Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bürgerbeteiligung ist gewünscht
Firma Juwi stellt ihr Vorhaben für Photovoltaik-Freilandanlage in Suppingen vor
SUPPINGEN - Die Firma Juwi mit Sitz in Wörrstadt möchte im Gewann Lemmel bei Suppingen eine Freiflächensolaranlage errichten. Im Ortschaftsrat bekam das Unternehmen am Freitagabend die Möglichkeit, das Vorhaben, die damit verbundenen Möglichkeiten, Ziele und Vorstellungen zu erklären. Der vorangegangene Antrag seitens des Ratsherren Ludwig Häberle, bei der anschließenden Fragerunde und Diskussion auch das Publikum zuzulassen, wurde vom Gremium mehrheitlich abgelehnt.
Dann war es an Florian Stein vom Unternehmen Juwi, dem Ortschaftsrat das Vorhaben schmackhaft zu machen, denn eines stellte der Fachbereichsleiter gleich klar: „Sie als Kommune haben die Zügel in der Hand.“
Zu den Planungen: Auf einer Fläche im Gewann Lemmel bei Suppingen soll eine Photovoltaik-Freilandanlage auf insgesamt 8,6 Hektar entstehen. Diese Fläche liegt dem Solarpark des Verbundes der Erzeuger Enerneuerbarer Energien (VEEE) gegenüber – also zwischen Laichingen und Suppingen. Die angestrebte neue Anlage von Juwi ist laut dem Suppinger Ortsvorsteher Bernd Kühnle doppelt so groß. Über 17 500 Solarmodule würden genutzt und in Reihe gestellt. Laut Florian Stein werden sieben Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, womit letztlich 2500 Haushalthalte versorgt werden könnten.
Der Zeitplan: Der ausgearbeitete ideale Zeitplan des Unternehmens sehe vor, dass der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan (BPlan) im Oktober gefasst wird. Dann könnte Juwi im November an der Ausschreibung der Bundesnetzagentur teilnehmen und Gutachten erstellen. Im zweiten Quartal 2019 gehe es darum, diverse Genehmigungen zu beantragen, bevor ein Baubeginn im dritten Quartal 2019 angestrebt ist. Die Inbetriebnahme könnte dann im vierten Quartal 2019 erfolgen. Wichtig dabei: Die Kommune muss die Voraussetzungen schaffen, den Flächennutzungsplan (F-Plan) fortschreiben, um dann auch einen BPlan aufstellen zu können. „Heute sprechen wir rein informativ. Es geht um keine Entscheidungen“, verdeutlichte der Suppinger Ortsvorsteher.
Die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung: Das Unternehmen Juwi ist laut Florian Stein weltweit im Solarund Windbereich unterwegs. 1000 Windräder sowie 1600 Solarflächen seien in der Firmengeschichte bisher errichtet worden. „Wir suchen Standorte, bewerten diese, begleiten Genehmigungen und Gutachten, planen und optimieren die Anlage, bauen und finanzieren diese“, zeigte Stein in der Sitzung des Ortschaftsrates auf und fügte an: „Erneuerbare Energien haben ein großes Nutzungspotenzial. Das treibt uns an.“
Strom lasse sich günstiger aus erneuerbaren Energiequellen gewinnen. Doch was haben die Bürger davon? Die Firma biete unterschiedliche Beteiligungsmodelle an. „Wir hoffen, dass dann eines auf Gegenliebe stößt“, so Stein. Zum einen sei eine Anlage in der Hand einer Genossenschaft möglich. Dahingehend sei Juwi schon mit regionalen Genossenschaften in Kontakt. Zudem gebe es die Möglichkeit, den Bürgern den Strom anzubieten. „Wir schnüren dann ein lokales Stromangebot, das günstiger als der Grundversorger wäre. Zusätzlich gibt es eine Wechselprämie“, zeigte Stein auf. Zusätzlich gebe es die Form der Sparbriefe. „Wenn wir eine lokale Bank finden, könnten wir das auch in Suppingen anbieten.“Letzte Möglichkeit sei, die Kommune als Betreiberin zu gewinnen. Die Diskussion im Ortschaftsrat: „Wir pflastern unsere Äcker zu – entweder mit Mais für die Biogasanlagen oder solchen Anlagen“, sagte Ratsfrau Beate Bückle. Es gehe doch auch um guten Ackerboden. Der Großteil der vorgesehen Fläche für die Photovoltaik-Freilandanlage liegt auf Ackerfläche. Dann gibt es noch eine kleine Grünfläche der Gemeinde. Ratsherr Ludwig Häberle merkte an, dass der Ertrag aus einer solchen Anlage deutlich höher als jener in Biogasanlagen wäre. Ihm gehe es um den Naturschutz; ein Vorbild sei für ihn die Gemeinde Berghülen. Entsprechende Maßnahmen wie eine Hecke als Sichtschutz oder die Höhe der Module kann laut Stein die Kommune in der Bauleitplanung festlegen. Die Firma Juwi selbst stehe hinter dem Naturschutz.
Ludwig Nüßle brachte einen weiteren Aspekt – die Ortsentwicklung – ein. „Wir haben vor einigen Jahren einen zweiten Solarpark abgelehnt. Ich fände es unfair, wenn wir das jetzt befürworten“, sagte er. Joachim Papp, der Kollege Steins, merkte darauf an, dass sich Zeiten ändern, es einen erheblichen Bedarf für erneuerbare Energien gebe.