Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Wir haben es verdient, hier zu stehen“
Andreas Lo Meo-Englbrecht über die Relegationsspiele der Razorbacks zur German Football League
RAVENSBURG - Wenn es um American Football bei den Ravensburg Razorbacks geht, dann kommt man an ihm nicht vorbei: Andreas Lo MeoEnglbrecht. Der 38-Jährige ist – mit kurzen Unterbrechungen – seit 1995 bei den Ravensburgern aktiv. Nun können die Razorbacks, die zu ihren Heimspielen regelmäßig weit über 1000 Zuschauer anlocken, den größten Erfolg der Vereinsgeschichte schreiben – und erstklassig werden. Vor den Relegationsspielen um den Aufstieg in die German Football League Süd gegen die Stuttgart Scorpions hat sich Thorsten Kern mit dem Widereceiver unterhalten.
Andreas Lo Meo-Englbrecht, merkt man in der Mannschaft, dass am Samstag um 18 Uhr das erste von zwei Spielen um den Aufstieg in die erste Liga ansteht?
Durch die Meisterschaft in der GFL2 haben wir ein bisschen Nervosität abgelegt. Das Selbstvertrauen ist da, wir wollen Stuttgart schlagen. Aber wir haben großen Respekt vor den Stuttgartern. Sie sind seit 1995 in der ersten Liga und seither nie abgestiegen. Das heißt auf der anderen Seite aber auch, dass sie mit dem Rücken zur Wand stehen, nicht wir.
Die Razorbacks haben noch nie gegen die Scorpions gespielt. Wie bekommt ihr Informationen zum Gegner?
Da muss ich mal unseren OffenseCoordinator Grey Levy loben. Er macht bei der Videoanalyse einen Topjob. Anhand seiner Analysen legen wir uns dann die Taktik für den jeweiligen Gegner zurecht.
Das heißt, ihr sitzt im Training auch viel vor dem Fernseher?
Die Videoanalyse ist Teil unseres Trainings. Aber wir haben auch eine Plattform, auf der sich die Spieler auch zu Hause die Videos anschauen können und wo es eine Kommentarfunktion gibt. Wir schauen uns viel gemeinsam an und studieren bestimmte Spielzüge ein.
Was kommt denn am Samstag auf euch zu?
Wir wissen nicht ganz genau, was die Stuttgarter zeigen werden. Wir vermuten, dass sie eine ausgewogene Mischung aus Lauf- und Passspiel machen. Wir werden vorbereitet sein.
Wie groß ist die Vorfreude auf das erste der wohl zwei wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte?
Durch unsere starke Saison haben wir es uns verdient, hier zu stehen und um den Aufstieg zu spielen. Wir freuen uns sehr auf die Partie in Stuttgart. Und wir sind zuversichtlich. Wenn wir konzentriert unser Spiel abliefern, dann können wir auswärts etwas erreichen.
Stichwort auswärts: Ist es ein Voroder ein Nachteil, erst in Stuttgart zu spielen?
Ich persönlich finde es gut. Der Vorteil ist, dass man das schwerere Auswärtsspiel dann weg hat, den Gegner analysieren kann und es dann ins entscheidende Heimspiel geht. Diese Situation hatten wir gegen die Saarland Hurricanes auch schon. Nach dem Hinspiel im Saarland (35:42-Niederlage, Anm. der Red.) haben wir es zu Hause sehr gut gemacht (70:47-Erfolg).
Und es werden ja auch viele Fans aus Oberschwaben mit nach Stuttgart kommen ...
Das ist toll. So viel ich weiß, ist der zweite Fanbus auch schon voll. Diese Unterstützung freut uns natürlich. und es pusht einen auf dem Feld.
Gibt es denn einen sichtbaren Unterschied zwischen erster und zweiter Liga im Football?
In der ersten Liga ist das Spiel schon einen Tick schneller, die Spiele sind intensiver. Aber auch die Erstligisten dürfen nur zwei Amerikaner pro Spielzug auf dem Feld haben. Die Amerikaner neutralisieren sich also aus meiner Sicht. Entscheidend ist daher der deutsche Kern. Und da haben wir in den vergangenen drei Jahren große Fortschritte gemacht.
Sie sind seit Jahren Leistungsträger bei den Razorbacks. Wie kamen Sie denn zum Football?
Ich habe 1993 NFL-Spiele im Fernsehen gesehen, das hat mich fasziniert. Dann habe ich geschaut, wo es in der Region Football gab und Kontakt mit Frank Kienzle von den Razorbacks gehabt, die es damals schon gab. Ich habe aus Wangen, wo ich herkomme, 1995 gleich ein paar Spieler mit nach Ravensburg gebracht und die Jugendmannschaft mitgegründet.
Und seither sind Sie in Ravensburg geblieben?
Ich habe alle Jugendmannschaften durchlaufen, habe in der württembergischen Auswahlmannschaft gespielt und mit den Razorbacks in jeder Liga gespielt. 2004 war ich für ein Jahr bei den Schwäbisch Hall Unicorns in der ersten Liga. Dann habe ich eine Zeit lang pausiert, bevor ich wieder zu den Razorbacks kam.