Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Mein Bauchgefühl ist sehr gut“
Dressurreiterin Isabell Werth setzt bei den Weltreiterspielen in Tryon auf ihre genesene Stute Bella Rose
TRYON (SID) - Isabell Werth lässt bei den Weltreiterspielen in Tryon/USA Weihegold im Stall, obwohl sie mit der Stute die Weltrangliste anführt. Stattdessen sattelt die 49-jährige Dressur-Queen aus Rheinberg ihr Lieblingspferd Bella Rose. Typisch Werth, die sechsmalige Olympiasiegerin folgt wieder mal ganz ihrem Herzen und hofft vor dem Grand Prix der Teamwertung, der am Mittwoch (14.45 Uhr/MESZ) startet, auch gerade deshalb auf Mannschaftsgold, wie sie dem Sport-Informations-Dienst (SID) verriet.
Frau Werth, wie ist Ihr Bauchgefühl vor der WM?
Mein Bauchgefühl ist sehr gut. Ich freue mich auf die WM, kann es kaum erwarten.
Sie lassen Ihr Erfolgspferd Weihegold zu Hause und nehmen stattdessen die lange wegen einer Hufverletzung fehlende Stute Bella Rose mit. Ein zu großes Risiko?
Ich glaube nicht, auch wenn man manchmal bangt, dass etwas passieren könnte. Aber unsere Auftritte wurden zuletzt von Runde zu Runde immer besser. Ich fühle mich immer sicherer auf ihr und denke, dass wir in Tryon eine gute Vorstellung hinbekommen.
Der Kreis schließt sich. Bella Rose verletzte sich bei der WM vor vier Jahren, jetzt könnte das große Comeback folgen?
Nicht ganz. Wir waren nach der WM 2014 in der Normandie noch bei den German Masters in Stuttgart, aber dann ging es los. Wir haben keine Stabilität mehr gefunden, Bella Rose musste lange pausieren. Doch umso schöner ist es, dass sie jetzt bei der WM wieder dabei ist.
Was macht Bella Rose so außergewöhnlich?
Sie ist unheimlich gehfreudig und charismatisch, hat viel Eleganz und Leichtigkeit. Dazu kommt ihre starke Piaffe-Passage-Tour. Sie hat alles, was das Herz begehrt. Und dann natürlich noch diesen Sexappeal.
Also gehören Sie im Einzel zu den Goldfavoriten?
Nein, das geht mir zu schnell. Für uns geht es zunächst um die Teamwertung. Dort ist Gold unser Traum. Wir müssen aber aufpassen, haben nur einen Wettbewerb und können nicht wie beim CHIO in Aachen mit einem guten Special die Fehler aus dem Grand Prix wieder ausbügeln.
Wen zählen Sie zu den schärfsten Rivalen?
In erster Linie die USA, die als Gastgeber einen gewissen Heimvorteil haben. Sie haben zwei Paare, die über 80 Prozent gehen können. Wir müssen alles geben und brauchen jeden einzelnen Punkt.
Und im Einzelfinale, wen erwarten Sie da ganz vorne?
Für mich ist Sönke Rothenberger mit Cosmo der große Favorit. Das Paar hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert und könnte ganz vorne landen.
Ist das nicht komisch, wenn der große Favorit und Konkurrent aus der eigenen Mannschaft kommt?
Nein, überhaupt nicht. Es geht ja nur um die sportliche Leistung. Auf die Stimmung und das Verhältnis untereinander hat das keinen negativen Einfluss – wir gehen sehr professionell miteinander um.
Muss man auch die dreimalige Olympiasiegerin Charlotte Dujardin wieder zu den Favoriten zählen, die ja mit einem neuen Pferd an den Start geht.
Das ist schwer einzuschätzen, weil man das Paar noch nicht so oft auf Turnieren gesehen hat. Ich glaube aber, dass es für ganz vorne noch nicht reichen wird, dafür ist das Pferd einfach noch zu unerfahren.
Kennen Sie die Anlage in Tryon?
Nein, ich selbst war noch nicht da. Ich habe nur gehört, dass es einige Probleme bei der Organisation geben soll. Aber man sollte nicht zu früh urteilen. Schließlich ist Tryon kurzfristig für Bromont/Kanada eingesprungen. Das muss man berücksichtigen.