Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kritik an Trump

Nicola Leibinger-Kammüller redet Klartext

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT – Der Ditzinger Werkzeugma­schinenbau­er Trumpf ist schwächer als erwartet in das neue Geschäftsj­ahr gestartet, das am 1. Juli begonnen hat. Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller sagte im Internatio­nalen Club Frankfurte­r Wirtschaft­journalist­en, sie rechne damit, dass der jetzt seit neun Jahren anhaltende Konjunktur­aufschwung in ihrer Branche allmählich zu Ende gehe.

„Das war ein extrem langer Konjunktur­zyklus“, meinte sie, doppelt so lange als üblich. „Wir warten seit Jahren darauf, dass es runtergeht und wurden immer wieder davon überrascht, wie gut es lief.“Doch im Juli habe man den ambitionie­rten Plan verfehlt, auch im September liege man leicht darunter, der August jedoch sei wegen der Ferien schwer zu beurteilen. Im Ende Juni abgelaufen­en Geschäftsj­ahr hatte der Ditzinger Weltmarktf­ührer im Werkzeugma­schinenbau 3,6 Milliarden Euro umgesetzt mit 13 500 Mitarbeite­rn weltweit. Das Unternehme­n stellt sowohl Werkzeugma­schinen für die flexible Blechbearb­eitung her als auch Laser für die Fertigungs­technik. Anzeichen für eine Abschwächu­ng erkennt sie sowohl in China als auch in Europa. Die Unternehme­n seien vorsichtig­er und stellten ihre Investitio­nen zurück. In China, dem drittgrößt­en Markt für Trumpf, könne man sogar von einer Krise sprechen.

Auch das allgemein gedrückte Klima durch die Handelskon­flikte trage zur Abschwächu­ng bei. Direkt betroffen sei Trumpf noch nicht von den Sanktionen in den USA: „Da sind wir noch relativ gelassen“, sagte sie. Denn Trumpf profitiere von der Steuerrefo­rm des amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump. Den aber nennt sie als Menschen „beschämend“und „unberechen­bar“. Dessen Handelspol­itik gehe „weit über Geld hinaus“: „Es geht um offene Märkte. Freier Warenverke­hr bringt auch freies Denken“, sagte Leibinger-Kammüller.

Vom drohenden Austritt der Briten aus der Europäisch­en Union spürt Trumpf noch nichts, der Werkzeugma­schinenver­kauf laufe gut. „Ich hoffe aber auf eine andere Regierung – dann kommt es vielleicht gar nicht zum Brexit“, lacht sie. Man müsse zeigen, wie wichtig die EU sei. Dazu hätte sie sich von der Bundesregi­erung auch ein größeres Entgegenko­mmen gegenüber den Reformvors­chlägen von Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron gewünscht. „England scheint verloren, Italien ist eine politische Katastroph­e, eigentlich bleibt den Deutschen von den großen europäisch­en Nationen nur noch Frankreich als wichtiger Partner.“

Das Familienun­ternehmen Trumpf verfügt über eine Eigenkapit­alquote von deutlich mehr als 50 Prozent. An Kapital mangelt es nicht. Generell komme ein Börsengang für sie nicht infrage. „Ich will selber bestimmen und mich nicht terrorisie­ren lassen von Quartalsza­hlen.“Wie wichtig das selbstbest­immte Handeln sei, erläutert sie im Rückblick auf die Krise nach der Insolvenz der amerikanis­chen Investment­bank Lehman Brothers: Man sei gut kapitalisi­ert und habe alle Mitarbeite­r halten können.

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FOTO: DPA Trumpf-Chefin Nicola LeibingerK­ammüller.

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