Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das Roxy öffnet sein Labor

Der Raum für die Kreativsze­ne ist die wichtigste Neuerung im Ulmer Kulturzent­rum

- Von Marcus Golling

ULM -160 Quadratmet­er Fläche, schwarzer Boden, schwarze Wände, schwarze Traversen für die Technik: Das Labor im Roxy, das jetzt – nach der Adresse des Kulturzent­rums in der Ulmer Schillerst­raße – offiziell „Labor 1/12“heißt, ist ein dunkler, unauffälli­ger Raum. Und doch soll dort schon bald das kreative Herz des Hauses schlagen. Denn wenn der Raum in ein einigen Tagen fertig ist, soll dort nicht nur Gastspiele stattfinde­n, sondern auch neue Produktion­en entstehen, speziell aus den Bereichen Tanztheate­r und Performanc­ekunst.

Endlich, könnte man sagen, denn von den ersten Planungen bis zum tatsächlic­hen Umbau hat es Jahre gedauert, wie Programmch­ef Michael Mutschler beim Pressegesp­räch zum Saisonstar­t sagt: „Es war eine lange, schwere Geburt.“Etwa 60 000 Euro hat die Stadt in den neuen Multifunkt­ionsraum gesteckt, rund 30 000 Euro sind im Roxy-Etat für dessen Nutzung vorgesehen.

Das Labor 1/12, das mit einer „Opening Night“(Samstag, 29. September, 18 und 20 Uhr) seiner Bestimmung übergeben wird, ist natürlich nur ein Baustein im Programm der Saison 2018/18 an der Oberen Donaubasti­on – der ersten für den neuen Geschäftsf­ührer Christian Grupp. Der 40-jährige studierte Wirtschaft­smathemati­ker hat vor zwei Wochen die Nachfolge von Laurence Nagel angetreten, die aus privaten Gründen in Ulm gekündigt hatte (wir berichtete­n).

Seine ersten Erfahrunge­n seien rundum positiv, sagt der gebürtige Überlinger, es sei „eine tolle Energie da“. Für ihn sei es etwas Besonderes, im Roxy zu arbeiten, denn es habe ihn in den knapp 20 Jahren, die er inzwischen ihn Ulm lebt, immer begleitet. Und Grupp ist selbst begeistert­er Musiker, spielte sogar schon selbst im Roxy, in der Begleitban­d des Duos Suchtpoten­zial.

Grupp ist im Leitungsdu­o zuständig für Finanzen und Personal. Und in beiden Bereichen berichtet der der Presse praktisch nur Gutes: Das Kulturzent­rum hat das Jahr 2017 mit einer schwarzen Null abgeschlos­sen, etwa 73 000 Menschen haben die 225 Veranstalt­ungen im vergangene­n Jahr besucht. „Die Zahlen sind stabil“, so Grupp.

Knappe Zuschüsse im Vergleich zu anderen Kulturzent­ren

Aber auch er verweist, wie seine Vorgängeri­n, auf den aus Roxy-Sicht zu knappen öffentlich­en Zuschuss von derzeit 460 000 Euro pro Jahr: Vergleichb­are Kulturzent­ren müssten nur 60 Prozent ihres Etats selbst erwirtscha­ften, das Roxy 75 Prozent. „Wir sind gezwungen, kommerziel­le Veranstalt­ungen zu machen.“Derzeit hat das Roxy einen Jahresetat von 1,9 Millionen Euro. Es beschäftig­t zwölf Festangest­ellte, einen Azubi und einen Bufdi. Dazu kommen rund 80 weitere Beschäftig­te: Honorarkrä­fte, Minijobber, vor allem in der Gastronomi­e, und Ehrenamtli­che.

Alle zusammen haben in der vergangene­n Saison kräftig mit anpacken müssen: Das Roxy schulterte mehrere Großverans­taltungen, unter anderem die baden-württember­gischen Poetry-Slam-Meistersch­aften, die drei Tage dauerten und 2600 Besucher anzogen. Dazu wurden auch neue Reihen etabliert, unter anderem das Interviewf­ormat „Studio“und die „Laborphase“für Live-Musik abseits des Massengesc­hmacks. „Es läuft mindestens so gut wie erwartet“, sagt Programmle­iter Mutschler. Deswegen sollen die neuen Reihen auch in den kommenden Monaten weitere Abende bekommen. Wenn auch die „Laborphase“durch die bereits jetzt bemerkensw­erte Nachfrage aus der freien Szene nach dem Labor 1/12 es nicht so leicht im Programm hat.

Spannendes Perogramm in den kommenden Monaten

Die kommenden Monate bieten wieder die zuletzt erfolgreic­he Mixtur. Musikalisc­h gibt es unter anderem Die Happy auf der Akustik-Tour zu ihrem 25-jährigen Bestehen (26. Oktober), die Punkband Feine Sahne Fischfilet (16. November, bereits ausverkauf­t) und Andreas Kümmert mit Band (21. Dezember).

Mutschler selbst empfiehlt den Auftritt von Ghost-Note (11. November) – die Band besteht aus Mitglieder­n der Jazzrocker Snarky Puppy und Musikern, die unter anderem schon mit Prince und Erykah Badu arbeiteten.

Der Kabarett- und Comedybere­ich ist mit Künstler wie Nico Semsrott (8. November), Eure Mütter (26./ 27. Januar) oder Johann König (28. März) prominent besetzt.

Roxy-Pressespre­cher Henning Reinholz freut sich aber besonders über den hochkaräti­gen Literaturh­erbst mit Lesungen von Patrick Salmen (27. September), Katrin Bauerfeind (11. Oktober), Heinz Strunk (15. Oktober), Dörte Hansen (9. November) und Nino Haratischw­ili (29. November).

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Das neue Leitungsdu­o im Roxy: Programmle­iter Michael Mutschler (links) und der für Finanzen und Personal zuständige Geschäftsf­ührer Christian Grupp im neuen Labor 1/12. Der Raum, der früher als Backstage-Bereich diente, soll der freien Szene für Probenphas­en und Vorstellun­gen zur Verfügung stehen.
FOTO: ALEXANDER KAYA Das neue Leitungsdu­o im Roxy: Programmle­iter Michael Mutschler (links) und der für Finanzen und Personal zuständige Geschäftsf­ührer Christian Grupp im neuen Labor 1/12. Der Raum, der früher als Backstage-Bereich diente, soll der freien Szene für Probenphas­en und Vorstellun­gen zur Verfügung stehen.

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