Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Fritz Diez macht heute die 100 voll
Laichinger blickt an Geburtstag auf erfülltes Leben – Liebe, Krieg und Malerei.
LAICHINGEN - Einen seltenen Geburtstag darf Fritz Diez aus Laichingen am heutigen Freitag feiern: Der rüstige Jubilar wird stolze 100 Jahre alt. „Ich höre nur schlecht, sonst geht’s mir gut. Meine Schwiegertochter umsorgt mich gut“, berichtet Diez.
Er wohnt in seiner eigenen Wohnung im gleichen Haus wie Sohn Karl und Schwiegertochter Ellen. An den Wänden hängen unzählige Aquarelle, die Fritz Diez seit 1980 gemalt hat. „Das sind mindestens 1000 Bilder, die ich gemalt habe“, erinnert sich der Senior. Vor allem sind alte Motive aus Laichingen zu sehen, darunter auch das historische Leinenweberhaus, welches nun im Freilichtmuseum in Beuren steht. Auf seinen zahlreichen Malreisen mit der Volkshochschule sind auch Motive aus vielen anderen Städten zu sehen. Gerne hat er Motive von Postkarten auf Leinwand übertragen. „Ich konnte schon seit der Schule gut malen“, erinnert er sich. Heute beschäftigt er sich viel und gerne mit Kreuzworträtseln.
Aufgewachsen ist Fritz Diez mit fünf Geschwistern in der Laichinger Friedrichstraße. Der Vater arbeitete bei der Eisenbahn und hätte sich gewünscht, dass Sohn Fritz dort seine Ausbildung macht. „Aber ich war zu jung und zu schwach,“sagt der Jubilar. Seine Ausbildung machte er dann bei einem Steinmetz. Der wollte, dass er malt und seine Tochter Emma heiratet. „Gemalt hab ich, aber die Emma habe ich nicht geheiratet“, schmunzelt Fritz Diez. Später arbeitete er für drei Pfennig Stundenlohn in einem Betongeschäft in Süßen. „Das war zu wenig zum Leben. Jeden zweiten Samstag bin ich mit dem Fahrrad heimgefahren und habe Brot und Butter geholt.“
Liebe ging durch den Magen
Fritz Diez hat sich freiwillig zum Militär gemeldet, musste aber Arbeitsdienst leisten. Später wurde er zum Funker und Fernsprecher ausgebildet. Während des Krieges mit Frankreich hat er dort eines der ersten Nachrichtennetze für die Luftwaffenvermittlung aufgebaut. Während der Militärzeit kam Diez auch ins Hohenlohische. Bei einem Essen hat er seine spätere Ehefrau Anna kennengelernt. „Da gab es einen so leckeren Hasenbraten, dass die Offiziere wissen wollten, wer diesen zubereitet hat. Aus der Küche kam daraufhin ein 16-jähriges Mädchen, Anna, die Fritz Diez dann 1943 geheiratet hat. „Den Stoff fürs Hochzeitskleid aus Samt hab ich in Paris gekauft.“
An die Kriegszeiten in Frankreich kann sich Fritz Diez noch ganz genau erinnern, weiß jeden Namen, jede Begebenheit: die Kriegsgefangenschaft in Frankreich bei einem Bauern mit vielen Kühen, die Flucht, Verletzungen, wie er im Krankenhaus zusammengeflickt worden ist. „Die Schwestern dort haben uns gut behandelt“, bekräftigt er. Und er hat sein fröhliches Gemüt behalten: „Ich hab auch gute Sachen erlebt.“Nach Kriegsende lebte er bei der Familie seiner Frau in der Gegend bei Crailsheim und hat dort wieder als Steinmetz gearbeitet. Zurück nach Laichingen kam Fritz Diez durch seinen Schwager. Dieser war Fotograf und machte Postkarten – und Diez den Schriftzug „Gruß aus Laichingen“. 1949 legte Fritz Diez seine Meisterprüfung zum Steinmetz ab. Diese wurde allerdings in Laichingen zunächst nicht anerkannt, was mit der Zonenaufteilung nach dem Krieg zusammen hing. Den Goldenen Meisterbrief für 50 Jahre erhielt er 1999. 1982 hat er den Steinmetzbetrieb in der Geislinger Straße seinem Sohn Karl übergeben.
Nun steht eine große Feier an, zu der die Familien der drei Söhne, acht Enkel und elf Urenkel kommen. Fritz Diez ist dieser Rummel gar nicht so recht. „Ich hab gedacht, dass ich ja vorher noch sterben könnte. Aber mir fehlt ja nichts“, sagt er mit seinem ganz eigenen Witz. Und strahlt über das ganze Gesicht.