Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nellinger setzen Bedingungen für interkommunales Gewerbegebiet
Standortkonzeption ist Thema im Rat und trifft auf breite Zustimmung – Gemeinde möchte Lasten mit Blick auf Ausgleichsflächen aber nicht alleine tragen
NELLINGEN - Zwölf Kommunen, drei mögliche Standorte und ein interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet: Letzteres ist derzeit in vielen Gemeinderatssitzungen Thema. So auch in Nellingen. Bevor im Verband „Region Schwäbische Alb“weiter über die möglichen Flächen für das gemeinsame Großprojekt gesprochen wird, ist das Planungsbüro Künster in den kommunalen Gremien unterwegs und stellt eine erste Standortkonzeption vor. Die Nellinger sind davon – ebenso wie die Merklinger – direkt betroffen. Zwei der drei Priorisierungen liegen nämlich auf deren Terrain.
Insgesamt hat das Büro Künster drei Standortmöglichkeiten ausgearbeitet. Das erste Gebiet liegt zwischen Laichingen und Machtolsheim. Dieses ist nicht an vorderster Stelle gewichtet, da das Gebiet weiter weg von der Autobahn 8 liegt. Ein weiterer Standort wurde zwischen Merklingen und Nellingen – im westlichen Bereich – ausgemacht. Die dritte Fläche liegt dem zweiten gegenüber. Dazwischen sind Aussiedlerhöfe zu finden; machbar also, aber auch nicht ideal. Favorisiert werde also die zweite Variante mit Flächen auf Merklinger und Nellinger Gemarkung. „Eine gute Sache“, so Clemens Künster vom gleichnamigen Büro. Das sahen auch die Nellinger Ratsmitglieder so.
Entscheidende Entwicklung
„Es wird uns noch einige Jahre beschäftigen“, meinte der Nellinger Bürgermeister Franko Kopp (CDU). Wichtig sei ihm und dem Gremium aber noch etwas anderes: Auch die übrigen Verbandsgemeinden sollten sich verpflichtet fühlen, entsprechende Ausgleichsflächen für die in Anspruch genommenen Eingriffsflächen zur Verfügung zu stellen. „Nellingen sollte die Lasten nicht alleine tragen“, meinte Ratsherr Werner Staudenmaier und stellte in der Sitzung auch klar: „Unsere Forderung nach einer Umgehungsstraße wird auch weiterhin im Raum bleiben. Es wird erhebliche räumliche Veränderungen geben.“Rolf Stäb hält das Gebiet für „den optimalen Standort“. Ebenso sah es Herbert Bühler. Das Ratsmitglied und der Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung war zwar in der Sitzung nicht anwesend, überbrachte dem Bürgermeister aber in schriftlicher Form seine Stellungnahme. Der Standort sei geeignet, zudem gehe es um eine wichtige und zukunftsweisende Entscheidung. Die fällten die Mitglieder des Nellinger Gemeinderates auch zugunsten der Standortkonzeption. Einstimmig nahmen sie diese zur Kenntnis, zudem sind Voraussetzungen wie die Beteiligung Merklingens sowie die der Verbandsgemeinden in Sachen Ausgleichsflächen zu erfüllen.
Clemens Künster hatte zuvor die Schritte hin zu einer Standortkonzeption dargestellt – samt zeitlichem Abriss. Im November 2016 fand die konstituierende Sitzung des Verbands „Region Schwäbische Alb“statt, in der sich Vertreter der Stadt Laichingen sowie der Gemeinden Berghülen, Drackenstein, Heroldstatt, Hohenstadt, Merklingen, Nellingen und Westerheim das Ziel setzten, mit dem Bahnhof Merklingen für die weitere positive Entwicklung der Region einen Grundstein zu legen. Als ein zusätzliches Ziel wurde ein interkommunales Industrieund Gewerbegebiet angedacht. Mitte des vergangenen Jahres entschlossen sich die Stadt Wiesensteig und die Gemeinden Ditzenbach, Mühlhausen und Dornstadt, dem Verband ebenfalls beizutreten. Ziel der Standortkonzeption für das interkommunale Gewerbegebiet, die im April dieses Jahres in Auftrag gegeben wurde, war eine Untersuchung der Gesamtfläche der zwölf Verbandsmitglieder mit Blick auf die Ausweisung eines entwicklungsfähigen Bereichs von insgesamt 50 Hektar. Die ursprüngliche Gesamtfläche umfasste insgesamt 33 000 Hektar – ohne jegliche voranzustellenden Ausschlussund Begünstigungskriterien.
Viele Ausschlusskriterien
In einem ersten Schritt wurden naturschutzrechtliche Vorgaben berücksichtigt. Danach wurden alle planungsrechtlichen Restriktionen angeschaut. Der dritte Schritt umfasste die Untersuchung von Prüfkriterien und Prüfflächen. Anbindung an die übergeordnete Verkehrsinfrastruktur, Vorgaben durch die Topographie, Konflikte mit Erholungsnahgebieten, Qualität des Landschaftsbildes: Nachdem die Summe aller Ausschlusskriterien erfasst war, stand fest, dass noch etwa 4000 Hektar übrig bleiben, woraus wiederum jene drei Standorte resultieren. Es sollten eine optimale Anbindung an das Verkehrsnetz, eine geringe Schutzbelastung für Mensch und Landschaftsbild sowie gute Bauverhältnisse mit Blick auf Altlasten und Kosten aus der Untersuchung hervorgehen.
„Das ist eine sorgfältige Arbeit. Die Ergebnisfindung ist für mich nachvollziehbar“, lobte das Nellinger Gemeindeoberhaupt. Der Spielraum für die künftige Vertiefung sei nun gegeben. „Das ist jetzt erst einmal die Richtung. Dann hängt vieles davon ab, was man sich politisch vorstellt. Aber all das kommt im nächsten Schritt“, sagte Künster und verdeutlichte mit Blick auf die Kombination mit dem Bahnhof Merklingen auch: „Der Druck auf die Gemeinden wird groß, beispielsweise beim Ausweisen von Wohnraum.“Vielleicht lasse sich auch dahingehend eine gemeinsame Konzeption der Kommunen anstoßen.
„Nellingen sollte die Lasten nicht alleine tragen.“
Ratsherr Werner Staudenmaier zu den nötigen Ausgleichsflächen bei der Ausweisung eines interkommunalen Gewerbegebiets