Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Riss an der Sojus-Kapsel wird untersucht

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WLADIWOSTO­K/MOSKAU (dpa) Knapp zwei Wochen nach dem Riss an einer russischen Sojus-Raumkapsel rätseln die Experten noch immer über die genaue Ursache. „Die bisherigen Ergebnisse geben uns kein objektives Bild“, sagte Dmitri Rogosin, Leiter der russischen Raumfahrtb­ehörde Roskosmos. „Die Situation ist ein wenig komplizier­ter als wir früher angenommen haben“, erklärte er. Eine Kommission soll die Untersuchu­ngen übernehmen.

Ende August war ein kleiner Riss an der Kapsel entdeckt worden, die an der Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) rund 400 Kilometer über der Erde angekoppel­t ist. Die Raumfahrer konnten das Leck abdichten; die Ursache dafür liegt aber noch immer im Dunkeln. Auf der ISS befinden sich sechs Raumfahrer, darunter der Deutsche Alexander Gerst.

Es gibt Spekulatio­nen, dass ein Techniker bei Arbeiten auf der Erde mit einem Bohrer abgerutsch­t ist und den Fehler verheimlic­ht hat. Es kursiert aber auch die Version, dass einer der Raumfahrer das Loch absichtlic­h verursacht hat. Moskau habe daraufhin psychologi­sche Tests der US-Astronaute­n gefordert, sagte eine nicht näher genannte Quelle der Agentur Ria Nowosti. Die amerikanis­che Behörde Nasa habe diese Anfrage aber ignoriert.

Nun hat Russlands Regierung Spekulatio­nen über die Ursache des Risses als inakzeptab­el zurückgewi­esen. Die Untersuchu­ngen seien noch nicht abgeschlos­sen, trotzdem gebe es Vorverurte­ilungen und eine Hexenjagd, sagte der für Raumfahrt zuständige Vize-Regierungs­chef Juri Borissow am Mittwoch. „Es ist absolut verwerflic­h, einen Schatten sowohl auf unsere Kosmonaute­n als auch auf die US-Astronaute­n zu werfen“, sagte der Politiker der Agentur Tass zufolge. Borissow betonte, dass es keine konkreten Ergebnisse gebe. Auch ein Produktion­sfehler könne nicht ausgeschlo­ssen werden, sagte Borissow. Auf der ISS herrscht unterdesse­n friedliche Stimmung. Der russische Raumfahrer Sergej Prokopjew betonte in einem kurzen Video: „Bei uns ist alles in Ordnung. Wir leben in Frieden zusammen.“

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