Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Volkshochschule bekommt neue Räumlichkeiten
Erdgeschoss des ehemaligen Postamts in Blaubeuren soll nachgenutzt werden – Kontroverse Diskussion im Gemeinderat
BLAUBEUREN/LAICHINGEN/ SCHELKLINGEN - Die Volkshochschule (VHS) Laichingen-Blaubeuren-Schelklingen ist auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten und hat diese in Blaubeuren gefunden. Die Bildungseinrichtung möchte künftig das Erdgeschoss des ehemaligen Postamts nutzen. VHS-Leiterin Ilse Fischer-Giovante erklärte den Mitgliedern des Blaubeurer Gemeinderates, warum solch ein Schritt nötig wird und welche Voraussetzungen und Ziele damit verbunden sind. Bei der Mehrheit weckte sie Zustimmung. Doch nicht jedes Gemeinderatsmitglied ließ sich von der Idee begeistern.
Derzeitiger Stand
Die Volkshochschule nutzt in Blaubeuren derzeit die Täferstube im Großen Haus sowie den dortigen Kursraum im dritten Stock. Der Gemeinderat hatte im vergangenen Jahr zugestimmt, dass die Räumlichkeiten des dritten Stocks des Großen Hauses für die Bücherei genutzt werden sollen. Die VHS habe sich in den vergangenen Jahren allerdings auch verändert. Um zukunftsfähig zu bleiben, gelte es, sich ständig und bedarfsorientiert weiterzuentwickeln. Deswegen sei in Vorgesprächen signalisiert worden, dass gerne auch andere Räume in der Kernstadt Blaubeurens genutzt werden könnten.
Die Volkshochschule habe sich auf die Suche gemacht und sei auf das Erdgeschoss des ehemaligen Postamts gestoßen. Dort gibt es drei große Seminarräume, eine Gastronomie-Küche, einen Außenbereich und gepflegten Toiletten-Bereich. Die Fläche betrage 300 Quadratmeter. Neben Kursen und Seminaren könnte in den Räumlichkeiten auch das Büro untergebracht werden. Alternativ war das Bahnhofsgebäude angedacht worden, was dann aber nicht weiter verfolgt wurde.
Die Miete betrage 40 000 Euro im Jahr. Hinzu kommen Nebenkosten von 500 Euro monatlich. Angedacht ist, dass sich die Stadt Blaubeuren mit 20 000 Euro jährlich beteiligt. Der Mietvertrag, der noch nicht unterschrieben ist, gilt für fünf Jahre. Eine Vermietung sei ab 2019 möglich.
„Es geht um ein ganz spannendes Konzept“, meinte der Blaubeurer Bürgermeister Jörg Seibold (parteilos). Diese Konzept wurde dann auch von Ilse Fischer-Giovante im Gremium vorgestellt. „Erwachsene kommen freiwillig zu uns zum Lernen, deswegen müssen wir ein gutes Ambiente bieten“, sagte sie. Kriterien für die Räume seien deswegen eine entsprechende Größe, eine gute Technikausstattung, Barrierefreiheit und die Möglichkeit für ein Catering gewesen. Die VHS erfahre eine starke Auslastung. 14 610 Teilnehmer seien im vergangenen Jahr bei den vielfältigen Angeboten gezählt worden. Tagsüber, in den Abendstunden, am Wochenende oder in der Ferienzeit: Es gelte, bedarfsorientiert zu agieren.
Fischer-Giovante hatte weitere Zahlen im Gepäck: Der Zuschuss, den die Volkshochschule von den Kommunen erhält, sei seit 2003 unverändert. Blaubeuren steuert jährlich 15 000 Euro bei. Die Volkshochschule finanziere sich zu 85 Prozent selbst.
Die Konzeption der VHS-Leiterin sah auch Ziele vor. VHS-Spielstube, Lernwerkstatt für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, die gefragten Deutschkurse, Seminare in der beruflichen Bildung – zum Beispiel die Ausbildung zur staatlich anerkannten Kinderpflegerin –, Kochkurse, Autorenlesungen, Politikvorträge oder auch Seminare für Touristen und Einheimische: „Wir werden alles dafür tun, um das Postamt mit Leben zu füllen“, versprach Fischer-Giovante.
Meinungen aus den Fraktionen
Überwiegend positives Feedback gab es aus den Fraktionen. Rainer Federle (Freie Wähler): „Die VHS ist eine etablierte Bildungseinrichtung und nicht wegzudenken. Sie stellt sich der Verantwortung der Zukunft.“Ebenso sah es Reiner Baur (CDU): „Die Konzeption hat uns voll und ganz überzeugt.“Zustimmung gab es auch von den Sozialdemokraten. „Wir freuen uns, dass die Räumlichkeiten so genutzt werden können“, sagte Hans Jörg Kuhn.
Ganz anders sah das Ratsherr Friedrich Bohnacker (Grüne). Die VHS sei ein wichtiger Bestandteil, wirke in jeden Lebensbereich. „Aber viel des Konzepts ist ja schon vorhanden“, zeigte er auf. Er sehe lediglich eine Verlagerung von einem zum nächsten Standort. Doch die Räume im Postamt seien dafür zu schade. Er wünsche sich für diese eher eine Gastronomie. Zudem, so führte Bohnacker ins Feld, zeige der Finanzplan, dass Blaubeuren im Jahr 2020 vier Millionen Euro an Schulden aufnehmen müsse. Es gelte, zu überlegen, was wie lange finanziert wird. Deswegen stellte er den Antrag, das Vorhaben der VHS für drei Jahre zu unterstützen. Der Antrag wurde abgeschmettert – mit Gegenargumenten. Die VHS bringe neue Angebote und weiter Leben in die Innenstadt. „Wir sind quasi Vereinsmitglied und tragen diesen öffentlichen Bildungsauftrag der Volkshochschule mit“, meinte Seibold. Zudem stellte er klar, dass Bohnacker Zahlen zitierte, die in nicht öffentlichen Haushaltsdebatten vertraulich besprochen wurden. Gegenwind bekam der Ratsherr seitens der anderen Fraktionen.
Nach der Diskussion wurde der VHS die Unterstützung mit 14 Ja-, drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen zugesagt.
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