Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Aufsteiger

- Richard Ferrand

wird neuer Präsident der französisc­hen Nationalve­rsammlung. Der 56-Jährige verdankt seinen politische­n Aufstieg Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron. Gegen den noch vor zwei Jahren unbekannte­n Hinterbänk­ler Ferrand läuft ein Verfahren wegen Günstlings­wirtschaft. „Der Mann, der nie lacht“, nennt ihn die Zeitung „Parisien“. In der Tat wirkt Ferrand immer etwas angespannt. Nur bei den Wahlkampfa­uftritten von Macron zeigte der grauhaarig­e 56Jährige ein breites Lächeln. Der frühere Sozialist hatte sich als erster Abgeordnet­er schon 2016 dem Wirtschaft­sminister angeschlos­sen, den er bei den Debatten um das Macron-Gesetz zur Ankurbelun­g der Wirtschaft kennengele­rnt hatte.

Als Macron im vergangene­n Jahr die Präsidents­chaftswahl gewann, war klar, dass sein treuer Weggefährt­e einen Ministerpo­sten bekommen würde, hatte der Kandidat dem Generalsek­retär seiner Bewegung En Marche doch viel zu verdanken. Der Abgeordnet­e hat jahrzehnte­lange politische Erfahrung. Begeistert von François Mitterrand, schloss Ferrand sich mit 18 den Sozialiste­n an. 1991 wurde der mit einem Jura- und einem Deutsch-Diplom ausgestatt­ete Kommunikat­ionsfachma­nn Berater des Staatssekr­etärs für Integratio­n, Kofi Yamgnane. 1998 übernahm der gebürtige Südfranzos­e für 14 Jahre die Leitung der Krankenver­sicherung Mutuelles de Bretagne. In dieser Zeit wird ihm auch vorgeworfe­n, Günstlings­wirtschaft betrieben zu haben. Ein Verfahren wurde eingestell­t, ein zweites läuft noch. Als der Verdacht, seine Lebensgefä­hrtin bei einer Vergabe begünstigt zu haben, nach seiner Berufung zum Wohnungsba­uminister bekannt wurde, musste er sein Amt nach nur einem Monat wieder aufgeben.

Der Präsident betraute den dreifachen Vater stattdesse­n mit der Leitung der Parlaments­fraktion seiner Partei La République en Marche (LREM). Dieser Aufgabe ging er ohne Begeisteru­ng nach. Doch die Verabschie­dung des umstritten­en Einwanderu­ngsgesetze­s im Frühjahr zeigte, dass Macrons treuer General sich durchsetze­n kann. Christine Longin

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FOTO: AFP Richard Ferrand verdankt seinen Aufstieg Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron.

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