Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Wache Galerie schließt nach 20 Jahren
Kunst im Polizeirevier: Am Freitag ist letztmals Vernissage im Schloss Kleinlaupheim
LAUPHEIM - „Realität & Fantasie“heißt die neue Ausstellung in der Wache Galerie im Schloss Kleinlaup-heim; am Freitag, 21. September, um 19 Uhr wird sie eröffnet. Gezeigt werden Bilder der aus Stuttgart stammenden Künstlerin Gertrud Schneider. Es wird die letzte Ausstellung im Laupheimer Polizeirevier sein – im März 2019 ist nach 20 Jahren Schluss.
Die ersten Kunstwerke, die die Wände im Schlossgebäude in den 90er-Jahren schmückten, hat ein Polizist gemalt: Karl-Heinz Renner. Das kam bei seinen Vorgesetzten offenbar gut an, denn 1999 regte der damalige Polizeidirektor Kurt Frey an, das ungewöhnliche, aber zweifelsfrei attraktive Ambiente für regelmäßige Ausstellungen zu nutzen. Es war die Geburtsstunde der Wache Galerie, die seither einen kontemplativen Kontrapunkt setzt zum oft hektischen Dienstbetrieb des Polizeireviers und des Verkehrskommissariats. Wobei das Wort „Wache“auf die Gesetzeshüter verweist, und auf die ausgedehnten Öffnungszeiten. Die Polizei schläft bekanntlich nie, deshalb kann, wer mag, die Galerie bereits mit dem Morgenläuten und auch noch zu fortgeschrittener Abendstunde besuchen. An 365 Tagen im Jahr und bei freiem Eintritt.
Premiere war am 20. Mai 1999, mit Bildern des Baltringer Künstlers Walter Kremer. 14 weitere Ausstellungen hat Karl-Heinz Renner danach bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 organisiert. Seine Nachfolgerin wurde Margit Ruepp, Zivilangestellte bei der Laupheimer Polizei, auch sie ein Glücksfall für das – spärlich entwickelte – Galeristentum in der Stadt. „Zu Hause bin ich mit dem Geruch von Farbe aufgewachsen“, erzählt die Orsenhauserin. Ihr Vater malte aus Passion. „Dieses Maltalent hat meine Schwester Christiana geerbt“, sagt Margit Ruepp, „und ich den Blick dafür.“
Von Februar 2011 bis September 2012 ruhte der Ausstellungsbetrieb. Das Polizeirevier wurde durch Umbauten an zeitgemäße Sicherheitsstandards angepasst. Weil das Haus unter Denkmalschutz steht, gestalteten sich die Sanierung und Modernisierung aufwendig.
Und jetzt soll die Wache Galerie bald gewesen sein? „20 Jahre sind eine runde Zahl“, sagt Margit Ruepp. „Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist.“Die Ansprüche der Künstler, etwa in Sachen Werbung, seien im Lauf der Zeit doch stark gestiegen. „Das können wir in dieser Form nicht leisten“, sagt die 58-Jährige. „Es war ja auch nie eine richtig kommerzielle Galerie.“Und bei den Besucherzahlen müsse man dem heutigen Sicherheitskonzept des Polizeireviers ein Stück weit Tribut zahlen. Betraten Kunstbeflissene früher formlos das Gebäude, so müssen sie sich jetzt an der Wache anmelden und benötigen einen Besucherausweis. „Das hat schon auch gebremst.“
Freilich, „unterm Strich hat der Spaß bei Weitem überwogen“. Margit Ruepp denkt an spannende Begegnungen zurück, an die Vernissagen, „die immer zu einem Fest wurden“. Die Gästebücher seien gefüllt mit positiven Kommentaren: „Die Menschen, die unsere Ausstellungen besuchen, sind nicht zuletzt begeistert vom Ausstellungsort Schloss Kleinlaupheim. Und von der Idee, dass die Polizei so etwas anbietet.“