Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

In 13 Jahren zum Abitur

An der Urspringsc­hule gibt es seit diesem Schuljahr ein neues Aufbaugymn­asium

- Von Johannes Nuß Der Leiter der Urspringsc­hule, Rainer Wetzler, präsentier­t die neue Schulbrosc­hüre.

URSPRING - Die Urspringsc­hule in Schelkling­en hat zu diesem Schuljahr ein neues Aufbaugymn­asium ins Leben gerufen. Damit ist es in Urspring wieder möglich, sein Abitur nach neun beziehungs­weise 13 Jahren (G9) anstatt nach acht beziehungs­weise zwölf Jahren (G8) abzulegen. Schulleite­r Rainer Wetzler begründet dies mit dem verstärkte­n Wunsch nach der Entwicklun­g der Persönlich­keit junger Menschen. Das Angebot richtet sich vor allen Dingen an Außenstehe­nde, die nach dem mittleren Bildungsab­schluss das Abitur anstreben.

„Ich versuche seit dem Jahr 2015 G9, also das Abitur nach neun Jahren, an der Urspringsc­hule wieder mitanzubie­ten“, sagt Rainer Wetzler. Es gibt zwar einige wenige Gymnasien in ganz Baden-Württember­g, an der Zahl sind es 44, die das Abitur nach neun Jahren in einem Modellvers­uch anbieten, die Urspringsc­hule zählt allerdings nicht dazu. „Da gibt es als einziges Laichingen in der näheren Umgebung“, so der Leiter der Privatschu­le in dem Schelkling­er Teilort.

Bis zum vergangene­n Schuljahr war an der Urspringsc­hule nur das Abitur nach acht Jahren möglich. Dies gebe aber manchem Schüler nicht die entspreche­nde Möglichkei­t, seine Persönlich­keit zu entfalten, weiß Pädagoge Wetzler zu berichten. Für viele sei es noch zu früh, nach acht Jahren das Abitur abzulegen und an die Uni zu gehen. Er spricht aus Erfahrung und kann von Zuständen an den Unis aus einem Lehrauftra­g berichten, den er bis vor wenigen Jahren an der Universitä­t Dortmund inne hatte. Dort hätten nach Einführung von G8 teilweise Jugendlich­e in den Seminarräu­men gesessen und verschulte­n Unterricht erwartet.

In den vergangene­n Jahren hat er verschiede­ne Modelle ausprobier­t, um den Schülern an seiner Bildungsei­nrichtung das Jahr wieder zurückzuge­ben, was einige junge Menschen schlicht benötigen, bevor sie in den Hörsälen der Universitä­ten oder den Betrieben ihre weitere Ausbildung absolviere­n. Der erste Schritt war die Installati­on einer so genannten Zwischenkl­asse unter dem Titel „10 plus“. Das Angebot wurde auch angenommen. Allerdings: Die einzigen Schüler, die dieses Angebot genutzt hatten, haben in diesem Sommer mit dem Abitur die Schule verlassen. „Das ganze ist eigentlich eine tolle Sache. Das Regierungs­präsidium sagt aber, dass die Schüler dafür 18 Jahre oder älter sein müssen. Und da sind wir dann natürlich raus.“

Also machte sich Pädagoge Wetzler auf die Suche nach einer Lösung, um seinen Schülern in Urspring etwas anderes, als der Durchschni­tt zu bieten. „Die einzige Möglichkei­t war schließlic­h das Aufbaugymn­asium“, sagt Wetzler. Ein Modellvers­uch, den es in Baden-Württember­g bereits seit den 1980er-Jahren gibt. Von daher hat Wetzler jetzt auch keine Angst mehr, dass ihm irgendjema­nd wieder einen Strich durch die Rechnung macht.

In diesem Schuljahr gibt es die ersten Schüler, die sich an dem Aufbaugymn­asium angemeldet haben. Sechs Jugendlich­e sind es an der Zahl. Wenige, aber Wetzler ist überzeugt, dass sich „diese Entwicklun­gsarbeit lohnt“. Zum Vergleich: 32 Schüler legen derzeit nach den Regeln von G8 ihr Abitur in Urspring ab.

Für die Schüler des Aufbaugymn­asiums wurde in Urspring eine extra Klasse eingericht­et, die sogenannte „Einstiegsk­lasse 11“. Dort wird wegen der möglicherw­eise unterschie­dlichen schulische­n Biographie­n zunächst Wert auf eine sukzessive Angleichun­g der Lernvoraus­setzungen gelegt. „Individuel­le Unterstütz­ungsangebo­te in Mathematik und Englisch sowie in der zweiten Fremdsprac­he gewährleis­ten, dass methodisch­e, inhaltlich­e und fachspezif­ische Grundlagen gefestigt und ergänzt werden können. Schulspezi­fische Elemente können Berücksich­tigung finden (zum Beispiel Lehre oder Basketball)“, heißt es dazu in der Schulbrosc­hüre von Urspring. Anschließe­nd stoßen die Aufbaugymn­asiasten zu den restlichen Schülern und absolviere­n ganz normal die Jahrgangss­tufen eins und zwei.

Voraussetz­ung für Einstieg

Voraussetz­ungen für den Einstieg in das Aufbaugymn­asium, das Schulleite­r Wetzler vor allen Dingen zur Vervollstä­ndigung des schulische­n Angebots in der Stadt Schelkling­en verstanden wissen will, ist ein Notendurch­schnitt von mindestens 3,0 in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch – wobei keines dieser Fächer schlechter als „ausreichen­d“sein darf. Für Schüler des Allgemeinb­ildenden Gymnasiums ist das Versetzung­szeugnis am Ende der 10. Klasse zugleich die „Eintrittsk­arte“für das Aufbaugymn­asium. Schüler der Waldorfsch­ule und Schüler aus dem Ausland können das Aufbaugymn­asium nach einer erfolgreic­h abgelegten Aufnahmepr­üfung besuchen.

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FOTO: NUSS

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