Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Meilenstein bei den Sedelhöfen
Die erste Ebene der Tiefgarage ist betoniert - 2019 wollen die Firmen in die Höhe bauen
ULM - Noch knapp vier Monate, dann soll von der Baugrube am Ulmer Hauptbahnhof nichts mehr zu sehen sein. Die Großbaustelle für die Sedelhöfe wächst und wächst – so schnell, dass der Termin für die Grundsteinlegung am gestrigen Mittwoch eigentlich nicht mehr passte. Der war schon vor langem festgelegt worden. Doch trotz des heißen Sommers und der komplizierten Bedingungen sind die Arbeiter etwa eineinhalb Monate schneller als vorgesehen.
In der Baugrube war für den Grundstein kein Platz mehr. Die unterste Etage der zukünftigen Tiefgarage ist schon abgedeckt, die rund 100 Arbeiter aus fünf Ländern sind schon eine Ebene höher beschäftigt.
Statt auf dem Grund der Sedelhöfe mauerten Oberbürgermeister Gunter Czisch, Baubürgermeister Tim von Winning und Lothar Schubert, der Geschäftsführer der Hamburger Investorenfirma DC am Mittwoch auf dem Nachbargrundstück aktuelle Tageszeitungen ein – darunter auch die „Schwäbische Zeitung“.
Auf diesem Grundstück soll das Nachbargebäude der Sedelhöfe entstehen, das derzeit unter dem Projektnamen Bahnhofplatz 7 geführt wird. Das frühere Gebäude ist abgerissen, der Keller aber noch nicht ausgegraben. Damit soll es im kommenden Jahr losgehen, wenn die Sedelhöfe aus der Baugrube nach oben wachsen. So zumindest sieht es der Plan vor.
Optimalerweise könnten die Baufirmen im Anschluss an die Arbeiten an den Sedelhöfen direkt nebenan am Bahnhofplatz 7 weitermachen – die Firma DC plant beide Gebäude. Projektleiter Christoph Röthemeyer ging sogar noch einen Schritt weiter: Wenn alles klappt, soll die Gebäudehülle des Hauses Bahnhofplatz 7 fertig sein, wenn die Sedelhöfe im Frühjahr 2020 eröffnet werden. „Das ist ein ehrgeiziger Plan, aber er kann aufgehen“, sagte Röthemeyer bei einer Baustellenbesichtigung unmittelbar vor der Grundsteinlegung am Mittwoch.
Wer die Geschäftsflächen in den Sedelhöfen beziehen wird, will DCGeschäftsführer weiterhin nicht verraten. Bekannt ist bisher lediglich, dass dort ein EdekaSupermarkt und eine Filiale der Drogeriemarktkette dm einziehen. Ein Drittel der 18 000 Quadratmeter seien bereits vermietet. Unter den Firmen, die dort einziehen werden, sei auch eine Bekleidungskett, die an einem innovativen Konzept arbeite. „Wir haben versprochen, den Namen geheim zu halten“, sagte Schubert. „Wir haben den Anspruch, dass wir der modernste Ort der Innenstadt werden“, betonte er.
Größere Sorgen, bekennt er, habe ihm im Vorfeld die Vermietung der Büro- und Praxisflächen gemacht. Doch da komme man gut voran. „Mit der Summe der Büro-Interessenten könnten wir alle Flächen belegen“, sagte Schubert. Zwar könne man wohl nicht mit jedem dieser Interessenten einig werden, doch normalerweise beginne man erst später damit, Mietverträge abzuschließen.
Bauarbeiten bei
50 Grad in der Baugrube
Für die Arbeiter und die Baufirmen stellte der heiße Sommer eine Herausforderung dar. Teilweise wurden in der Grube Temperaturen von mehr als 50 Grad gemessen. Die ausführende Baufirma Koha aus Berlin verteilte Wasser und Sonnencreme ans Personal und verlegte so viel wie möglich in die Abendstunden. Auch Größe und Ort der Baugrube machten die Arbeiten kompliziert. 3400 Tonnen Stahl sind darin verbaut – und 15 000 Kubikmeter Beton. Das entspricht der Ladung von mehr als 1800 Mischmaschinen. Einmal betonierten die Arbeiter 14 Stunden am Stück, weil eine 1000 Quadratmeter große Fläche ohne Unterbrechung gefertigt werden musste. Entsprechend fuhren 130 Lastwagen die Baugrube an – auch im Berufsverkehr, morgens wie abends.
Stadtoberhaupt Gunter Czisch schwärmte im Gespräch mit unserer Redaktion von den beiden Bauprojekten am Bahnhofplatz: „Das ist der neue Stadteingang, ein neues Quartier und ein neues Stück Stadt.“Bei den Sedelhöfen sei nicht bloß ein Einkaufszentrum wie in anderen Städten entstanden, sondern eine Verlängerung der Fußgängerzone. Die Grundsteinlegung sei ein Meilenstein freue ihn auch persönlich: Czisch war als in seiner Zeit als Ulmer Finanzbürgermeister an der Entwicklung des Projekts Sedelhöfe beteiligt. „Jetzt sieht man nach zwei anstrengenden Jahren: das geht wirklich was vorwärts“, sagte er. Die Bürger aus Ulm und dem Umland könnten sich auf die Sedelhöfe freuen.
Deren Planung hatte vor rund einem Jahrzehnt begonnen, als die Stadt die Grundstücke kaufte. „Es ist wie wenn man ein Haus gebaut hat und beim Richtfest sieht, für was man monatelang die Schubkarre geschoben hat“, sagte Czisch.
„Das ist der neue Stadteingang, ein neues Quartier und ein neues Stück Stadt.“Oberbürgermeister schwärmt für die Sedelhöfe