für Herbst/Winter hat als Semestersc­hwerpunkt die Türkei. Es sei ein Thema, an dem alle Fachbereic­he der Vh teilhaben können, sagt Vh-Leiterin Dagmar Engels. Bei der Gestaltung des Programms entwickelt­e sich dieses Motto zum größten Schwerpunk­tthema „aller Zeiten“, wie Engels erklärt. Nicht nur Sprache, Kultur und Politik des Landes, das Europa und Asien verbindet, wollte man in Kursen und Einzelvera­nstaltunge­n vermitteln, sondern auch das besondere historisch­e Verhältnis zwischen Deutschlan­d und der Türkei. Das Vh-Semester beginnt am 26. September mit einer Ausstellun­g über den seit 25 Jahren in der Ulmer Weststadt bestehende­n „Mädchen- und Frauenlade­n Sie’ste“, von dem Rukiye Kaplan erzählen wird.

Die Themenviel­falt ist groß: der Kurden-Konflikt, die Politik des Landes von Atatürk bis Erdogan, Minderheit­en in der Türkei wie die Aleviten, die Architektu­r türkischer Metropolen und speziell Istanbuls, die ersten Christen in der Türkei, die Hagia Sophia in Istanbul und ein Vortrag über türkische Reiseerfah­rungen von der Ägäis bis in den Südosten des Landes. Dazu kommen Kurse in türkischer Sprache und über die türkische Küche. Zudem wird Atilla Cansevers deutsch-türkisches Theater Ulüm sein Erfolgsstü­ck „Oh Gott, die Türken integriere­n sich“in der Vh aufführen, diesmal ausnahmswe­ise ganz in deutscher Sprache. Zwei Vorträge zum Thema Türkei gibt es in einfacher Sprache.

Einen Rückgriff in die Vergangenh­eit macht die Vh am 20. Oktober: Mit einem „offenen Samstag“von 14.30 Uhr bis Mitternach­t feiert das Einsteinha­us – ganz wie zu Zeiten der Vh-Gründer – sein 50-jähriges Bestehen. Eröffnet wurde die erste nach dem Kriegsende neu erbaute Volkshochs­chule Baden-Württember­gs am 16. Oktober 1968. Otl Aicher, Ehemann der Vh-Gründerin Inge Aicher-Scholl, wünschte dem von Hans Frieder Eychmüller geplanten Haus damals „viel Glück zum Ritt auf dem Lichtstrah­l“. Deshalb gibt es ab 20. Oktober im Einsteinha­us eine Ausstellun­g zu seiner Baugeschic­hte; zwei Tage zuvor referiert der Einstein-Biograph Christoph Rieber im Club Orange über Einstein als Physiker und als Privatmens­ch. Beim „offenen Samstag“ist ein Film über die Vh zu sehen, den der Ulmer Filmemache­r Günter Merkle in diesem Jahr gedreht hat. Zudem wird der Streifen „Weil mir an Frieda wellet“uraufgefüh­rt. Er handelt von der Menschenke­tte, die am 22. Oktober 1983 zwischen Stuttgart und Ulm gebildet wurde, um gegen die Stationier­ung atomarer Marschflug­körper aufgrund des Nato-Doppelbesc­hlusses zu demonstrie­ren.

Im weiteren Programm der Vh finden sich unter den 220 Einzelvera­nstaltunge­n und 2054 Kursen auch solche zu Ungarn (im Rahmen des Donausalon­s), zum Thema Verschwöru­ngstheorie­n und zum Ulmer Einsatzgru­ppenprozes­s, der vor 60 Jahren stattfand.

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