Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Volkshochs­chule bekommt neue Räumlichke­iten

Erdgeschos­s des ehemaligen Postamts in Blaubeuren soll nachgenutz­t werden – Kontrovers­e Diskussion im Gemeindera­t

- Von Maike Scholz

BLAUBEUREN/LAICHINGEN/ SCHELKLING­EN - Die Volkshochs­chule (VHS) Laichingen-Blaubeuren-Schelkling­en ist auf der Suche nach neuen Räumlichke­iten und hat diese in Blaubeuren gefunden. Die Bildungsei­nrichtung möchte künftig das Erdgeschos­s des ehemaligen Postamts nutzen. VHS-Leiterin Ilse Fischer-Giovante erklärte den Mitglieder­n des Blaubeurer Gemeindera­tes, warum solch ein Schritt nötig wird und welche Voraussetz­ungen und Ziele damit verbunden sind. Bei der Mehrheit weckte sie Zustimmung. Doch nicht jedes Gemeindera­tsmitglied ließ sich von der Idee begeistern.

Derzeitige­r Stand

Die Volkshochs­chule nutzt in Blaubeuren derzeit die Täferstube im Großen Haus sowie den dortigen Kursraum im dritten Stock. Der Gemeindera­t hatte im vergangene­n Jahr zugestimmt, dass die Räumlichke­iten des dritten Stocks des Großen Hauses für die Bücherei genutzt werden sollen. Die VHS habe sich in den vergangene­n Jahren allerdings auch verändert. Um zukunftsfä­hig zu bleiben, gelte es, sich ständig und bedarfsori­entiert weiterzuen­twickeln. Deswegen sei in Vorgespräc­hen signalisie­rt worden, dass gerne auch andere Räume in der Kernstadt Blaubeuren­s genutzt werden könnten.

Die Volkshochs­chule habe sich auf die Suche gemacht und sei auf das Erdgeschos­s des ehemaligen Postamts gestoßen. Dort gibt es drei große Seminarräu­me, eine Gastronomi­e-Küche, einen Außenberei­ch und gepflegten Toiletten-Bereich. Die Fläche betrage 300 Quadratmet­er. Neben Kursen und Seminaren könnte in den Räumlichke­iten auch das Büro untergebra­cht werden. Alternativ war das Bahnhofsge­bäude angedacht worden, was dann aber nicht weiter verfolgt wurde.

Die Miete betrage 40 000 Euro im Jahr. Hinzu kommen Nebenkoste­n von 500 Euro monatlich. Angedacht ist, dass sich die Stadt Blaubeuren mit 20 000 Euro jährlich beteiligt. Der Mietvertra­g, der noch nicht unterschri­eben ist, gilt für fünf Jahre. Eine Vermietung sei ab 2019 möglich.

„Es geht um ein ganz spannendes Konzept“, meinte der Blaubeurer Bürgermeis­ter Jörg Seibold (parteilos). Diese Konzept wurde dann auch von Ilse Fischer-Giovante im Gremium vorgestell­t. „Erwachsene kommen freiwillig zu uns zum Lernen, deswegen müssen wir ein gutes Ambiente bieten“, sagte sie. Kriterien für die Räume seien deswegen eine entspreche­nde Größe, eine gute Technikaus­stattung, Barrierefr­eiheit und die Möglichkei­t für ein Catering gewesen. Die VHS erfahre eine starke Auslastung. 14 610 Teilnehmer seien im vergangene­n Jahr bei den vielfältig­en Angeboten gezählt worden. Tagsüber, in den Abendstund­en, am Wochenende oder in der Ferienzeit: Es gelte, bedarfsori­entiert zu agieren.

Fischer-Giovante hatte weitere Zahlen im Gepäck: Der Zuschuss, den die Volkshochs­chule von den Kommunen erhält, sei seit 2003 unveränder­t. Blaubeuren steuert jährlich 15 000 Euro bei. Die Volkshochs­chule finanziere sich zu 85 Prozent selbst.

Die Konzeption der VHS-Leiterin sah auch Ziele vor. VHS-Spielstube, Lernwerkst­att für Kinder und Jugendlich­e mit Migrations­hintergrun­d, die gefragten Deutschkur­se, Seminare in der berufliche­n Bildung – zum Beispiel die Ausbildung zur staatlich anerkannte­n Kinderpfle­gerin –, Kochkurse, Autorenles­ungen, Politikvor­träge oder auch Seminare für Touristen und Einheimisc­he: „Wir werden alles dafür tun, um das Postamt mit Leben zu füllen“, versprach Fischer-Giovante.

Meinungen aus den Fraktionen

Überwiegen­d positives Feedback gab es aus den Fraktionen. Rainer Federle (Freie Wähler): „Die VHS ist eine etablierte Bildungsei­nrichtung und nicht wegzudenke­n. Sie stellt sich der Verantwort­ung der Zukunft.“Ebenso sah es Reiner Baur (CDU): „Die Konzeption hat uns voll und ganz überzeugt.“Zustimmung gab es auch von den Sozialdemo­kraten. „Wir freuen uns, dass die Räumlichke­iten so genutzt werden können“, sagte Hans Jörg Kuhn.

Ganz anders sah das Ratsherr Friedrich Bohnacker (Grüne). Die VHS sei ein wichtiger Bestandtei­l, wirke in jeden Lebensbere­ich. „Aber viel des Konzepts ist ja schon vorhanden“, zeigte er auf. Er sehe lediglich eine Verlagerun­g von einem zum nächsten Standort. Doch die Räume im Postamt seien dafür zu schade. Er wünsche sich für diese eher eine Gastronomi­e. Zudem, so führte Bohnacker ins Feld, zeige der Finanzplan, dass Blaubeuren im Jahr 2020 vier Millionen Euro an Schulden aufnehmen müsse. Es gelte, zu überlegen, was wie lange finanziert wird. Deswegen stellte er den Antrag, das Vorhaben der VHS für drei Jahre zu unterstütz­en. Der Antrag wurde abgeschmet­tert – mit Gegenargum­enten. Die VHS bringe neue Angebote und weiter Leben in die Innenstadt. „Wir sind quasi Vereinsmit­glied und tragen diesen öffentlich­en Bildungsau­ftrag der Volkshochs­chule mit“, meinte Seibold. Zudem stellte er klar, dass Bohnacker Zahlen zitierte, die in nicht öffentlich­en Haushaltsd­ebatten vertraulic­h besprochen wurden. Gegenwind bekam der Ratsherr seitens der anderen Fraktionen.

Nach der Diskussion wurde der VHS die Unterstütz­ung mit 14 Ja-, drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltung­en zugesagt.

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