Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Geht in Westerheim ein „Irrer“um?

Mehrmals werden Autoreifen manipulier­t – Geschädigt­er will Menschen sensibilis­ieren

- Von Michael Kroha

WESTERHEIM - Lutz ist sich sicher: Das war ein Anschlag auf sein Leben. „Das war nicht nur ein dummer Kinderstre­ich. Das hat jemand vorsätzlic­h gemacht“, sagt der Westerheim­er, der seinen kompletten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch aus Schutz vor einer Wiederholu­ng – dass das nicht noch einmal passiert. „Ich will die Menschen in Westerheim sensibilis­ieren – darauf aufmerksam machen, dass da ein Irrer umhergeht“, begründet er seinen Besuch bei der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Was war passiert? Als er am Donnerstag vergangene Woche mit 140 Stundenkil­ometern mit seinem Audi auf der A8 unterwegs ist, bemerkt der 78-Jährige ein Ruckeln an seinem linken Vorderrad. Er fährt bei Kieselbron­n bei Pforzheim von der Autobahn runter, schaut nach und stellt fest: Drei Schrauben fehlen, die vierte hängt gerade noch so drin. „Zum Glück war die fünfte eine Sicherheit­sschraube. Wer weiß, wie das sonst ausgegange­n wäre.“

Lutz sucht sofort die nächste Werkstatt auf. Der Handwerker dort habe ihm gleich gesagt: „Sowas passiert nicht einfach so. Da muss jemand mit dem Drehkreuz nachgeholf­en haben.“Zumal der letzte Reifenwech­sel – von Winter auf Sommer – schon viele Wochen zurück liege und er diesen bei einer KfzWerksta­tt in Westerheim habe durchführe­n lassen, erzählt Lutz weiter.

Nachdem er seinen Verwandtsc­haftsbesuc­h in Freiburg hinter sich gebracht hatte, erstatte er am Montag bei der Laichinger Polizeidie­nststelle Anzeige gegen unbekannt. Durch Zufall erfährt er später, dass wenige Wochen zuvor bei seinem Nachbarn ebenfalls die Autoreifen beschädigt wurden. Jedoch wurden nicht die Schrauben gelockert oder rausgedreh­t, jemand hat einen Bohrer in den Reifen gerammt.

Polizei bestätigt die Vorfälle

Eine Sprecherin des Polizeiprä­sidium Ulm bestätigt, dass nicht nur vergangene­n Montag eine Anzeige gegen unbekannt bei ihnen einging, sondern auch, dass in der Nacht von Freitag auf Samstag, 3. auf 4. August, im Meisenweg in Westerheim ein bislang noch unbekannte­r Täter eben einen Bohrer gewaltsam in den Autoreifen gedrückt hat. „Dass es sich dabei um einen Bohrer handelt, wissen wir, weil ein Bohrerstüc­k bei einer Autofahrt wieder aus dem Reifen fiel“, so die Sprecherin weiter.

Doch damit noch nicht genug: Der Polizei sind noch weitere Vorfälle in Westerheim bekannt, die ein ähnliches Muster vorweisen – insgesamt seien es vier Tatzeitpun­kte, zählt die Polizeispr­echerin auf: Vom 18. auf den 19. Juli dieses Jahres wurde in der Oberen Gasse in zwei Autos, einem Ford und einem Mercedes, jeweils eine Schraube in den Autoreifen gedreht. Im Zeitraum vom 18. bis 26. Juli wurde ein Mini Cooper Opfer eines Schraubend­rehers. Und dann eben noch der Fall im August im Meisenweg bei Lutz’ Nachbarn sowie bei Lutz selbst.

„Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt die Polizeispr­echerin: „Es liegt nahe, dass es möglicherw­eise ein und derselbe Täter ist, aber wir wissen es nicht.“Einen konkreten Verdächtig­en gebe es bislang noch nicht. Zum Glück, sagt sie, sei es nur Sach- und kein Personensc­haden.

„Mir wurde da schon etwas anders, als mir gesagt wurde, dass da jemand rumgeschra­ubt hat“, sagt Lutz. Und normalerwe­ise halte er auch nicht viel davon, Kleinigkei­ten aufzubausc­hen. Doch er will, dass die Menschen mehr Acht geben – und: Dass der Übertäter gefasst wird.

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FOTO: KROHA An diesem Rad wurden vier Schrauben gelockert.

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