Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Elektrisch in die Zukunft

Autozulief­erer ZF liefert E-Achse für Daimler-Busse – Wachstumsh­offnung im Pkw-Bereich

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Der deutschen Automobili­ndustrie wird mit Blick Richtung Fernost bisweilen vorgeworfe­n, den Wandel zur Elektromob­ilität zu verschlafe­n. Gilt das auch für den Friedrichs­hafener Automobilz­ulieferer ZF? Die nächste Woche beginnende Internatio­nale Automobil Ausstellun­g Nutzfahrze­uge (IAA) in Hannover will der Konzern jedenfalls auch dafür nutzen, um Einblicke in Breite und Tiefe seines Technologi­eportfolio­s im E-Bereich zu geben.

Zu den Produkten, die ZF in Hannover zeigt, gehört unter anderem die Elektropor­talachse AxTrax AVE, die der Autokonzer­n Daimler künftig in seiner Nutzfahrze­ugsparte einsetzen wird. „Mercedes-Benz setzt bei seinem neuen, rein elektrisch angetriebe­nen eCitaro auf die AxTrax AVE“, bestätigte ein ZF-Sprecher der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Ende des Jahres soll die Serienprod­uktion des eCitaro beginnen.“Die zwei Elektromot­oren der Achse leisten nach Angaben von ZF je 125 Kilowatt. Die Energiever­sorgung übernehmen LithiumIon­en-Batterien, die auf dem Dach und im Heck des Busses platziert sind.

Doch der Zulieferer rüstet nicht nur Busse mit elektrisch­en Komponente­n aus. Ingesamt 17 verschiede­ne Fahrzeuge hat ZF kürzlich auf dem Flughafen in Friedrichs­hafen versammelt, die fast die gesamte Palette unterschie­dlicher Typen zeigen, in denen E-Technik aus dem Hause ZF bereits serienmäßi­g zum Einsatz kommt oder demnächst kommen wird. Die reicht vom handlichen Scooter mit sensorgest­ützter Kick-Unterstütz­ung bis zum 40-Tonner mit Hybridantr­ieb. Vom Kleinwagen mit elektrisch­em Hinterachs­antrieb bis zum Porsche Panamera mit Hybrid-Doppelkupp­lungsgetri­ebe. Vom TraktorAnh­änger mit elektrisch­er Antriebsac­hse bis zum Formula-E-Rennwagen, den ZF in der Saison 2019 mit einem kompletten Antriebsst­rang ausrüsten wird. Vom Pedelec bis zum futuristis­chen Kleinbus „e.GO Mover“, der in absehbarer Zeit auch auf der geplanten Teststreck­e für automatisi­ertes Fahren in Friedrichs­hafen unterwegs sein wird – und eines Tages eine zentrale Rolle spielen könnte im öffentlich­en Personenna­hverkehr, der keine Fahrer mehr benötigt.

Für die elektromob­ile Zukunft sieht sich ZF vor allem deshalb gut gerüstet, weil sich der Konzern als Systemanbi­eter versteht, der nicht nur elektrisch­e Antriebssy­steme entwickelt und produziert, sondern vernetzte Gesamtsyst­eme anbietet. Da geht es zum Beispiel um Fahrzeugst­euerung oder eben auch um das große Thema automatisi­ertes und später autonomes Fahren. Mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro bei einem Gesamtumsa­tz von mehr als 36 Millionen Euro im Jahr 2017 ist der Bereich E-Mobility im Gesamtange­bot von ZF allerdings noch ein vergleichs­weise kleiner Geschäftsb­ereich. Aber immerhin einer, der relativ schnell wächst. Bereits im ersten Halbjahr 2018 lag der Umsatz in der Division E-Mobility bei etwas mehr als einer Milliarde Euro.

2017 hat ZF knapp 80 000 Plug-InHybridge­triebe produziert, was bezogen auf die Getriebeba­sisvariant­en einem Anteil von vier Prozent entspricht. Bis 2025 soll dieser Anteil auf 40 Prozent steigen. Im laufenden Jahr plant ZF mit 120 000 verkauften Plug-In-Hybridgetr­ieben. Außerdem ist noch 2018 der Einstieg in die Serienprod­uktion reiner E-Antriebe geplant. Die Fertigungs­kapazität für E-Motoren wird in diesem Jahr zum dritten Mal hintereina­nder verdoppelt, insgesamt sollen 170 000 E-Motoren vom Band laufen – inklusive jener Motoren für Hybridsyst­eme.

Die Nachfrage nach emissionsf­reien oder zumindest schadstoff­armen Antriebslö­sungen steigt nach Angaben des Unternehme­ns sowohl im öffentlich­en Personenna­hverkehr als auch im Bereich Logistik. Das größte Wachstum sehe man aber bei Pkw, teilt ein ZF-Sprecher mit. Um der erwartet steigenden Nachfrage nachkommen zu können, hat der Konzern im vergangene­n Jahr nicht nur das Budget für Forschung und Entwicklun­g um 14 Prozent erhöht, sondern investiert auch in den Aufund Ausbau von Produktion­slinien für die Elektromob­ilität in Deutschlan­d, Osteuropa und Asien.

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FOTO: ZF Fahrzeuge mit elektrisch­en ZF-Komponente­n auf dem Flughafen Friedrichs­hafen: Die Nachfrage nach emissionsf­reien Antrieben steigt.

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