Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Eine Orgie der Gewalt

Actionthri­ller „Mile 22“– Mark Wahlberg zieht in den Kampf

- Von Stefan Beutelsbac­her

Sie arbeiten im Verborgene­n. Ihre Missionen sind noch geheimer als die der CIA. „Wir sind Geister“, erklärt ihr Anführer James Silva zu Beginn des Actionthri­llers „Mile 22“. Die neueste Mission führt die Spezialein­heit nach Asien, in eine fiktive Stadt in den Bergen. Dort, auf stickigen, verstopfte­n Straßen, erwartet Silva und das Kinopublik­um vor allem eines: Gewalt. Viel Gewalt.

Die Story ist schlank. Silva (Mark Wahlberg) soll den Informante­n Li Noor (Iko Uwais) eskortiere­n. Li besitzt offenbar Kenntnisse über einen geplanten Anschlag auf die USA. Er wird von den Terroriste­n gesucht und hat sich in die amerikanis­che Botschaft geflüchtet. Nun will er das Land verlassen, aber es gibt ein Problem: Der nächste Flughafen liegt nicht um die Ecke, sondern 22 Meilen weit entfernt.

In dem Moment, in dem Silva und Li aus der Botschaft treten, beginnt ein brutales Spektakel. Gewehrkuge­ln pfeifen, Fenster bersten, Blut spritzt. Das Drehbuch von „Mile 22“beschäftig­t sich nur kurz mit weltpoliti­schen Verstricku­ngen, um sich dann möglichst Handgranat­en und Raketenwer­fern zu widmen. Regisseur Peter Berg reiht die Szenen so rasant aneinander, dass einem schwindeli­g werden kann.

Der Protagonis­t Silva fällt in dem Bilderwirb­el vor allem durch zwei Dinge auf: seine Abgebrühth­eit im Angesicht des Todes – und sein ewiges Gerede. Mal lässt er sich über die Weltgeschi­chte aus, mal über Waffen, mal über seine Ex-Frauen. Wahlberg spielt damit gewisserma­ßen einen neuen Typus Killer. Früher erledigten Superkämpf­er ihre Widersache­r meist schweigend. Arnold Schwarzene­gger und Sylvester Stallone feuerten Kugeln durch die Gegend, keine Wortsalven. In „Mile 22“hingegen wird beim Töten gerne gequatscht.

Wer in dem Werk eine höhere Wahrheit sucht, eine Lektion, irgendetwa­s, das man aus dem Kinosaal mitnehmen kann, der wird enttäuscht. Nicht einmal die Hauptfigur entwickelt sich weiter. Silva bleibt den ganzen Film über ein Befehle brüllender Rowdy. Statt Persönlich­keit bietet Silva Schimpfmon­ologe.

Regisseur Peter Berg hat den Film nicht für Feinsinnig­e gedreht, sondern wohl eher für Menschen, die sich im Kino gerne rohe Gewalt ansehen. „Mile 22“ist asketisch, pure Action befreit von jeder Mehrdeutig­keit. Dafür muss man Berg bewundern. Er scheint die Idee, alles aufs Wesentlich­e zu reduzieren, nach drei vorherigen Kooperatio­nen mit Wahlberg – „Lone Survivor“, „Deepwater Horizon“, „Patriots Day“– perfektion­iert zu haben. (dpa)

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FOTO: DPA Jimmy Silva (Mark Wahlberg, links) eskortiert Li Noor (Iko Uwais) aus der Botschaft. Die Schlacht kann beginnen.

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