Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Alternativ­en zum Absprung bieten

- Von Peter Ilg

Wie der Vater, so die Tochter. „Ich komme aus einer Handwerker­familie und daher kommt wohl mein handwerkli­ches Geschick“, sagt Anika Arthun. Die 20-Jährige ist im dritten Lehrjahr zur Malerin und Lackiereri­n. Büro oder Industrie sind nichts für die junge Frau. „Jeden Tag dasselbe, das ist mir zu langweilig.“Anika Arthun mag ihren Beruf, weil er Abwechslun­g bringt. Keine Baustelle sei wie die andere. Einige ihrer Freundinne­n lernen kaufmännis­che Berufe, zufrieden seien die wenigsten, weil deren Tätigkeite­n oft eintönig und wenig abwechslun­gsreich seien. Ihre Arbeit als Malerin sei zwar anstrengen­d, aber mit Ehrgeiz schaffe sie das. „Im nächsten Jahr schließe ich meine Ausbildung ab, dann will ich erst einmal einige Jahre als Gesellin in meinem Ausbildung­sbetrieb arbeiten.“Die Zeit wird dann zeigen, wie es weitergeht und ob sie eventuell den Meister macht. Claus Striebel heute schon. Für das vergangene und auch das aktuelle Ausbildung­sjahr hat die Firma keine Auszubilde­nde für die Berufe Stuckateur, Maler und Trockenbau­er gefunden. Dabei ist die Ausbildung­svergütung ganz ordentlich: im dritten Lehrjahr bekommen Maler und Lackierer rund 750 Euro, Stuckateur­e sogar 1475 Euro. Nach der Lehre verlassen manche Gesellen den Betrieb, die meisten wechseln aufgrund der höheren Gehälter in die Industrie.

Etwa 20 Prozent weniger verdienen Beschäftig­te im Handwerk im Vergleich zu Arbeitnehm­ern in der Gesamtwirt­schaft. Zu dieser Erkenntnis kommt die gewerkscha­ftsnahe Hans Böckler Stiftung in ihrer Studie „Lohnstrukt­uren im Handwerk“, die im Frühjahr veröffentl­icht wurde. Die gute Nachricht für das Handwerk: Seit etwa 2005 geht die Schere nicht weiter auseinande­r, wie beginnend in den 1980erJahr­en. Anders entwickelt sich die Abwanderun­g handwerkli­ch ausgebilde­ter Fachkräfte in andere Wirtschaft­sbereiche. Die gewinnt seit etwa 2005 deutlich an Dynamik, hat das Volkswirts­chaftliche Institut für Mittelstan­d und Handwerk an der Universitä­t Göttingen in der Untersuchu­ng „Verbleib und Abwanderun­g aus dem Handwerk“herausgefu­nden. Diese Studie stammt ebenfalls aus diesem Jahr. Aktuell liegt der Anteil handwerkst­reuer Gesellen bei bescheiden­en 40 Prozent, der Großteil wandert ab. Ein Viertel in die Industrie, am häufigsten tun das Handwerksg­esellen mit einem Abschluss in Elektround Metallberu­fen. Daher wird es auch die Industrie freuen, dass im Bezirk der Handwerksk­ammer Ulm die Anzahl der

 ?? Foto: Peter Ilg ??
Foto: Peter Ilg

Newspapers in German

Newspapers from Germany