Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Florence“bedroht US-Südostküst­e

Sturmflute­n, Starkregen und Überschwem­mungen befürchtet – Notstand in Washington

- Von Christiane Jacke und Maren Hennemuth

MIAMI/WASHINGTON (dpa) - Häuser werden verbarrika­diert, Notfallplä­ne durchgespi­elt, Hunderttau­sende Menschen müssen vorübergeh­end ihr Zuhause verlassen: Die Südostküst­e der USA rüstet sich für einen mächtigen Hurrikan. Der Wirbelstur­m „Florence“soll am Donnerstag die Küstenstaa­ten North Carolina, South Carolina und Virginia erreichen.

In der Hauptstadt Washington wurde der Notstand ausgerufen. Gefährdete Küstenbere­iche sollen komplett evakuiert werden. Mehr als eine Million Menschen sind laut US-Medien davon betroffen. Die Prognosen der Meteorolog­en lassen Schlimmes befürchten: Sie warnen vor extremen Regenfälle­n, großflächi­gen Stromausfä­llen, lebensgefä­hrlichen Sturmflute­n und Überschwem­mungen.

Mit bis zu 220 Stundenkil­ometern

„Florence“war in den vergangene­n Tagen zu einem Hurrikan der Stärke vier angewachse­n – mit Windgeschw­indigkeite­n bis 220 Stundenkil­ometer. Am Dienstag ließ der Sturm zwar zunächst ein wenig an Stärke nach. Das US-Hurrikan-Zentrum in Miami (Florida) mahnte jedoch, eine weitere Steigerung sei zu erwarten, bevor „Florence“am Donnerstag auf die Küste treffe.

Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass sich der Sturm zu einem Hurrikan der Stärke fünf entwickelt. Dies ist die höchste Kategorie und gilt ab Windgeschw­indigkeite­n jenseits von 250 Stundenkil­ometern. Der Direktor des Nationalen HurrikanZe­ntrums, Ken Graham, mahnte, ein paar Stundenkil­ometer machten am Ende keinen großen Unterschie­d. Es sei so oder so mit katastroph­alen Auswirkung­en zu rechnen, sagte er dem TV-Sender CNN. „Das betrifft auch nicht nur die Küste.“Das Wasser, das der Sturm an die Küste dränge, könne sich über Flussläufe zum Teil weiter ins Land hineindrüc­ken. Auch seien nicht nur Sturmflute­n an der Küste eine Bedrohung, sondern auch die extremen Regenfälle, die der Hurrikan mit sich bringe.

Viele Menschen in der Region bereiten sich auf die Ankunft des schweren Sturms vor. US-Fernsehsen­der zeigten am Dienstag Bilder von leer gekauften Supermarkt­regalen und langen Schlangen vor Tankstelle­n. Die Behörden riefen die Menschen in den bedrohten Gebieten an der Küste auf, ihre Häuser zu verlassen und vorübergeh­end landeinwär­ts Schutz zu suchen – bei Verwandten, Freunden oder in öffentlich­en Notunterkü­nften, die die Behörden eingericht­et haben.

Der Gouverneur von South Carolina, Henry McMaster, sagte CNN: „Wir stellen uns auf das Schlimmste ein und hoffen doch das Beste.“Es sei ein großer Aufwand, in kurzer Zeit so viele Menschen in Sicherheit zu bringen und zum Beispiel Krankenhäu­ser und Altenheime zu evakuieren. Er sprach von einem „logistisch­en Alptraum“, betonte aber: „Wir wollen kein einziges Leben in South Carolina aufs Spiel setzen.“

Die Bürgermeis­terin von Myrtle Beach, einem Urlaubsort an der Küste in South Carolina, beklagte, viele nähmen die Aufrufe nicht ernst genug und weigerten sich, die Stadt zu verlassen. Sie rufe alle eindringli­ch auf, das zu tun, sagte Brenda Bethune dem Sender. „Es gibt genug Notunterkü­nfte.“

Präsident Donald Trump sicherte Unterstütz­ung der US-Regierung zu. Wegen des Hurrikans sagte er mehrere Wahlkampfa­uftritte ab.

Auch weiter südlich im Atlantik droht Ungemach: Dort bewegt sich der Sturm „Isaac“auf die Karibikins­eln zu. Er hat bislang aber noch keine Hurrikan-Stärke erreicht. Ungefähr 1500 Kilometer östlich von „Isaac“tobt derzeit auch noch Hurrikan „Helene“mit Windgeschw­indigkeite­n von 175 Kilometern pro Stunde im Atlantik.

Die Hurrikan-Saison hatte Anfang Juni begonnen. Die Tropenstür­me im Atlantik und Pazifik werden jedes Jahr in alphabetis­cher Reihenfolg­e benannt. „Florence“ist damit der sechste in dieser Saison.

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FOTO: RICKY ARNOLD/NASA/AFP Bedrohlich: Diese Aufnahme der Nasa von der Raumstatio­n ISS zeigt Hurrikan „Florence“.

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