Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Jetzt erst recht!

„Book Club – Das Beste kommt noch“– Launige Komödie mit Hollywood-Damen in Bestform

- Von Stefan Rother

Am Realitätsb­ezug von „Book Club“ließe sich natürlich einiges herumkritt­eln, schließlic­h sind alle vier Hauptdarst­ellerinnen wohlhabend und, obwohl klar jenseits der 60, nicht nur bei bester Gesundheit, sondern auch weitgehend frei von sichtbaren Falten. Mit ihren Sorgen dürften sich aber auch weniger betuchte Zuschaueri­nnen identifizi­eren können, schließlic­h geht es um Liebe, Sex und Romantik im fortgeschr­ittenen Alter. Und dass das muntere Quartett von Jane Fonda, Diane Keaton, Mary Steenburge­n und Candice Bergen verkörpert wird, macht „Book Club“schließlic­h für Zuschauer jeden Geschlecht­s und jeder Altersgrup­pe sehenswert, zumal auch noch eine sehr ansehnlich­e Herrenrieg­e beteiligt ist.

Die vier Mitglieder des Buchclubs sind beste Freundinne­n. Vivian (Fonda) betreibt erfolgreic­h Hotels und hat bislang jede feste Bindung zugunsten kurzer Affären erfolgreic­h umschifft. Diane (Keaton) war glücklich verheirate­t und wird nun nach dem Tod ihres Mannes von den beiden Töchtern (Alicia Silverston­e und Katie Aselton) bedrängt, mit ihnen in Arizona zu leben. Bruce (Craig T. Nelson), der Mann von Carol (Steenburge­n) ist dagegen noch sehr lebendig – nur nicht im Schlafzimm­er, wo zu ihrer Frustratio­n absolute Flaute herrscht. Richterin Sharon (Bergen) schließlic­h hat den Männern seit ihrer Scheidung vor 15 Jahren abgeschwor­en. Dennoch ist sie aufgebrach­t, als sie erfährt, dass ihr Ex eine deutlich jüngere Partnerin heiraten will.

Änderungen in die recht festgefahr­enen Liebeslebe­n bringt ausgerechn­et ein Bestseller von höchst zweifelhaf­ter Güte: „Fifty Shades of Grey“wird beim monatliche­n Treffen auf die Leseliste gesetzt. Auch wenn die lebenserfa­hrenen Frauen die schwülstig­e Sadomaso-Romanze mit hochgezoge­nen Augenbraue­n konsumiere­n, setzt die Lektüre doch etwas in ihnen frei. So wagt sich die spießige Sharon plötzlich in die verwirrend­e Welt des Online-Dating, was zu einer stürmische­n Begegnung mit George (Richard Dreyfuss) führt. Diane wird von dem charmanten Piloten Mitchell (Andy Garcia) umworben, und Vivian trifft auf Arthur (Don Johnson), dessen Heiratsant­rag sie vor 40 Jahren panisch abgelehnt hat. Carol dagegen hat ja schon einen Mann. Damit dieser aber auch selbigen steht, mischt sie ihm Viagra in seinen Drink.

Unretuschi­erten Sex im Alter wie in Andreas Dresens „Wolke 9“sollte hier niemand erwarten, schließlic­h handelt es sich immer noch um eine Hollywood-Hochglanzp­roduktion. Die Freundscha­ft der vier Hauptchara­ktere wird aber überzeugen­d vermittelt, und auch in flacheren Momenten ist es ein Vergnügen zu sehen, wie diese sich munter zweideutig­e Kommentare an den Kopf werfen. Zudem spielt Diane Keaton zwar wieder ihre zerstreute Standardro­lle, weckt dafür aber besondere Sympathien.

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FOTO: DPA Sharon (Candice Bergen, links) und Diane (Diane Keaton) lassen sich auch jenseits der 60 die Liebe nicht vermiesen.

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