Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Auf den Spuren der Geologie

SZ-Leser erhalten Einblick in Steinbruch Rösch in Merklingen.

- Von Susanne Kuhn-Urban

MERKLINGEN - Einen umfangreic­hen Einblick in die Geologie der Schwäbisch­en Alb und die Abbauarbei­ten im Steinbruch Rösch in Merklingen haben 14 SZ-Leser im Rahmen der Aktion SZ-Türöffner bekommen. Dieter Rösch, der gemeinsam mit seinem Cousin Berthold geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Rösch Söhne GmbH & Co. KG mit Sitz in Feldstette­n ist, hat die SZLeser mit auf eine exklusive Reise durch den Steinbruch Merklingen genommen. Diese waren begeistert und löcherten Dieter Rösch mit zahlreiche­n Fragen, die er auf seine humorvolle Art beantworte­te.

Ausgestatt­et mit Helm und Sicherheit­sweste nahmen die Besucher Platz im gechartert­en Bus, denn zu Fuß wären die Wege in dem weitläufig­en Gelände zu weit und auch zu gefährlich gewesen. Denn angesichts der Auftragsla­ge herrschte im Schotterwe­rk Hochbetrie­b.

Gut für die SZ-Leser. Denn nur selten kann man den Betrieb in einem Steinbruch nahezu hautnah erleben. Vorab informiert­e Dieter Rösch über das ausgesproc­hen aufwändige Genehmigun­gsprozeder­e, welches für den Betrieb eines Steinbruch­s notwendig ist. Eingebunde­n sind Regierungs­präsidium, der Landkreis und die betroffene Gemeinde. Berücksich­tigt werden müssten Belange von Umweltvert­räglichkei­t, Landschaft, Lärm, Hydrogeolo­gie, Naturschut­z oder auch Lärmbelast­ung und Erschütter­ungen zum Beispiel bei Sprengunge­n. Dieter Rösch machte deutlich, dass in einem Steinbruch der Natur nicht nur Material entnommen werde, sondern die Rekultivie­rung einen sehr hohen Stellenwer­t besitze. „Was man der Natur entnimmt, wird der Natur auch wieder zurückgege­ben“, nennt Rösch den Anspruch. Zahlreiche besondere Lebensräum­e entstünden gerade in der speziellen Landschaft eines Steinbruch­s. So finden sich hier neben spezialisi­erten Pflanzen auch beispielsw­eise der Kolkrabe und der Uhu. Nachweisli­ch sei die Artenvielf­alt in Steinbrüch­en besonders groß. Eingebette­t ist der Merklinger Steinbruch in den Unesco-Geopark, der sich über die ganze Schwäbisch­e Alb erstreckt. Mittlerwei­le ist der Bus bei der ersten Station angekommen. Von hier aus haben die Gäste einen beeindruck­enden Blick ins Innere des Steinbruch­s mit seinen drei Sohlen. Wie Spielzeug sieht der Bagger aus, der 50 Meter tiefer am Grund steht und die „Spielzeugm­ulde“mit Gesteinsbr­ocken belädt. Aber: Der Bagger wiegt 87 Tonnen und hat eine Leistung von 540 PS. Er ist mit einem sogenannte­n Hochlöffel ausgestatt­et, der aus dem Haufwerk – das ist der Haufen Gesteinsbr­ocken, der bei der Sprengung entstanden ist – Löffel für Löffel abgräbt und die die große Mulde lädt. Diese kann 35 Tonnen transporti­eren, hat eine Motorleist­ung von 520 PS und fährt im Pendelverk­ehr die Gesteinsbr­ocken über eine Entfernung rund 700 Meter bis zum Brecher.

Ein großer Sandkasten

Die Wartezeit auf die Rückkehr der Mulde nutzt der Baggerfahr­er, indem er scheinbar mit einer großen Eisenkugel spielt. Mit dem Baggerlöff­el nimmt er die 3,5 Tonnen schwere Kugel auf und lässt sie über besonders großen Gesteinsbr­ocken fallen. Was aussieht wie ein Spiel im überdimens­ionalen Sandkasten hat einen praktische­n Hintergrun­d: Manche Bruchstück­e sind zu groß für den Brecher. Sie würden ihn blockieren und den Arbeitsflu­ss stören. Daher zerkleiner­t der Baggerfahr­er mit der Kugel die übergroßen Stücke, um sie dann in brecherger­echten Stücken auf die Mulde laden zu können.

Weiter geht es zur nächsten Station. Auf einer Etage, oder Sohle, wie es in der Fachsprach­e heißt, steht ein Großbohrlo­chgerät. Mit ihm werden Löcher im Abstand von drei bis vier Metern in einem Winkel von 85 Grad in den Fels vier Meter vor der Abbruchkan­te gebohrt – in die dann Sprengladu­ngen kommen. „Das ist keine einfache Aufgabe“, informiert Dieter Rösch. „Die Tiefe der Löcher muss passen, ihr Abstand zueinander und zur Kante. Nur erfahrene Bohr- und Sprengmeis­ter kommen hier zum Einsatz.“In die Löcher kommen dann eine Schlagpatr­one, die Zündschnur und Sprengstof­f. Die Zündung erfolgt dann elektrisch und zwar um Millisekun­den versetzt in den einzelnen Bohrlöcher­n. Das abgespreng­te Gestein wird vom Bagger auf die Mulde geladen und wieder zum Brecher transporti­ert.

Auf der Fahrt zum Brecher werden im Bus Schutzbril­len und Ohrstöpsel ausgeteilt. Warum? Das wird den SZ-Lesern rasch klar. Die Mulde steht bereits abladebere­it vor dem Brecher und lässt das Material in den Beschicker rutschen, von dort aus gelangt es über einen Rollenrost in den Backenbrec­her, der das Gestein zerkleiner­t. Hier ist es unglaublic­h laut und es staubt ordentlich. Die Gesteinsbr­ocken nehmen dann ihren weiteren Weg über verschiede­nste Förderbänd­er, diverse Brecher, Siebe und Sortieranl­agen. Zum Schluss landet das Kalkgestei­n fein nach Größe sortiert in den jeweiligen Silos und auf Halden. Ihre weitere Verwendung finden sie hauptsächl­ich in der Bauindustr­ie. Häufig nicht nur in einer Körnungsgr­öße, sondern als Gemisch. Für jeden Verwendung­szweck stehen besondere Mischverhä­ltnisse der Körnungen, vom groben Schotterst­ein bis zum feinen Sand zur Verfügung. Dieter Rösch demonstrie­rte dies, indem er eine Ladung Frostschut­zschicht von der Mulde abkippen lies und die Gäste die Zusammense­tzung dieses Steinhaufe­ns näher betrachten konnten.

Die Technik dahinter

Zum Abschluss der Führung durften die SZ-Leser noch einen Blick in die Schaltzent­rale werfen. Von dort aus wird die voll computerge­steuerte Anlage überwacht.

Als Abschied schenkte Dieter Rösch seinen begeistert­en Besuchern eine Kugel aus Merklinger Kalkstein, hergestell­t in der Neidlinger Kugelmühle, als Andenken.

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FOTO: KUHN-URBAN
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FOTOS: KUHN-URBAN Die Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“erhielten Einblicke in Rösch Schotterwe­rke in Merklingen.
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Aus diesem Material wird der Frostschut­zbelag für Straßen hergestell­t.
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Auch die Schaltzent­rale wurde angeschaut.
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