Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Geht in Westerheim ein „Irrer“um?
Mehrmals werden Autoreifen manipuliert – Geschädigter will Menschen sensibilisieren
WESTERHEIM - Lutz ist sich sicher: Das war ein Anschlag auf sein Leben. „Das war nicht nur ein dummer Kinderstreich. Das hat jemand vorsätzlich gemacht“, sagt der Westerheimer, der seinen kompletten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch aus Schutz vor einer Wiederholung – dass das nicht noch einmal passiert. „Ich will die Menschen in Westerheim sensibilisieren – darauf aufmerksam machen, dass da ein Irrer umhergeht“, begründet er seinen Besuch bei der „Schwäbischen Zeitung“.
Was war passiert? Als er am Donnerstag vergangene Woche mit 140 Stundenkilometern mit seinem Audi auf der A8 unterwegs ist, bemerkt der 78-Jährige ein Ruckeln an seinem linken Vorderrad. Er fährt bei Kieselbronn bei Pforzheim von der Autobahn runter, schaut nach und stellt fest: Drei Schrauben fehlen, die vierte hängt gerade noch so drin. „Zum Glück war die fünfte eine Sicherheitsschraube. Wer weiß, wie das sonst ausgegangen wäre.“
Lutz sucht sofort die nächste Werkstatt auf. Der Handwerker dort habe ihm gleich gesagt: „Sowas passiert nicht einfach so. Da muss jemand mit dem Drehkreuz nachgeholfen haben.“Zumal der letzte Reifenwechsel – von Winter auf Sommer – schon viele Wochen zurück liege und er diesen bei einer KfzWerkstatt in Westerheim habe durchführen lassen, erzählt Lutz weiter.
Nachdem er seinen Verwandtschaftsbesuch in Freiburg hinter sich gebracht hatte, erstatte er am Montag bei der Laichinger Polizeidienststelle Anzeige gegen unbekannt. Durch Zufall erfährt er später, dass wenige Wochen zuvor bei seinem Nachbarn ebenfalls die Autoreifen beschädigt wurden. Jedoch wurden nicht die Schrauben gelockert oder rausgedreht, jemand hat einen Bohrer in den Reifen gerammt.
Polizei bestätigt die Vorfälle
Eine Sprecherin des Polizeipräsidium Ulm bestätigt, dass nicht nur vergangenen Montag eine Anzeige gegen unbekannt bei ihnen einging, sondern auch, dass in der Nacht von Freitag auf Samstag, 3. auf 4. August, im Meisenweg in Westerheim ein bislang noch unbekannter Täter eben einen Bohrer gewaltsam in den Autoreifen gedrückt hat. „Dass es sich dabei um einen Bohrer handelt, wissen wir, weil ein Bohrerstück bei einer Autofahrt wieder aus dem Reifen fiel“, so die Sprecherin weiter.
Doch damit noch nicht genug: Der Polizei sind noch weitere Vorfälle in Westerheim bekannt, die ein ähnliches Muster vorweisen – insgesamt seien es vier Tatzeitpunkte, zählt die Polizeisprecherin auf: Vom 18. auf den 19. Juli dieses Jahres wurde in der Oberen Gasse in zwei Autos, einem Ford und einem Mercedes, jeweils eine Schraube in den Autoreifen gedreht. Im Zeitraum vom 18. bis 26. Juli wurde ein Mini Cooper Opfer eines Schraubendrehers. Und dann eben noch der Fall im August im Meisenweg bei Lutz’ Nachbarn sowie bei Lutz selbst.
„Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt die Polizeisprecherin: „Es liegt nahe, dass es möglicherweise ein und derselbe Täter ist, aber wir wissen es nicht.“Einen konkreten Verdächtigen gebe es bislang noch nicht. Zum Glück, sagt sie, sei es nur Sach- und kein Personenschaden.
„Mir wurde da schon etwas anders, als mir gesagt wurde, dass da jemand rumgeschraubt hat“, sagt Lutz. Und normalerweise halte er auch nicht viel davon, Kleinigkeiten aufzubauschen. Doch er will, dass die Menschen mehr Acht geben – und: Dass der Übertäter gefasst wird.